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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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hochzufrieden.
    Bevor
Sherry Gelegenheit hatte, einen Abend, den er am eigenen Herd verbrachte,
langweilig zu finden, vernahm man ein Klopfen am Portal des Hauses, und wenige
Minuten darauf brachte man Sherry die Karte von Sir Montagu Revesby. Er befahl
Groombridge, den späten Besucher herauf zu bitten, und begab sich selbst auf
den Vorplatz hinaus, um ihn willkommen zu heißen.
    Sir Montagu
trat ein und brachte die artigsten Entschuldigungen vor, so bald nach ihrer
Ankunft in London bei der Viscountess einzudringen. Er sei nur mangelhaft
unterrichtet gewesen, sonst hätte er am Vormittag seine Karten abgeworfen; er
hoffe aber, daß sie ihm diesen Etikettefehler vergeben werde; er sei nur
gekommen, um ausfindig zu machen, ob Sherry Lust habe, ihn in ein Haus in
unmittelbarer Nachbarschaft zu begleiten, in dem einige Freunde zusammenkommen
sollten.
    «Brockenhurst
bat mich, falls du nach London zurückgekehrt sein solltest, zu versuchen, dich
zum Mitkommen zu bewegen, aber ich fürchte ...» und er machte eine Verbeugung
mit dem ihm eigenen ironischen Lächeln in Heros Richtung – «daß ich vergebens
gekommen bin.»
    «O Gott,
nein, durchaus nicht!» rief Sherry. «Kätzchen, du hast doch nichts dagegen,
wenn ich dich allein lasse, nicht wahr?»
    Seiner
Erklärung eingedenk, daß sie einander, einmal in London angekommen, bei ihren
Unterhaltungen nicht im Wege sein würden, schluckte Hero ihre Enttäuschung
tapfer hinunter und versicherte ihm, daß sie eben im Begriff gewesen sei, zu
Bett zu gehen.
    «Das ist
recht», sagte Seine Lordschaft. «Ich wußte ja, daß du nach der langen Reise
müde sein wirst.» Er zog ihre Hand an die Lippen, drückte einen Kuß auf ihr
Handgelenk und verließ sie, gefolgt von Sir Montagu.
    Hero hob
ihr Handgelenk an die Wange und ließ es lange Zeit dort ruhen. Sie hatte das
kaum überwindliche Bedürfnis zu weinen und schloß daraus, daß sie in der Tat
müde sein müsse, denn sie wußte sehr wohl, daß sie nicht den geringsten Grund
zum Weinen hatte, sondern, im Gegenteil, alles, was es auf der Welt gab, um
sie glücklich zu machen. Mit diesem ermunternden Gedanken zog sie sich in ihr
Schlafgemach zurück und plauderte fröhlich mit ihrer Kammerfrau, die sie
auskleidete und zu Bett brachte.
    Sherry, der
erst in früher Morgenstunde nach Hause zurückkehrte, erschien nicht am
Frühstückstisch. Als er schließlich aus seinem Schlafzimmer auftauchte, war es
schon elf Uhr vorbei; dessenungeachtet war er in seinem Dressinggown erschienen
und sah noch äußerst übernächtigt aus. Er erklärte schlicht, daß es bei
Brockenhurst eine ausgiebige Sauferei gegeben und daß er sich dazu auch auf ein
Hasardspielchen eingelassen habe. Alles in allem glaubte Hero nicht, daß es
klug wäre, ihn an ihr Vorhaben zu erinnern, seiner Mutter gegen Mittag einen
Besuch abzustatten. Sherry zog sich wieder in sein Zimmer zurück und fragte
gereizt, warum zum Teufel Bootle sein Rasierwasser nicht heraufgebracht habe.
Hero hatte eben beschlossen, in ihrer Barutsche durch den Hydepark zu fahren,
um etwas Luft zu schöpfen, als der erste ihrer Besucher ans Portal klopfte.
    Es war Mrs.
Bagshot, die ihre beiden älteren Töchter im Schlepptau führte. Sie segelte in
den Salon, fast ehe Groombridge Zeit fand, sie anzumelden, blieb inmitten des
Raums stehen und sagte, nachdem sie ihre Blicke taxierend hatte umherschweifen
lassen, nur das eine Wort: «Nun?!»
    Hero erhob
sich in einiger Verwirrung, ging ihr entgegen und stotterte, während sie
leicht errötete: «C-Cousine J-Jane! C-Cassy! Eudora Wie geht es euch?»
    «Ich
staune, daß du mir noch in die Augen sehen kannst!» sagte Mrs Bagshot. Ihre
Augen glitten über Heros hochgeschlossenes Kleid aus besticktem
französischem Musselin, das, in viele Fältchen gelegt, außerdem noch durch
zwei Reihen Volants reich geschmückt war. «Auf mein Wort!» rief sie aus. «Ich
glaube nicht, daß du je im Leben ein derartiges Kleid getragen hast.»
    Das erwies
sich als eine recht unglückliche Bemerkung, da sie Hero Gelegenheit gab zu
erwidern: «Das mußt du, liebe Cousine, ja am besten wissen!»
    «Was hast
du denn mit deinen Haaren gemacht?» fragte Cassandra. «Du siehst so fremd aus.
Ich habe dich kaum wiedererkannt.»
    «Das ist
die neueste Mode», erwiderte Hero. «Meine Kammerfrau hat mich so frisiert.»
    Mrs.
Bagshot stieß ein kurzes Lachen aus. «Kleider machen Leute! Ich sehe, daß du
dich nach der allerletzten Mode kleidest. Vermutlich werden wir es auch

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