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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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noch
erleben, daß du dir eine eigene Equipage hältst und eine Loge in der Oper, nach
dem Vorbild vornehmer Damen. Wenn ich bedenke – wie dem auch sei, ich bin nicht
gekommen, um mit dir zu streiten, und der Himmel weiß, wie dankbar ich bin,
dich so standesgemäß versorgt zu sehen, wenn du es auch hinnehmen mußtest,
einen Antrag zu akzeptieren, der dir ja doch nur in einem Anfall von Verbitterung
gemacht worden ist. Es würde mich nicht wundern, wenn ich erfahren sollte, daß
du jetzt zu vornehm geworden bist, um deine bescheidenen Cousinen noch zu
kennen, dieselben Cousinen, die dir ein Heim geboten haben, als du völlig
mittellos auf der Welt zurückbliebst.»
    «Nein»,
sagte Hero ganz ernst. «Wirklich, so undankbar bin ich nicht. Und ich wäre
glücklich, wenn es mir gelingen würde, für meine Cousinen Ehegatten zu finden.
Sherry sagt nur ...» Sie brach abrupt ab und errötete mit einem drolligen
Gesichtsausdruck äußerster Bestürzung bis unter die Haarwurzeln.
    «Und was
ist es bitte, das dein Gatte sagt?» fragte Mrs. Bagshot in drohendem Ton.
    «Ich habe
es vergessen!» sagte Hero verzweifelt.
    «Ich
verabscheue Ausflüchte», bemerkte Eudora. «Ich kann dir versichern, daß du
keine Angst haben mußt, uns zu wiederholen, was er gesagt hat, denn es ist uns
ganz egal, was ein so ausschweifender junger Mensch sagt.»
    Durch diese
Kritik an ihrem Ideal aufs tiefste gekränkt, erwiderte Hero, ohne zu zögern:
«Nun, er sagte, daß er euch nicht im Haus haben will, weil er euch nicht leiden
kann!»
    Mrs.
Bagshot lief purpurrot an und rang vergebens nach Worten. Bevor sie auch nur
einige der Situation angemessene Worte zu finden vermochte, sagte Hero
reumütig: «Oh, bitte um Entschuldigung. Aber Eudora hätte das über Sherry nicht
sagen sollen. Bitte nimm Platz, Cousine Jane, und – und gestatte, daß ich
Groombridge läute, damit er Obst und Wein bringt.»
    Doch Mrs.
Bagshot wies die ihr angebotenen Erfrischungen zurück, ließ sich dann aber doch
dazu herbei, auf dem Sofa Platz zu nehmen; während sie dies tat, erklärte sie, daß
sie bedaure, feststellen zu müssen, daß Heros Standeserhöhung nicht dazu
beigetragen habe, ihre Manieren zu verbessern. Ihre Töchter wanderten indessen
im Zimmer umher, betrachteten die Möbel, kritisierten die Farbe der Vorhänge
und wunderten sich, wie es Hero ertragen konnte, einen Kanarienvogel um sich
zu haben, der sie mit seinem widerwärtigen Lärm doch betäuben müsse. Hero
erwiderte auf ihre Kritik und ihre Ausrufe mit aller Geduld, deren sie fähig
war, und versuchte den äußerst gründlichen Fragen von Mrs. Bagshot mit Würde
und Höflichkeit zu begegnen. Es gelang ihr recht gut, aber da öffnete sich
plötzlich die Türe, um den völlig ahnungslosen Sherry einzulassen, der ihr
zurief: «Das ist eine verdammte Geschichte, Kätzchen! Dieser Trottel von einem
Kammerdiener verlor meine ...»
    Was Bootle
verloren hatte, sollten sie nie erfahren, denn als Sherry der morgendlichen
Besucher ansichtig wurde, brach er mitten im Satz ab, stieß
mit dem Ausdruck des Entsetzens nur «Mein Gott!» hervor und zog
sich schleunigst wieder zurück. Hero unternahm den verzweifelten Versuch,
Haltung zu bewahren, es gelang ihr aber nicht, und sie brach in
fassungsloses Gelächter aus. Ihre tief beleidigte Verwandte erhob sich
darauf majestätisch und sagte, indem sie sich an ihre Töchter wandte, mit
furchteinflößender Stimme: «Kommt, meine Lieben! Es ist sonnenklar,
daß wir im Hause unserer Cousine nicht willkommen sind!»
    «Oh, bitte,
nimm das doch nicht übel, Cousine Jane!» bat Hero. «Es – es ist bloß, weil sich
der arme Sherry heute nicht ganz wohl fühlt. Ich weiß bestimmt, daß es ihm
jetzt schon leid tut.»
    Mrs.
Bagshot blieb dessenungeachtet unerbittlich und war eben im Begriff, eine
strenge Abschiedsrede zu halten, als Groombridge, der eintrat, um Lord Wrotham
anzumelden, eine willkommene Unterbrechung verursachte.
    George trat
mit dem üblichen Ungestüm ein, wobei ihm die unvermeidliche rabenschwarze
Locke malerisch über die Stirne fiel. Er drückte Hero
herzlich die Hand und sagte: «Ich habe gehört, daß Sie vom Land zurück sind.
Wie geht es Ihnen? Sie sehen wunderbar aus! Und was für ein prächtiges Heim Sie
hier haben, Kätzchen!»
    «Oh,
George, ich bin so froh, Sie wiederzusehen!» sagte Hero. «Ach, kennen Sie –
kennst du Lord Wrotham, Cousine Jane?»
    Mrs.
Bagshot neigte ihr Haupt, verlor aber keine Zeit, ihre Töchter aus dem Zimmer
zu

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