Georgette Heyer
sehr seines eigenen Aufwandes wegen als
über Heros Ausgaben. Denn er vermochte um keinen Preis einzusehen, wie es ihr
gelingen konnte, derartige Summen lediglich für Mobiliar auszugeben; er nahm
sich aber großzügig vor, ihr diesbezüglich keine Vorwürfe zu machen.
Die
verschiedensten Rechnungen, die von Modistinnen und Schneidersalons
präsentiert worden waren, entlockten ihm gedankenschwere Pfiffe, doch
die Erfahrungen, die er in seiner Junggesellenzeit mit derartigen Modeateliers
gemacht hatte, enthoben ihn des Erstaunens über die Kosten einer scheinbar
völlig anspruchslosen Toilette oder über ein Nichts aus Schleiern
und Federn, das zu einem Gebilde geformt worden war, das nur
eine sehr entfernte Ähnlichkeit mit einem Hut besaß. Er stopfte alle Rechnungen
in eine Schublade und beschloß, sie seinem Finanzberater zur
sofortigen Erledigung zu übergeben. Jeder, der eine intimere Kenntnis der
Lebensgewohnheiten des Viscount hatte, würde sofort erkannt haben, daß sich
der veredelnde Einfluß der Ehe bereits fühlbar machte, denn noch vor einem
Monat hätte er alle Rechnungen dem Feuer überantwortet.
Das junge
Paar dinierte an diesem ersten Abend im neuen Heim, tête-à-tête zur fashionabel
späten Stunde von acht Uhr. Sie saßen einander in
dem eleganten Speisezimmer gegenüber und wurden von einem Butler
bedient, dessen dürre Gestalt und bleiche Gesichtsfarbe auf eine durchaus
geeignete enthaltsame Lebensführung zu deuten schienen. Das Dinner, das
aus gebratenem Geflügel bestand, dem ein Hummer in Mayonnaise
und ein Leckerbissen von Hahnenkamm in Weinsauce vorangingen und dem eine
Birnencreme in altem Stil und eine Süßspeise folgten,
war augezeichnet zubereitet und erntete das volle Lob des Viscount.
Hero, die bereits den feierlichen Besuch des höheren Wesens empfangen hatte,
das in der Küche regierte, erklärte in sehr hausfraulicher Weise,
daß sie sehr froh sei, sich entschlossen zu haben, die alte Feuerstelle aus der
Küche entfernen und an ihrer Stelle einen geschlossenen Ofen installieren zu
lassen.
Der
Viscount verdarb die Wirkung dieser Äußerung etwas, indem er sie über den Tisch
hinweg angrinste und fragte, was, zum Teufel, sie von Küchenherden verstehe.
Hero zwinkerte fröhlich zurück und erwiderte: «Ach, nicht sehr viel, aber Mrs.
Groombridge sagt, daß sie eine ausgezeichnete Erfindung seien und daß man
dadurch sehr viel Kohle ersparen kann.»
«Na, das
ist jedenfalls etwas», sagte Sherry und hob sein Monokel ans Auge, um die
Flasche zu besichtigen, die ihm der Butler präsentierte. «Nein, diesen nicht.
Bringen Sie eine Flasche schäumenden Champagner. Den wirst du bestimmt gern
trinken, Kätzchen.»
Da der
Viscount den Wein aber sehr trocken liebte, mußte Hero sich dazu zwingen, ihren
Zügen den richtigen Ausdruck des Genusses zu geben, den wirklich zu empfinden
sie weit entfernt war. Darüber mußte der Viscount herzlich lachen, dann
erklärte er aber, daß er ihr nicht gestatten könne, ihr Inneres andauernd mit
so schrecklichem Zeug wie Obstlikör
zu verpatzen, und bat sie, ihr Glas wie ein gehorsames Kind auszutrinken.
«Auf Ihr
Wohl, Mylady!» sagte er und erhob sein Glas. «Verwünscht, wir müssen doch auch
auf unser erstes Heim trinken, natürlich müssen wir das!»
Seiner
Anweisung gemäß verließ Hero ihn nach Beendigung des Mahles in äußerst
korrekter Form und zog sich in den Salon des oberen Stockwerkes zurück, während
Sherry seinen Portwein in einsamer Pracht genoß. Da dies aber äußerst
langweilig war, folgte er ihr sehr bald nach, ließ sich in einen der
strohfarbenen Stühle sinken, streckte seine langen Beine gegen das Gitter des
Kamins, in dem ein kleines Feuer entzündet worden war, und sagte gähnend, man
könne doch auch eine Menge Positives für die Ehe anführen.
«Das heißt,
man könnte es tun», fügte er hinzu, «wenn du nicht eine Garnitur so unbequemer
Stühle gekauft hättest! Warum, zum Kuckuck, hat Ferdy, der doch dabei war, das
erlaubt?»
«Aber,
Sherry, erinnerst du dich denn nicht? Wir haben sie doch am ersten Tag
gemeinsam gekauft, damals als du mit mir kamst, um Möbel auszusuchen.»
«Du lieber
Gott, da muß ich betrunken gewesen sein.»
«Vielleicht
sitzt du nur in dem falschen Fauteuil», sagte Hero. «Bitte versuche einmal
diesen hier, er ist wirklich sehr bequem.»
Der
Viscount erhob keinerlei Einwendungen dagegen, mit ihr Platz zu tauschen, und
als er den zweiten Stuhl leidlich bequem fand, war sie
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