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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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führen. Denn sie war außerstande, es für möglich zu halten,
daß irgendein junger Mann die Mädchen ansehen könne, ohne sofort
vor Bewunderung hingerissen zu sein; obwohl Seine Lordschaft den Vorzug besaß,
englischer Pair zu sein, war es doch zu allgemein
bekannt, daß er, vulgär ausgedrückt, ziemlich pleite war. Hero, die ihre
Verwandten bis ans Portal begleitete, mußte sich noch über die Ungehörigkeit,
Vertraulichkeiten eines so unbeständigen jungen Mannes zu
ermutigen, Vorwürfe ihrer Cousine anhören, die schließlich der frommen Hoffnung
Ausdruck verlieh, daß ihre seltsamen Manieren ihr nicht eines Tages zum Ruin
gereichen mögen.
    Nachdem sie
sich von ihrer Cousine verabschiedet hatte, eilte Hero die Treppe wieder
hinauf, hüpfte in den Salon, und rief aus: «George, ich habe mich noch nie so
gefreut, jemanden zu sehen! Sie hat mich gerade furchtbar ausgezankt, als Sie
kamen, und ich dachte, daß sie nie mehr weggehen würde. Ich weiß nicht, wohin
sich Sherry versteckt hat; stellen Sie sich folgendes vor: er kommt hier
herein und hat keine Ahnung, daß meine Cousine bei mir ist; er sieht sie, ruft
nur: < Mein Gott! > und stürzt wieder aus dem Zimmer. Es war urkomisch!
Sind Sie gekommen, um ihn zu besuchen?»
    «Nein –
nein – obwohl ich mich natürlich freuen würde, ihn zu sehen. Ich kam, um Ihnen
meine Aufwartung zu machen, meine Karten abzuwerfen und zu fragen, ob Sie Lust
hätten, sich um drei Uhr einen Ballonaufstieg anzusehen?»
    Hero war
von diesem Vorschlag natürlich restlos begeistert und erklärte, daß sie nichts
lieber täte. «O George, wie freundlich von Ihnen, an mich zu denken. Ich habe
Ihnen wirklich sehr zu danken.»
    «Durchaus
nicht. Ich versichere ihnen – ich dachte, daß Sie dieses Schauspiel vielleicht
noch nie gesehen haben. Ein sonderbarer Zufall will es, daß auch Miss Milborne
es noch nie gesehen hat. Sie würde gern dabei sein, aber da Mrs. Milborne
zufällig bei Freunden eingeladen ist und das ganze Projekt ins Wasser fallen
würde, wenn Sie nicht ...» ein entwaffnend offenherziges Lächeln flog über
seine Züge – «Ach, hol's der Teufel! Kätzchen, der langen Rede kurzer Sinn ist,
daß Miss Milborne es außerordentlich begrüßen würde, wenn Sie ihr einen Platz
in Ihrem Wagen anbieten wollten. Und nichts könnte gemütlicher sein, als wenn
Sie Sherry auch noch dazu bewegen könnten, sich uns anzuschließen.»
    «George,
Sie sind wirklich eine tolle Nummer!» sagte Hero, die wieder einmal eine
Anleihe bei Sherrys blumigem Wortschatz machte. «Ich habe gute Lust, statt Miss
Milborne meine Cousine Cassy mitzunehmen. Da würden Sie aber bestürzt
dreinschauen!»
    «Ich
schwöre, daß Sie der beste aller guten Kameraden sind!» rief George. «Ach nein.
Das meine ich gar nicht. Was habe ich gesagt? Nein wirklich, die Welt erscheint
mir heute so unbeschreiblich schön – oder sie würde mir so erscheinen, wenn Sie
die große Güte hätten, ein Billett in die Green Street zu schicken und Miss
Milborne zu bitten, Ihnen Gesellschaft zu leisten.»
    «Gut, ich
werde es tun», versprach Hero, setzte sich aufs Sofa und wies einladend auf den
Platz neben sich. «Was ist aber geschehen, um Sie in so strahlende Laune zu
versetzen? Isabella hat doch nicht – oh, George, hat sie Ihren Antrag
angenommen?»
    «Nein»,
sagte er und aller Glanz erlosch in seinen ausdrucksvollen Augen. «Nein, das
nicht, aber – schauen Sie, Kätzchen ...» Während er sprach, griff er in seine
Tasche und zog ein kleines Päckchen hervor. Er wickelte es ehrfurchtsvoll aus
und enthüllte eine welke rosa Rose, die im Begriff war, rasch den Zustand
völliger Verwesung zu erreichen. Hero starrte dieses Relikt mit weitgeöffneten
Augen an und sagte, nachdem sie George fragend angeblickt hatte, etwas
eingeschüchtert: «Hat sie Ihnen diese Rose geschenkt, George?»
    Er nickte,
und seine Erregung war so stark, daß er einen Moment lang nicht zu sprechen
vermochte. Nachdem er sich geräuspert hatte, sagte er: «Sie hatte gestern abend
ein Rosenbukett an ihrer Toilette befestigt.
Und diese Rose hier löste sich und fiel ihr in den Schoß, und Severn ...» bei
dieser Erinnerung knirschte er hörbar mit den Zähnen – «also
Severn hatte die Unverschämtheit, sie einfach von ihr zu verlangen! So, als
brauchte er sie nur zu bitten und sie müßte sich seinen Wünschen
fügen. Ich war nahe daran, ihn zur Rechenschaft zu ziehen, das kann ich Ihnen
versichern! Ich hätte es auch getan, hätte ihm Miss

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