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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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heraus, daß der Grund, weshalb Miss Milborne dieses
Gesprächsthema angeschnitten hatte, einzig und allein in dem Umstand zu suchen
war, daß sie Seine Gnaden von Severn zu dieser Party begleitet hatte.
    Es war kein
Wunder, dachte Hero, daß der arme George am Schluß der Expedition so erschöpft
und düster aussah. Es drängte sie, seine Hand mit ihren beiden zu umschließen,
als er sich vor ihrer Tür verabschiedete, und schüchtern zu sagen: «Machen Sie
sich nichts daraus, George. Ich glaube, sie hatte Kopfschmerzen.»
    Er
errötete, murmelte etwas Unverständliches und schritt die Straße hinab. Hero
blieb zurück und dachte, daß ihr angebeteter Sherry vielleicht gar nicht so
sehr zu bedauern sei, wie sie angenommen hatte.

9
    Im Laufe der folgenden Wochen warf eine
große Anzahl Persönlichkeiten Karten in der Half Moon Street ab, da der
umsichtige Mr. Stoke die Genehmigung des Viscount erhalten hatte, eine Notiz in
die Gesellschaftsrubrik der Morning Post einzuschalten, die die
vornehme Welt davon in Kenntnis setzte, wo Lord und Lady Sheringham ihren
ständigen Wohnsitz aufgeschlagen hatten. Die älteren Besucher kamen, weil sie
es für ihre Pflicht hielten, Sherrys Frau ihren Respekt zu bezeugen. Da aber
kaum zu erwarten war, daß verheiratete Frauen mit hoffnungsvollen Familien,
die vom Universitäts- bis zum Kinderzimmeralter reichten, sich viel um eine
junge, kaum siebzehnjährige Frau kümmern würden, und da sich keine
einflußreiche Dame fand, deren Aufgabe es gewesen wäre, Hero in die richtigen
Gesellschaftskreise einzuführen, war es nur natürlich, daß sie mit viel
jüngeren Damen Freundschaften schloß, die sich zum größten Teil aus einer recht
flotten Clique rekrutierten. Einer ihrer ersten Besuche war Mrs. Hoby, eine
schicke lebhafte junge Frau, die sich Hero als entfernte Cousine vorstellte und
sie mit ihren Beteuerungen und Aufmerksamkeiten fast überwältigte. Sie war mit
einem Iren verheiratet, der einstmals einen bedeutenden Besitz erben würde,
aber derzeit in recht prekären Umständen von achthundert Pfund im Jahr und von
seiner Anwartschaft auf sein Erbe leben mußte. Sie gestand, von Heros Existenz
bis zu dem Augenblick ihrer Vermählungsanzeige in den Zeitungen nichts gewußt
zu haben, als sie aber entdeckt hatte, eine Cousine zu besitzen, die
tatsächlich die Tochter des lieben Cousins Geoffrey war, hätte sie keine Zeit
versäumt, um sie aufzusuchen. Ein rascher Blick hatte sie unterrichtet, daß
ihre neugefundene Verwandte außerordentlich jung und unerfahren war, und sie
beschloß, sie unter ihre Fittiche zu nehmen. Daß die Protektion einer
leichtlebigen jungen Frau, die sich selbst nur am Rande der Gesellschaft
bewegte, Heros gesellschaftlicher Stellung nicht förderlich sein konnte,
vermochte diese nicht zu beurteilen. Sie zögerte daher nicht, die Einladung anzunehmen,
sich einer Abendgesellschaft im Pantheon anzuschließen, nachdem Mrs. Hoby bei
der Idee, sie könne nicht mitgehen, wenn Sherry sie nicht begleite, bloß
nachsichtig gelächelt hatte.
    «Oh, meine
liebe Lady Sheringham, ich versichere Ihnen, diese Sitte hat sich völlig
eingebürgert. Ich mache mir kein Gewissen daraus, Ihnen zu sagen – denn ich
bemerke, wie wenig Sie noch von dem nichtigen Leben wissen, das wir alle hier
in London führen –, daß es keinesfalls angehen würde, immer nur mit dem eigenen
Mann im Schlepptau gesehen zu werden. Nein, absolut nicht! Es hieße, sich wie
eine prüde alte Jungfer zu benehmen, und das sind Sie, wie ich mit einem
einzigen Blick feststellen konnte, durchaus nicht!»
    Da Sherry
ihr fast dasselbe gesagt hatte, war Hero bereit, dieses Machtwort anzuerkennen,
und war glücklich, als sie erfuhr, daß Sherry bereit sei, sie auf den Ball des
Almack-Clubs zu begleiten.
    «Ich
glaube, daß es am besten ist, wenn ich dich selbst hinbegleite», sagte Sherry
mit der Miene eines Mannes, der seinen Verpflichtungen in liebenswürdigster
Weise nachkommt. «Weißt du, es ist ja nicht mein Geschmack, da die Patronessen
aber so verteufelt steif sind, glaube ich, daß es für dich viel angenehmer sein
wird, wenn ich mit dir gehe, wenigstens beim erstenmal. Zehn zu eins wette
ich, daß es dir ohnedies nicht gefallen wird: es ist verteufelt stumpfsinnig,
darauf mach ich dich aufmerksam.»
    Er erhob
auch keinen Einwand gegen ihre neue Freundschaft; er hatte zwar nie zuvor etwas
von einer Mrs. Hoby gehört, da sie aber eine Cousine Heros war, zweifelte er
nicht, daß sie ein

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