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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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standesgemäßer Verkehr sei. Tatsächlich war er sehr froh, zu
erfahren, daß Hero damit begann, selbst Freundschaften zu schließen – denn er
hatte befürchtet, daß seine eigenen Verpflichtungen ihn daran hindern würden,
so viel und so oft mit ihr beisammen zu sein, wie sie vielleicht von ihm
erwartete. Diese Verpflichtungen schienen Seine Lordschaft ziemlich häufig in
gewisse äußerst diskrete Etablissements der Pall Mall und des Pickering Place
zu führen, gewöhnlich in Gesellschaft von Sir Montagu Revesby, dessen
Lebensaufgabe vorzugsweise darin zu bestehen schien, wie einige ältere
Gentlemen behaupteten, vermögende junge Leute in jene Spielhöllen einzuführen,
von denen man erwarten konnte, daß sie dort in der denkbar kürzesten Zeit von
ihrem Reichtum befreit würden. Seine Haltung, die entschiedene Art seines
Auftretens hatten ihm ein Entree in alle, mit Ausnahme der exklusiven Kreise
verschafft; und es bestand kein Zweifel, daß er auf seine jungen Freunde eine
beträchtliche Faszination ausübte. Monty war in seiner weltläufigen Weisheit,
der einschmeichelnden Art seinen Lieblingen gegenüber ein wahres Genie, und,
wie man sagte, ein Nonpareil, ein Wissender. Mochte sich auch die ältere Generation
der Dandys, die in olympischer Isolation im Erkerfenster des White saß,
weigern, einen Gruß von der Straße her zur Kenntnis zu nehmen, mochten sie ihre
Augenbrauen über Sir Montagu auch hochmütig in die Höhe ziehen, so vermochte
ihre etwas träge Mißbilligung bei einem jungen Menschen kaum ins Gewicht zu
fallen, der beabsichtigte, wenn möglich an jedem nur denkbaren Vergnügen
teilzunehmen, und der Männer wie Worcester, Alvanley und «King» Allan schon zum
alten Eisen zählte. Aber auch die Damen waren dem Charme Sir Montagus
gegenüber nicht unzugänglich, und es gab nur wenige, die sich nicht insgeheim
ein wenig geschmeichelt fühlten, wenn er ihnen scheinbar seine besondere
Aufmerksamkeit widmete. Denn er zählte keinesfalls zu jenen, die einer Dame nachliefen.
Immer höflich, lag in seiner einschmeichelnden Stimme stets ein leicht
ironischer Unterton, selbst dann, wenn er ein artiges Kompliment machte, und
das mußte natürlich ebenso herausfordernd auf das schöne Geschlecht wirken wie
der Umstand, daß sich keine der Damen rühmen konnte, ihn bis jetzt der Liste
ihrer Eroberungen hinzugefügt zu haben. Zweifellos hatte er sich auch als
Bewunderer der berühmten Schönheit Miss Milbornes gezeigt, aber Isabella
wußte nicht genau, ob sein Benehmen ihr gegenüber völlig frei von Ironie war.
Dieser Umstand erweckte natürlich das Interesse von jemandem, der gewohnt war,
rückhaltlose Bewunderung zu finden, und wann immer er sie besuchte oder wenn
sie ihn in einem andern Haus traf, in das auch sie geladen war, wurde sie sich
seiner Gegenwart weit stärker bewußt, als ihr lieb war. Aber mindestens bei
einer Dame verfehlte sein Charme völlig seine Wirkung. Hero konnte ihn nicht
leiden. Sie wußte, daß es ihre Pflicht war, Sherrys Freunde liebenswert zu finden,
und sie bemühte sich redlich, ihren Widerwillen zu überwinden. Es kam aber zu
häufig vor, daß Revesby ihr Sherry entführte, wie damals an ihrem ersten Abend
in der Half Moon Street. Auch die Kritik Ferdys war ihr im Gedächtnis
haftengeblieben und wurde durch den taktvollen Wink ihrer gütigen Beschützerin,
Lady Sefton, noch verstärkt, die meinte, daß es gut wäre, Sherry der
Gesellschaft dieser ame damnée zu entwöhnen. Hero gestand sich aber
ein, daß sie es nicht über sich bringen könne, Lady Sefton zu erklären, daß sie
und Sherry übereingekommen waren, einander in ihre Lebensführung nicht
dreinzureden, denn ihr Instinkt warnte sie, daß Lady Sefton eine so weitgehende
Toleranz nicht gutheißen würde. Sir Montagu kam ein oder zweimal zum Dinner in
die Half Moon Street; bei dieser Gelegenheit war sie eine freundliche, aufmerksame
Gastgeberin und verbarg die in ihrem Herzen erwachte, ihr jedoch kaum bewußte
Eifersucht, wenn sie mitansehen mußte, welchen Einfluß dieser selbstsicher
lächelnde Mann auf den unbeständigen Viscount ausübte. Wenn Sir Montagu aber
eine seiner amüsanten kleinen Kartenpartien in Sherrys Bibliothek arrangierte,
zog sich Hero nach dem Dinner in äußerst korrekter Weise zurück und erschien
nicht wieder. Waren die Gäste aber Mr. Ringwood, Ferdy, sein Bruder Marmaduke
und Lord Wrotham, dann entfiel diese konventionelle Form, und die Dame des
Hauses rollte sich – ebenso wie in Melton

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