Georgette Heyer
erwies sich als eine
höchst unglückliche Bemerkung, da es der Gräfinwitwe die Möglichkeit gab, zu
sagen, sie zweifle keinen Moment daran, daß ihr Sohn und seine Frau diesen Tag
begierig erwarteten. Sie fügte hinzu, daß dieser Tag ohnedies nicht mehr fern
sei, was Sherry derart ärgerte, daß er hinsichtlich der Smaragde starrköpfig
wurde und erklärte, er werde dem alten Ditchling den Auftrag erteilen, sie
abzuholen, falls sie nicht innerhalb einer Woche in seinem Haus abgeliefert
würden.
«Vielleicht»,
sagte die Gräfinwitwe, deren Gesichtsfarbe sich beängstigend vertiefte,
«wünschest du auch, daß ich deiner Frau die Perlengarnitur und die
Diamantknöpfe aushändige?»
«Ja, beim
Zeus, das wünsche ich!» sagte Sherry. «Ich bin froh, daß Sie mich daran
erinnert haben, denn sie sind genau das Richtige für Hero!»
«Oh,
Sherry, bitte nicht, bitte!» flüsterte Hero.
«Unsinn! In
meiner Familie werden die Perlen stets der Braut übergeben, das ist nichts
Neues», sagte Sherry lebhaft. «Komm jetzt. Wenn du mit George zu dieser
Expedition gehen willst, dann ist es an der Zeit, daß wir uns verabschieden.»
Die
Gräfinwitwe war von dem Gedanken, daß sie in die Falle gestürzt war, die sie
selbst gelegt hatte, so überwältigt, daß sie ihre Stimme kaum so weit zu
beherrschen vermochte, um ihren Gästen Lebewohl zu sagen. Hero knickste, als ob
sie noch immer ein kleines Schulmädchen wäre, und der Viscount drückte sittsam
einen Kuß auf die bebende Hand, die ihm gereicht wurde; und beide zogen sich
mit einem Gefühl der Erleichterung zurück, weil sie sich, wie Sherry es
ausdrückte, verhältnismäßig gut aus der Affäre gezogen hatten.
Ein
liebenswürdiges Schreiben von Isabella, in welchem sie Heros freundliche
Einladung annahm, lag auf dem spindelbeinigen Tischchen in dem kurzen Gang, der
dem Haus in der Half Moon Street als Entree diente, und um drei Uhr traf George
mit seinem Freund, Mr. Gumley, ein. Ein Blick auf diesen Gentleman genügte, um
Hero über den Grund von Sherrys unbändigem Gelächter aufzuklären: er war von
George offenbar wegen seiner Unbeholfenheit gewählt worden und wegen seiner
deutlich fühlbaren Angst vor dem weiblichen Geschlecht. Obwohl George mit
gesenkter Stimme versicherte, daß er, wenn er seine Schüchternheit
einmal überwunden habe, durchaus unterhaltsam sei, stotterte dieser
unansehnliche junge Mensch so arg, daß es bei den seltenen Bemerkungen,
die er machte, für seine Zuhörer noch weitaus peinlicher war als für ihn
selbst. Dennoch schien er eine tiefe, wenn auch stille Freude bei
dem sich ihm bietenden Schauspiel zu empfinden, dem beizuwohnen man ihn
hierhergebeten hatte, und es gelang ihm, als sie sich schließlich trennten,
Hero zu sagen, daß er sich außerordentlich gut unterhalten habe.
Für Hero
bedeutete dieser Nachmittag kein ungemischtes Vergnügen, obwohl sie sich
natürlich für den ersten Ballon, den sie zu sehen bekam, sehr
interessierte. Daran war das Betragen Miss Milbornes schuld.
Nichts hätte liebenswürdiger sein können als das Benehmen Miss Milbornes ihrer
Gastgeberin gegenüber, und nichts launenhafter als ihr
Betragen gegen ihren, von ihr völlig aus der Fassung gebrachten
Anbeter. Hero war außerstande, sie von Koketterie freizusprechen, und war
wirklich ehrlich empört, mitansehen zu müssen, wie sie den
unglücklichen Lord Wrotham zuerst heiß, dann wieder kalt behandelte.
Ob es daran lag, daß sie bereits bedauerte, ihn mit dem Geschenk der Rose, die
aus ihrem Ausschnitt gefallen war, zu sehr ermutigt zu
haben, oder ob sie es übelnahm, daß in ihre Gesellschaft ein so wenig
einnehmender Gentleman wie Mr. Gumley eingeführt worden war, vermochte niemand
zu sagen. Obwohl sie sich von Zeit zu Zeit George
gegenüber milder gestimmt zeigte und ihm sogar, als er ihr aus der
Barutsche half, gestattete, ihre Hand einen Moment länger als notwendig in der
seinen zu halten, war sie die meiste Zeit äußerst launenhaft und
ließ deutlich erkennen, daß er ihr nichts recht machen konnte.
Hero, die
für George herzliche Zuneigung empfand, konnte sich nicht zurückhalten, sie
einmal in sehr eindrucksvoller Art anzusehen, aber die Beauté
schien den Vorwurf in den Augen ihrer alten Freundin nicht zu bemerken.
Sie erging sich in der lebhaften Schilderung eines Maskenballs, den sie in der
vergangenen Woche besucht hatte. Obwohl Hero außerordentlich
jung und unerfahren mit den Tricks verwöhnter Schönheiten sein mochte, fand
sie doch bald
Weitere Kostenlose Bücher