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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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Brauen hervor an. Dann wandte er sich dem Brief zu
und begann ihn mit sehr grimmigem Gesicht zu lesen. Sein ablehnender Ausdruck
schwand allmählich und machte einem Gemisch aus Wut und Erstaunen Platz. Er
sagte nichts, bis er am Ende war, aber er schien sich nur mit Mühe zu
beherrschen. Endlich blickte er auf, und Fanny war sofort zu Tode erschrocken,
ein solch glühender Zorn stand in seinen Augen. «Und jetzt will ich tatsächlich
auf Serena warten!» sagte er. «Ich muß ihr weiß Gott persönlich danken!
Meinethalben so viel zu tun gehabt!» Er drehte sich plötzlich zum Major herum:
«Und wer zum Teufel ist dieser Goring, von dem sie schreibt?» fragte er.
    «Ich habe ihn nie kennengelernt,
aber Lady Spenborough erzählt mir, er sei Mrs. Floores Patenkind, und ein
höchst – ah – besonnener und respektabler junger Mann», antwortete der Major.
«Wir müssen uns auf ihn verlassen, daß er sie uns heil zurückbringt!»
    «Oh, müssen wir das, ja?» sagte
Rotherham wild. «Es ist viel wahrscheinlicher, daß sie ihn zurückbringt – auf
einer Bahre! Ein jeder Mann, der sich von Serena zu einem ihrer verdammten
Wettrennen verführen läßt, kann nur ein Knallkopf sein!» Er brach ab, horchte
auf, und seine Augen glitten schnell zum Fenster. Das Hufeklappern, das ständig
lauter geworden war, hörte plötzlich auf. Mit zwei Schritten war Rotherham
beim Fenster, warf es auf und schaute auf das Gefährt hinunter, das vorgefahren
war. Gespannte Stille; dann sagte Rotherham, der sich mit beiden Händen auf das
Fensterbrett stützte und in der einen Serenas zerknüllten Brief hielt: «Ihre
Gnaden – in einer Mietkutsche!»
    Er schlug das Fenster mit einem
Knall zu und drehte sich um. Fanny sprang auf. «Serena? Oh, Gott sei Dank! Oh,
welche Erleichterung!»
    Dann aber flüchtete sie instinktiv
zum Major, denn der Blick, den Rotherham ihr zuwarf, war hell und drohend.
«Danken Sie Gott nicht zu früh, Lady Spenborough! Serena ist jetzt in einer
viel größeren Gefahr, als sie es den ganzen Tag über gewesen ist, glauben Sie
mir!»
    «Nein, nein, halt!» schrie sie auf.
«Was wollen Sie ihr antun?»
    «Sie ermorden!» sagte er durch die
zusammengebissenen Zähne und ging schnell hinaus.
    Fanny wollte ihm nachlaufen, aber
der Major hielt sie am Arm fest: «Nein, meine Liebe! Laß!»
    «Hector, geh ihm nach!» drängte sie.
«Sein Gesicht – oh, er sah wie der leibhaftige Satan aus! Der Himmel allein
weiß, wozu er imstande ist, wenn er in einer derart schlimmen Wut ist! Du mußt
doch etwas tun! Hector, es ist deine Pflicht, Serena zu schützen!»
    «Das wäre es, wenn ich annehmen
müßte, daß sie in Lebensgefahr schwebt», antwortete er lachend. «Was ich aber
annehme, ist, daß ich bei diesem Streit einen schlechten Dritten abgeben
würde!»
    Inzwischen war Rotherham die Treppe
hinuntergelaufen und erreichte die Halle gerade, als Serena an Lybster vorbei
ins Haus trat. Ihr Gesicht unter der steifen, geschwungenen Krempe des
Zylinders war etwas blaß, und ihre Augen unter gerunzelten Brauen waren müde.
Sie legte die Reitgerte auf den Tisch und begann die Handschuhe abzustreifen.
«Ist Ihre Gnaden daheim, Lybster?»
    «Im Salon, Mylady. Auch ...»
    «Deine kurzrückige Mähre zuschanden
geritten, Serena?»
    Sie blickte sich rasch um. «Ivo! Du
hier?»
    «Ja, Serena, wie du siehst!» sagte
er und kam auf sie zu. «Nicht allein hier, sondern äußerst begierig, ein paar
Worte mit dir zu wechseln!»
    «Heiliger Himmel, wieder einmal
schlechter Laune?» fragte sie, zwar leichthin, aber ihre Augen waren auf der
Hut. «Bist du böse, weil Emily auf den bloßen Verdacht hin, du könntest
eventuell heute in Bath ankommen, auf den Ausflug nicht verzichtete? Wie
töricht von dir!»
    «Mein Mädchen», sagte Rotherham
drohend, «es wäre ganz gut für dich, wenn du aufhörtest, mich für einen
Schafskopf zu halten, den du mit deinem verdammten Geschichtenerzählen
übertölpeln kannst! Komm da herein!» Er stieß die Tür zum Eßzimmer auf, schob
Serena zu Lybsters größter Enttäuschung in das Zimmer und schloß die Tür vor
der Nase des Butlers. «Also, Serena! Jetzt aber!» sagte er. «Was in drei
Teufels Namen hast du getrieben? Lüg mich nicht an! Ich weiß, was für ein
Ausflug das war!» Er öffnete seine Linke und zeigte ihr den zerknüllten Brief.
«Erkennst du das? Dann sag mir die Wahrheit!»
    Sie sagte empört: «So, schön! Nicht
zufrieden damit, daß du Emily durch deine Arroganz eingeschüchtert hast, hast
du

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