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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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... ach, es ist unverzeihlich
von mir ... aber ... aber ...»
    Er
unterbrach sein Hinundherlaufen, blieb vor ihr stehen und starrte sie
aufmerksam an. «Einen Augenblick», unterbrach er sie scharf. «Das ist doch
nicht dein Ernst, was? Daß das Halsband verschwunden ist?»
    «Doch. Es
ist mein Ernst. Das war es ja, was mich fast zum Wahnsinn trieb, Dy.»
    «Mein
Gott», stieß er hervor und erblaßte. «Wann hast du es entdeckt?»
    «Am
nächsten Tag ... am Dienstag. Aber nicht ich habe es entdeckt, sondern meine
Kammerfrau. Sie sagte es mir sogleich, und da ... da fiel mir plötzlich ein,
daß ... hätte ich Zeit gehabt zu überlegen, dann hätte ich es vielleicht nicht
gedacht ... aber die hatte ich ja nicht.»
    «Lassen wir
das. Was sagtest du deiner Zofe?»
    «Daß ich
das Halsband zu Jeffreys gebracht habe, um die Schließe richten zu lassen. Sie
versicherte mir, sie habe mit keiner Menschenseele über den Verlust gesprochen.
Hierauf sagte ich ihr, sie solle es auch weiterhin nicht tun. Ich bin
überzeugt, daß sie es nicht getan hat.»
    «Cardross
weiß also nichts davon?»
    «Nein,
nein. Wie kannst du annehmen, daß ich es ihm sagte, wenn ich dachte, du hättest
das Halsband genommen?»
    Dysart zog
den Atem scharf ein. «Das ist das Wahre!» sagte er mit schneidendem Hohn. «Es
geht dir seit drei Tagen ab, deine verdammte Zofe weiß es, und du fandest es
nicht für richtig, Cardross etwas davon zu sagen oder dich im geringsten zu
bemühen, es zurückzubekommen! Ausgezeichnet! Und was beabsichtigst du jetzt zu
tun, mein Mädchen?»

12
    Nell saß etwa eine halbe Minute völlig
regungslos. Sie starrte den Viscount an, und die Farbe wich langsam aus ihren
Wangen. Nach der ungeheuren Erleichterung, die sie empfunden, daß Dysart das
Halsband nicht genommen hatte, war ihr Denken von tiefster Dankbarkeit erfüllt
gewesen, der sich allerdings Gewissensbisse zugesellten, ihn so falsch beurteilt
zu haben. Doch seine Worte brachten sie mit einem gewaltigen Ruck wieder auf
die Erde zurück. Sie hob ihre Hand an die Stirn. «O Himmel», sagte sie mit
fadendünner Stimme, «ich hatte es nicht überlegt... Dysart, was soll ich jetzt
tun?»
    «Ich weiß
es nicht», erwiderte er und zeigte sich keineswegs hilfsbereit.
    «Irgend
jemand muß es gestohlen haben. Aber wer? Es muß jemand von der Dienerschaft
gewesen sein. Jemand, der wußte, wo es verborgen war. Wie soll ich aber
feststellen, wer alles davon wußte? Das Zimmermädchen, das Mrs. Clopton vor
einem Monat entlassen hat? Nein, das würde ich ihr nicht zutrauen.»
    «So?! Ihr
kannst du es also nicht zutrauen?» sagte Seine Lordschaft mit schneidendem
Hohn. «Bin Ihnen ungemein verbunden, Mylady!»
    «Bitte
nicht, Dy», bat sie. «Hättest du es genommen, dann hätte ich doch gewußt, daß
es nur meinetwegen geschehen ist. Aber so ... Es kann jeder einzelne von ihnen
gewesen sein, und zu jeder Zeit. Es war auch nicht unbedingt nötig, daß der
Betreffende wußte, wo es sich befand: es war ja allen bekannt, daß ich es
besitze und niemals trage. Und bedenke nur, wie viele Gelegenheiten sich
für eine Person ergeben, die hier im Hause wohnt und nach dem Versteck sucht.
Und wenn sie es gefunden hat, würde sie vermuten, daß ich es vielleicht
monatelang nicht entdecke. Wäre Sutton um meine Wintergarderobe nicht so sehr
besorgt gewesen und hätte sie sie nicht herausgenommen, um sie durchzubürsten,
dann wüßte ich es auch heute noch nicht.»
    «Es hat
keinen Sinn, über das zu debattieren, was hätte geschehen können», sagte
Dysart. «Es geht darum, was geschehen ist, und das bringt dich in eine
schöne Patsche. Wenn du deiner Zofe nicht den Mund stopfen kannst, wird es
bestimmt herauskommen, daß du von dem Diebstahl des Halsbands drei Tage lang
wußtest, ehe du Cardross etwas davon sagtest. Nun, du kennst dieses
Frauenzimmer besser als ich. Glaubst du sie bestechen zu können, damit sie
dieselbe Geschichte erzählt wie du?»
    «Ich weiß
es nicht», sagte sie langsam, «es ist auch nicht wichtig: denn ich werde es
nicht tun.»
    «Ich
glaube, du hast recht», pflichtete er ihr bei. «Verflucht riskant! Sie würde
zweifellos vermuten, daß etwas Bedenkliches dabei vertuscht werden soll, und
wenn sie erst einmal bemerkt hat, daß du Angst hast, Cardross könnte davon Wind
bekommen, müßtest du vermutlich bis zum Weißbluten zahlen. Gott, es wäre kein
Ende abzusehen?»
    «Das glaube
ich nicht. Es geschieht auch nicht aus diesem Grund; Dysart, diese ganzen
Sorgen sind

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