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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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nur deshalb über mich hereingebrochen, weil ich Cardross täuschen
wollte ... und sie wurden ständig größer und größer, bis ...» Sie brach
schaudernd ab. «Ich muß ihm die Wahrheit gestehen. Ich muß es ihm auf der
Stelle sagen!»
    Noch
während sie sprach, sprang sie auf, doch der Viscount sagte beruhigend: «Nein,
das ist unmöglich, weil er nicht zu Hause ist. Er sagte zu Farley, er käme vor
fünf Uhr nicht zurück.»
    «Bis fünf
Uhr warten?! Ach, wenn mich mein Mut bis dahin nur nicht verläßt!»
    «Willst du,
daß ich dich zu ihm begleite?»
    «Du? O
nein. Ich muß allein mit ihm sprechen.»
    «Na ja, ich
bin selbst überzeugt, daß du die Angelegenheit besser allein erledigst», sagte
er aufrichtig. «Es handelt sich nicht darum, daß ich ihn nicht sehen will, denn
jetzt, da mit dem Mammon alles in Ordnung ist, besteht kein Grund, warum ich
mit ihm nicht sprechen sollte, wenn man davon absieht, daß ich mir von Corny
etwas ausgeborgt habe. Außerdem hätte es Cardross gewiß nicht gern, wenn du
mich wie eine verwünschte Leibwache mitbrächtest. Das hieße ihn von allem Anfang
an in üble Laune versetzen. Außerdem brauchst du keine Leibwache. Ich will ja
nicht behaupten, daß er nicht verteufelt böse sein wird, weil er es
vernünftigerweise sein muß, du brauchst aber nicht zu befürchten, daß er sich
nicht wieder versöhnen läßt. Er wird sich versöhnen lassen – und zwar viel
rascher, wenn ich nicht dabei bin. Er mag mich nicht besonders leiden, doch
dich liebt er von ganzem Herzen.»
    Nell
erwiderte nichts; nach einem Moment hielt er ihr die Banknoten wieder entgegen.
«Nimm sie! Hat keinen Sinn, ihm gegenüber die Rechnung der Schneiderin zu
erwähnen, außer wenn du einen besonderen Grund dafür hast. Du kannst das Ganze
auf mich schieben: ich hatte mir dreihundert Pfund von dir ausgeliehen und
zahlte sie dir jetzt wieder zurück. Ich glaube, das würde ihn mehr
überraschen, als wenn du ihm erzähltest, ich hätte sein verdammtes Erbstück
geklaut.»
    Bei diesen
mit beißendem Hohn geäußerten Worten schlang sie ihre Arme um seinen Hals und
versicherte ihm stürmisch, daß niemand je etwas Derartiges von ihm glauben
würde, und bat ihn erneut, ihr zu verzeihen.
    «Also gut.
Aber glaube ja nicht, daß ich mit dir zufrieden bin, denn das ist keineswegs der
Fall», erwiderte Dysart und löste sich aus ihrer Umarmung. «Es hat keinen
Zweck, sich mir an den Hals zu hängen und mir schmeicheln zu wollen: ich bin ja
nicht Cardross. Und denke daran! Wenn du das nächste Mal wieder in eine Patsche
gerätst, komm ja nicht zu mir, damit ich dir heraushelfe.»
    «Nein»,
sagte Nell, völlig eingeschüchtert.
    «So, und
jetzt gehe ich», kündigte er an. «Und reg dich nicht wieder auf, Nell!»
    Sie
schüttelte den Kopf.
    «Und
überleg es dir nicht wieder», warnte er sie.
    «Nein, ich
verspreche dir, es Cardross sogleich zu sagen, wenn er zurückkehrt.»
    «Trachte
also, es auch wirklich zu tun», sagte er und ließ sich so weit herab, sie
flüchtig zu umarmen. «Wahrscheinlich sollte ich hier bei dir bleiben, um dir
Mut zuzusprechen, aber ich war noch nicht bei Corny, und das muß raschest
erledigt werden. Überdies ist heute sein Geburtstag, und wir beabsichtigen,
ihn gründlich zu feiern.»
    Damit
empfahl er sich und überließ sie ihrer Einsamkeit und ihren melancholischen
Gedanken. Nach einer Weile raffte sie sich jedoch auf und schickte Sutton zu
Madame Lavalle, um die Rechnung zu bezahlen, und dachte, als sie der Kammerfrau
die Banknoten einhändigte, wie glücklich sie noch vor vier Tagen bei dieser
Gelegenheit gewesen wäre. Sie konnte zwar noch immer dankbar dafür sein, daß
sie Cardross diese Schuldsumme nicht eingestehen mußte, doch das schien eine
sehr geringfügige Erleichterung im Vergleich zu dem Unglück, das ihr jetzt
zugestoßen war. Der Anblick der Kammerfrau brachte ihr das wieder eindringlich
in Erinnerung. Es würde sich als notwendig erweisen, Sutton zu sagen, daß sich
das Halsband nicht in den Händen von Cardross' Juwelier befand, sondern
tatsächlich verschwunden war; und wie sie die Ausflucht, die sie gebraucht
hatte, erklären sollte, war ein Problem, für das sie keine Antwort fand. Letty
mochte ihrer Zofe ihre Sorgen anvertrauen, doch für Nell war es undenkbar,
Sutton ins Vertrauen zu ziehen.
    Der Gedanke
an Letty veranlaßte sie plötzlich, Sutton zu fragen, wo sie sich befinde. Die
Kammerfrau erwiderte, sie glaube, sie sei mit Martha zu Owen in die Bond

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