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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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ihn
bereitgehalten werde, sagte er nur, er wisse
nicht, wann er zurückkehren würde. Wenn ich mir etwas zu sagen erlauben darf,
Sir, schien sich Seine Lordschaft in ziemlicher Erregung zu befinden. Er war
ganz verändert.»
    Die
geheimnisvolle Fahrt war Mr. Hethersett nun völlig klar. Seiner Erfahrung nach
war es törichte Zeitverschwendung, auch nur den Versuch zu machen, die eigene
Dienerschaft täuschen zu wollen. Er hatte keinen Moment geglaubt, daß das
vermeintliche Geheimnis von Lettys Flucht nicht bereits jedem Mitglied des
Haushalts bekannt war. Er zögerte daher nicht, ganz ungeschminkt zu sagen:
«Ist wahrscheinlich hinter Lady Letitia her, was? Nun gut, wenn sich's so
verhält, brauche ich ihn nicht mehr zu suchen.»
    «Nein,
Sir», erwiderte Farley. «Seine Lordschaft weiß nichts davon, daß Lady Letitia
nicht nach Hause zurückgekehrt ist. Ich wußte es selbst nicht, bis Miss Sutton
– Myladys Kammerfrau, Sir – mir mitteilte, daß Lady Letitia die Nacht bei Mrs.
Thorne verbringen werde. Seine Lordschaft fragte nicht nach Lady Letitia.
Seine Lordschaft bemühte sich, Ihre Gnaden Lady Cardross zu finden.» Er
hüstelte diskret. «Zweifellos handelte es sich um eine dringende
Angelegenheit, welche er mit Mylady zu besprechen wünschte», sagte er und sah
Mr. Hethersett freimütig an. «Sie wurden nämlich durch die Ankunft von Sir John
Somerby gestört, Sir, und Mylady verließ die Bibliothek daher ziemlich eilig.»
    «Ach!»
sagte Mr. Hethersett und sah ihn scharf an.
    «Ja, Sir.
Sobald er ihn los war – das heißt, sobald Sir John das Haus verlassen hatte,
wie ich sagen sollte, begab sich Seine Lordschaft nach oben, um Mylady
aufzusuchen. Da er sie jedoch nicht fand, schien er sehr beunruhigt zu sein. Er
geriet sogar ziemlich aus der Fassung, was weiter nicht verwunderlich ist, denn
Mylady hatte anscheinend vergessen, Seine Lordschaft davon zu unterrichten,
daß sie genötigt war, plötzlich auszugehen. Und natürlich war, Seine Lordschaft
in nervöser Aufregung, als er erfuhr, daß Mylady ihre Equipage nicht benützt
hatte. Sehr begreiflich, Sir, daß Seine Lordschaft besorgt gewesen ist, denn es
war schon fast Dinnerzeit, und daher sah er es natürlich nicht gern, daß sich
Ihre Gnaden in dieser Art wegbegeben hatte. Besonders», setzte er in gespielt
gleichgültigem Ton hinzu, «da sie sich auf eine Reise begab.»
    «Das vermutete
er?» fragte Mr. Hethersett.
    «Nun ja,
Sir, es ist nicht an mir, das zu sagen», erwiderte Farley behutsam. «Doch als
Seine Lordschaft George ausfragte, erfuhr er, daß Mylady zu ihm geschickt
hatte, um ihr Reisenecessaire auf ihr Zimmer bringen zu lassen. Das muß
unmittelbar nach dem Gespräch in der Bibliothek gewesen sein ... nachdem sich
Mylady von Seiner Lordschaft getrennt hatte.» Er sah Mr. Hethersett starr in
die Augen und sagte: «Ich dachte mir, Sir, daß Ihre Gnaden wahrscheinlich die
Nachricht erhalten hat, daß Mylord Pevensey auf dem Totenbett liegt – was für
die Art
sprechen würde, in welcher sich Mylady entfernte. Völlig verstört, worüber sich
niemand wundern könnte.»
    «Ja. Schon
gut. Lassen Sie nur diesen Mumpitz!» sagte Mr. Hethersett indigniert. «Sollten
es verdammt besser wissen. Müssen wissen, daß ich kein so leichtgläubiger
Mensch bin, diesen Humbug zu schlucken. Ich weiß, was Sie sich dachten, und es
war nichts als blühender Unsinn!»
    «Sehr wohl,
Sir», sagte Farley und verbeugte sich. «Ich bin sehr glücklich darüber. Ich
verstehe, daß Ihre Gnaden sich auf die Suche nach Lady Letitia machte, doch
darüber will ich mir nicht erlauben, etwas zu sagen.»
    «Na, sehen
Sie dazu, daß es auch wirklich nicht geschieht!» empfahl ihm Mr. Hethersett.
    Hierauf
begab er sich in die Bibliothek, wo ihn der Viscount, eifrig darauf bedacht,
seine Glückssträhne mit jedem neuen Wurf festzuhalten, zunächst überhaupt
nicht bemerkte. Nell, welche am entgegengesetzten Ende des Raumes auf dem Sofa
saß, war recht bestürzt, ihn wieder eintreten zu sehen, da sie angenommen
hatte, er habe sich bereits auf die Suche nach Cardross begeben. Da er seinen
Mantel abgelegt hatte, war nur zu klar ersichtlich, daß er nicht beabsichtigte,
das Haus unverzüglich zu verlassen, und sie vermochte einen vorwurfsvollen
Blick nicht zu unterdrücken, als er jetzt auf sie zutrat.
    «Völlig
zwecklos», sagte er leise. «Auf allen Linien geschlagen. Farley weiß nicht, wo
Cardross ist. Sieht aus, als mache er sich gründlich zum Narren. Würde mich
nicht

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