Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
Vom Netzwerk:
Dysart. Höre, wenn
du noch ein einziges Wort zu Felix sagst ...»
    «Ach, es
hat nichts zu bedeuten», unterbrach sie Mr. Hethersett, welcher inzwischen
Zeit gehabt hatte, sich zu erinnern, wie unschicklich es wäre, sich in
Gegenwart einer Dame auf einen Faustkampf einzulassen. «Habe mich vergessen!»
Er sah den Viscount an. «Wenn Sie zu boxen wünschen, können Sie mir's morgen
sagen. Ich werde Mylady jetzt nach Hause begleiten.»
    «O nein,
das werden Sie nicht!» erwiderte der Viscount. «Ich werde sie nach Hause
bringen. Ja, und Sie können sich verwünscht darauf verlassen, daß ich Cardross
natürlich erzählen werde, welche Art Spielchen Sie getrieben haben, Sie Geck!»
    «O Gott,
was sollen wir tun?» rief Nell beunruhigt. «Felix, dort kommen zwei Herren auf
uns zu.»
    «Du lieber
Gott! Da ist nichts anderes zu machen: wir werden ihn mitnehmen müssen. Steigen
Sie ein, Cousine.»
    «Ihn
mitnehmen?! Aber wenn ihn Cardoss in diesem anstößigen Zustand zu Gesicht
bekommt ...»
    «Ach was,
Giles weiß doch genau, wie er ist», sagte Mr. Hethersett ungeduldig.
    «O du meine
Güte!» sagte Nell mit schwacher Stimme. «Dann meinte er wohl das? Wie
entsetzlich!»
    «Halt,
wartet einen Moment», rief der Viscount plötzlich. «Wo ist Corny? Kann Corny
nicht zurücklassen. 's ist sein Geburtstag.»
    «Ich danke
dem Himmel, daß wenigstens er gegangen ist», sagte Nell, während Mr. Hethersett
sie in den Wagen hob. «Wenn wir Dy nur überreden könnten ... Oh!»
    «Du guter
Gott, was ist denn jetzt wieder los?» fragte Mr. Hethersett, als Nell entsetzt
zurückfuhr.
    «Er ist
nicht gegangen», sagte Nell verzweifelt. «Er ist da drinnen, und ich glaube,
fest eingeschlafen.»
    «Nun, ich
will verdammt sein», rief der Kutscher und spähte in den Wagen. «Der is'
rundherum gegangen, während ich nicht hinschaute, und muß bei der andern Tür
eingestiegen sein. Jetzt müssen wir ihn wieder rausholen.»
    «Nein,
nein, bitte nicht», bat Nell und stieg eiligst in den Wagen. «Schauen wir bloß,
daß wir so rasch wie möglich von hier wegkommen.»
    «Ich kann
Sie aber nicht mit zwei solchen Fahnenträgern durch die Stadt fahren lassen»,
widersprach Mr. Hethersett.
    «Mein Gott,
wenn das nicht Bottisham ist, der dort auf uns zukommt. Nun, das entscheidet
die Sache: wir können keinen Moment länger hierbleiben. Hierher, Dysart,
suchen Sie Fancot nicht länger unter der Droschke. Er ist schon eingestiegen.»
Damit schob er den Viscount in die Kutsche, gab dem Kutscher eiligst die
Adresse, kletterte selbst in den Wagen und schlug die Tür zu.

14
    Zunächst schien es, als sollte die Fahrt auf
den Grosvenor Square durch einen Streit belebt werden. Obwohl der Viscount
durch den vermeintlichen Verlust seines Freundes abgelenkt worden war, erwies
sich diese Ablenkung als nur von kurzer Dauer. Kaum hatte er sich nämlich überzeugt,
daß Mr. Fancot tatsächlich mitgekommen war, als ihm klar wurde, daß Mr.
Hethersett gleichfalls eingestiegen, und er sofort Anstoß an seiner Anwesenheit
nahm. Bevor er jedoch seine Drohung, ihn hinauszuwerfen, auszuführen
vermochte, erwachte Mr. Fancot durch das Holpern der Räder über das
Kopfsteinpflaster und fragte, wo er sich denn befinde.
    «Kümmere
dich jetzt nicht darum», sagte der Viscount. «Der verfluchte Bursche
Hethersett ist mit uns eingestiegen. Hilf mir, ihn hinauszuwerfen.»
    «Nein,
nein, kann ich nicht tun», sagte Mr. Fancot, den eine ungeheure Toleranz
erfüllte. «Sehr anständiger Mensch. Wußte zwar nicht, daß ich ihn eingeladen
habe, bin aber sehr froh, daß er gekommen ist.»
    «Du hast
ihn aber nicht eingeladen. Niemand lud ihn ein», sagte der Viscount.
    «Muß ihn
eingeladen haben», sagte Mr. Fancot. «Wäre sonst nicht gekommen. Ist immer
höflich bis in die Fingerspitzen. Bin glücklich, ein Glas Wein mit ihm zu
trinken.»
    «Ob ich den
alten Corny je so angesäuselt gesehen habe», rief Dysart. «Verwünscht, der ist
ja betrunken wie ein alter Schubkarren.»
    «Ja. Er ist
aber zumindest vollendet liebenswürdig», sagte Nell. «Er sagt keine so
abscheulichen Dinge und versucht nicht, die Leute auf die Straße zu werfen.»
    Diese recht
unglückliche Bemerkung rief dem Viscount in Erinnerung, daß seine Absicht noch
immer unausgeführt war. Im selben Augenblick begann aber Mr. Fancot ein
unverständliches Liedchen zu trällern. Da er offenbar mit völliger
Unmusikalität geschlagen war, gestaltete sich dieses musikalische Intermezzo
für die übrige Gesellschaft

Weitere Kostenlose Bücher