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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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schon diniert?»
    «Zum Teufel
mit dem Dinner! Ich habe mit Cardross zu sprechen», sagte Dysart eigensinnig.
    «Ach, Dysart,
ich wollte, du würdest endlich gehen», rief Nell. «Du willst doch gar nicht mit
Cardross sprechen, du weißt ganz genau warum.»
    «Genau das
habe ich ihm auch gesagt», rief Mr. Fancot, dankbar mit dem Kopf nickend. «Das
wollten wir gar nicht tun. Außerdem ist er nicht hier. Gehen wir jetzt zu
Watier.»
    «Nicht,
bevor ich Cardross gesprochen habe. Muß ihm etwas sagen. Kann nicht zugeben,
daß dieser Bursche hinter meiner Schwester herläuft. Das muß ich ihm sagen!»
    «Welcher
Bursche?» erkundigte sich Mr. Fancot.
    «Hethersett»,
erwiderte der Viscount und schüttete sein Glas Wein auf einen Zug hinunter.
«Weißt du was, Corny? Ist ein verdammter Roué! Und da geht dieser Cardross
einfach davon und gestattet ihm, meiner Schwester den Hof zu machen, und denkt
sich: Was kümmert's mich?! Was ich meine, ist das: er hat kein Recht, sie zu
vernachlässigen, und das werde ich ihm sagen!»
    «Er
vernachlässigt mich nicht», rief Nell hitzig. «Und wenn du nicht so widerwärtig
betrunken wärest, Dy, würdest du keine so abscheulichen Dinge sagen.»
    «Doch, das
würde ich», erwiderte er. «Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer erkenne
ich, daß er auf zu hohem Roß sitzt! Und der regt sich noch auf, weil ich deine
Equipage überfallen habe. Nun gut! Wenn er nicht will, daß ich dich überfalle,
warum hat denn er nichts getan? Sag mir das! Wer hat die Rechnung für dich
bezahlt? Ich! Wer hinderte dich, in die Klauen des Juden King zu geraten ...?»
    «Felix
Hethersett!» warf sie ärgerlich ein, nahm ihr Hütchen ab und fuhr mit der Hand
durch ihre flachgedrückten Locken.
    «Ja, beim
Zeus, das tat er!» rief der Viscount mit zornfunkelnden Augen. «Sieht seiner
verdammten Unverschämtheit ähnlich!»
    Seine
Stimmung wurde in steigendem Maße kriegerisch. Glücklicherweise lenkte ihn Mr.
Fancot ab, indem er sich plötzlich erbot, mit ihm zu würfeln. Dysart drehte
sich um und entdeckte, daß sich sein liebenswürdiger Freund, welcher an dem
Gespräch jegliches Interesse verloren hatte, an den Mitteltisch gesetzt, aus
der Tasche einen Würfelbecher gezogen hatte und damit beschäftigt war, mit der
rechten Hand gegen die linke zu würfeln. Betrunken wie nüchtern war der
Viscount nicht der Mann, eine derartige Herausforderung auszuschlagen. Er
setzte sich unverzüglich ihm gegenüber an den Tisch und war, zu Nells
ungeheurer Erleichterung, von seiner ihn so restlos beherrschenden Leidenschaft
völlig gefesselt. Hieraus wurde er flüchtig durch den Eintritt eines Lakaien
gestört, welcher zwei Krüge trug, die er stumm neben jeden der beiden Gentlemen
stellte. Dysart starrte sie an und fragte, was zum Teufel er zu tun glaube, und
befahl ihm, eine Flasche Brandy zu bringen. Der Lakai verbeugte sich und zog
sich wieder zurück. Er sagte: «Sehr wohl, Mylord», nahm aber weder die
schlichten Krüge wieder mit, noch kehrte er in die Bibliothek zurück. Da der
Viscount unmittelbar darauf eine ebenso erstaunliche wie ungewohnte
Glückssträhne hatte, bemerkte er gar nicht, daß der Brandy nicht serviert
worden war. Beide Spieler erfrischten sich mit tiefen Zügen an dem Porter, und
Dysart, welcher Mr. Fancot in kürzester Zeit um sein ganzes Bargeld
erleichtert hatte, begann eine Anzahl Zettel anzuhäufen, welche dieser reiche
junge Mann etwas unleserlich, doch mit viel gutem Willen auf Blätter kritzelte,
die er aus seinem Notizbuch riß.
    Inzwischen
war Mr. Hethersett, dessen fürsorglichem Liebesdienst sie das Getränk, welches
für seine ernüchternde Wirkung wohlbekannt war, verdankten, auf ein
unerwartetes Hindernis gestoßen. Farley war außerstande, ihm zu sagen, wohin
sein Herr gegangen war, als er das Palais am frühen Abend verlassen hatte.
    Mr.
Hethersett sah ihn aufmerksam an. «Verflucht verschwiegen, was? Verließ er das
Haus mit Sir John Somerby?»
    «Nein, Sir,
obwohl mir bekannt war, daß dies seine Absicht gewesen war. Ich glaube, Sir, es
handelte sich um ein Meeting im Daffy Club. Seine Lordschaft sagte ab.»
    «Nun,
Farley, es hat keinen Zweck, daraus ein Geheimnis zu machen», sagte Mr.
Hethersett gereizt. «Wohin ging er also?»
    «Das, Sir,
kann ich nicht sagen, da Seine Lordschaft mich nicht informierte. Er lief?
seinen Gig vorfahren, hat jedoch weder seinen Groom noch den Stallburschen
mitgenommen. Als ich ihn zu fragen wagte, ob er wünsche, daß ein Dinner für

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