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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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Hethersett streng. «Sind hin und her
gegangen wie 'ne Katze auf heißen Backsteinen.»
    «Wie können
Sie nur etwas so Unhöfliches sagen», protestierte Nell. «Das habe ich nicht
getan.»
    «So sah es
zumindest aus», sagte er entschlossen. «Ist auch nicht der richtige Augenblick
für Höflichkeiten. Empfinde große Verehrung für Sie, Cousine. Bin auch Giles
verwünscht gut. Möchte keinen von euch beiden in Verlegenheit sehen. Sache ist
– es gibt nichts, was er Ihnen nicht geben würde. Schrecklich aufdringlich –
Ihnen einen Rat zu geben –, wenn Sie sich aber in einer Klemme befinden, sagen
Sie's ihm, nicht dem Juden King!»
    Sie sagte
recht unglücklich: «Es sind Umstände, die ... oh, ich kann es Ihnen nicht
erklären, aber er darf nie etwas davon erfahren!»
    Zu ihrer
unendlichen Erleichterung unterließ er es, weiter in sie zu dringen. Sie wäre
allerdings bestürzt gewesen, hätte sie die Auslegung gekannt, die er ihren
Worten gab.
    Mr.
Hethersett, welcher die Verbindung seines Cousins mit einem Mitglied der
Familie des Lord Pevensey schärfstens mißbilligt hatte, erhielt jetzt die
zweifelhafte Genugtuung, feststellen zu können, wie richtig seine Einwendungen
gegen diese Heirat gewesen waren. Wenn Nell Schulden gemacht hatte, die sie
Cardross nicht einzugestehen wagte, war es sonnenklar, daß sie in die
reichlich chaotischen Affären ihres Bruders verwickelt sein mußte. Nach Mr.
Hethersetts Ansicht war es die einzige Form der Verschwendung, die Cardross
seiner Frau nicht gestatten würde. Wahrscheinlich würde er auch Spielschulden
nicht sehr gut aufnehmen, doch Mr. Hethersett hielt Nell nicht für eine
Spielernatur. Er hatte sich einmal bemüht, ihr bei einigen Rubbern Whist zu
helfen, und die Erfahrung, die er dabei machte, ließ Zweifel in ihm aufsteigen,
ob sie überhaupt imstande war, Treff von Pik zu unterscheiden.
    Er hatte
sein Angebot, ihr in ihrer Verlegenheit zu Hilfe zu kommen, aufrichtig gemeint,
war aber bei ihrer so prompten Weigerung doch sichtlich erleichtert gewesen. Er
erfreute sich zwar einer beträchtlichen finanziellen Unabhängigkeit, doch der
letzte Abrechnungstag im Tattersall war für ihn nicht sehr günstig verlaufen,
und wenn er, wie er befürchten mußte, Nell eine ziemlich große Summe
vorgestreckt hätte, wäre er selbst in ziemlich unangenehm beengte Verhältnisse
geraten. Die Tatsache allein, daß er ihr Geld geliehen, könnte ihn auch, wenn
die Wahrheit durchsickern würde, in einen Streit mit Cardross verwickeln, der
bestimmt überzeugt wäre, er habe sich inkorrekt benommen. Da Cardross ein Mann
mit einem leidenschaftslosen klaren Urteil war, wäre es vielleicht doch
unwahrscheinlich, daß er seinen Cousin verdächtigen würde, für Nell ein wärmeres
Gefühl, als sich ziemte, gefaßt zu haben. Andererseits konnte man nie
voraussagen, welche verrückten Ideen sich ein schwer verliebter Mann in den
Kopf setzen konnte. Mr. Hethersett stellte mit einem gewissen Unbehagen fest,
daß er sich, indem er die Rolle des Cicisbeo en titre bei Nell
übernommen, unzweifelhaft der Möglichkeit eines Verdachts ausgesetzt hatte. Er
hegte auch nicht den geringsten Wunsch, etwas zur Unterstützung Dysarts
beizutragen. Mr. Hethersett, ein Gentleman von hohem Ansehen und eifriger
Vorkämpfer in allen Fragen des guten Geschmacks und korrekten Benehmens,
mißbilligte unzweideutig alle zügellosen, ständig unangenehmes Aufsehen
erregenden jungen Leute in der Art Dysarts. Heldentaten, wie zum Beispiel mit
einem Pferd über eine reichgedeckte Dinnertafel zu setzen, erweckten in ihm
keine Bewunderung, denn alles, was beim Volk Aufsehen erregte, war schlechter
Ton, und sich eines schlechten Tons schuldig zu machen, überstieg die Grenze
des Verzeihlichen. Die elegante Welt mag alle Arten von Männern hervorbringen:
die übermütigen Burschen, die Auffallenden, die Schneidigen, die Modenarren und
die Dummen. Doch nur diejenigen konnten Anspruch auf wahre Vornehmheit
erheben, deren Kleidung und Betragen durch exquisite Zurückhaltung gekennzeichnet
wurde. Dysart war nie zurückhaltend. Im Sattel unverwüstlich; auf der
Landstraße bestand sein Ehrgeiz darin, alle anderen Fahrzeuge zu ignorieren;
am Spieltisch, keineswegs zufrieden, ebenso wie Mr. Hethersett kleine Einsätze
zu machen, setzte er stets hohe Summen. Er ließ sich auf die verrücktesten
Streiche ein; und wenn man ihn zu irgendeiner Zeit nach zwölf Uhr mittags traf,
konnte man wetten, daß er bereits angetrunken war.

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