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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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wie sie von einer etwas atemlosen Stimme angesprochen
wurde.
    «Cousine!»
rief Mr. Hethersett.
    Nell zuckte
zusammen und sah sich um. Mr. Hethersett zog seinen Hut und machte eine seiner
berühmten Verbeugungen. «Bin sehr glücklich, Sie getroffen zu haben», sagte
er. «Bitte mir zu gestatten, Sie nach Hause zu begleiten.»
    «Sir!»
stieß Nell hervor und glaubte damit den beleidigten Ton einer Dame zu treffen,
die ein Fremder anzusprechen wagte.
    Allem
Anschein nach gelang ihr das aber nicht. «Können nicht annehmen, mich mit
diesem Hütchen zu täuschen», rechtfertigte sich Mr. Hethersett. «Trugen es an
dem Tag, an dem ich die Ehre hatte, Sie in den Botanischen Garten fahren zu
dürfen.» Er bemerkte jetzt mit Unbehagen die neugierigen Blicke, die aus dem
Fenster auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf ihn gerichtet waren, und
fügte hinzu: «Nehmen Sie bitte meinen Arm! George Burnley hat ein Auge auf
uns, es wäre nicht gut, wenn er Sie erkennen würde. Glaube es zwar nicht, aber
es hat keinen Sinn, sich dieser Gefahr auszusetzen.»
    «Ich bin
Ihnen sehr verbunden, muß Sie jedoch bitten, sich meinetwegen hier nicht
länger aufzuhalten», sagte Nell, die versuchte, einen sorglosen Ton
anzuschlagen. «Ich ... ich habe hier Geschäfte zu erledigen.»
    «ja. Ich
weiß. Deshalb kam ich auch zu Ihnen herüber.»
    «Sie
wissen?» erwiderte sie erschrocken. «Felix, Sie können es nicht wissen!
Außerdem ...»
    «Was ich
meine, ist – ich weiß, wessen Haus das ist», erklärte er. «Geht mich nichts an,
Cousine, aber es schickt sich für Sie nicht, mit dem Juden King Geschäfte zu
machen. Überdies, wenn Cardross es wüßte ...»
    «Sie werden
es Cardross doch nicht erzählen?» rief sie unwillkürlich.
    Er war eben
im Begriff, die Möglichkeit, er könnte den Angeber spielen, mit Entrüstung
zurückzuweisen, als ihn Vorsicht davor warnte. Er suchte Zeit zu gewinnen. «Ich
werde ihm nichts erzählen, wenn Sie gestatten, Sie nach Hause zu begleiten. Im
andern Fall bliebe mir nichts anderes übrig.»
    «Felix, ich
hätte nie geglaubt, daß Sie so wenig ritterlich sein könnten!»
    «Nein»,
sagte er, «um Ihnen die Wahrheit zu gestehen, ich glaubte es auch nicht. Doch
die Sache liegt so, daß es noch verwünscht weniger ritterlich wäre, jetzt
davonzugehen und Sie in eine Patsche geraten zu lassen. Der Jude King! Du
lieber Gott, Cousine, wissen Sie, daß der Bursche eine prachtvolle Villa unten
am Fluß besitzt? Spielt alle Stückchen – habe noch nie im Leben ein solches
Haus gesehen!»
    «Nein, ich
weiß es nicht. Aber ich verstehe nicht, was das damit zu tun hat», erwiderte
Nell ärgerlich.
    «Die Frage
ist nur: wo nahm er das Geld her, um das alles zu bezahlen? Von Leuten in
Ihrer Situation, Cousine. Das können Sie mir glauben.»
    «Ja, ja.
Aber ich brauche aus einem ganz bestimmten Grund eine Anleihe – nur für ganz
kurze Zeit.»
    Er zog ihre
Hand durch seinen Arm und zwang sie, mit ihm die Straße hinunterzugehen.
«Glauben Sie mir, wäre äußerst verhängnisvoll!» sagte er in tiefem Ernst.
    Nell
seufzte, gab aber weitere Einwendungen auf. Nach einer Pause hüstelte Mr.
Hethersett und sagte behutsam: «Widerstrebt mir sehr, Sie zu verletzen –
unangenehme Beschäftigung. Sache ist die, wäre in der Lage, Ihnen dienlich zu
sein. Leidlich volle Brieftasche, verstehen Sie.»
    Sie war
sehr gerührt, sagte aber unverzüglich: «Nein, wirklich nicht. Ich bin
überzeugt, Felix, daß es niemanden gibt, der annähernd so gütig ist wie Sie,
doch das ginge wirklich zu weit. Sie dürfen auch nicht glauben, daß ich gewöhnt
bin, mir Geld auszuleihen. Es ... ich habe einen Grund ... weshalb ich wegen
dieser speziellen Summe nicht an Cardross herantreten will. Aber wir wollen
nicht mehr darüber sprechen. Schließlich hat es weiter nichts zu bedeuten.»
    «Gewiß
nicht. Ließe es mir nicht träumen, meine Nase in Ihre Angelegenheiten zu
stecken, Cousine», erwiderte er. «Möchte bloß sagen – ich sollte es zwar nicht,
muß es aber tun – fühle mich gezwungen, Sie zu bitten, mir Ihr Wort zu geben,
daß Sie nicht hierher zurückkommen, sobald ich den Rücken kehre.»
    Sie
seufzte, sagte aber ergeben: «Nein, ich werde es nicht tun, wenn Sie es so arg
finden.»
    «Schlimmste
Sache der Welt!» versicherte er ihr.
    «Ich kann
das zwar nicht einsehen, denn schließlich ...»
    «Sie können
das nicht verstehen. Hat aber keinen Sinn, mir zu sagen, Sie wissen es nicht,
weil ich Sie beobachtet habe», sagte Mr.

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