Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
Vom Netzwerk:
konntest du nur?! O Dy, Dy, was hast du getan?! Du kannst doch
nicht im Ernst annehmen, daß ich Geld berühren würde, das du dir auf diese
Weise verschafftest.»
    «Ich hätte
mir's denken können», rief Dysart verärgert. «Ich wußte es genau, und deshalb
war ich auch verdammt darauf bedacht, dir nicht zu sagen, was ich vorhabe. Wenn
es sich um sinnlose Launen handelt, dann ist verdammt kein Unterschied zwischen
dir und der Mama.»
    «Sinnlose
Launen?» wiederholte sie und sah ihn bestürzt an. «So nennst du das? Ach,
Dysart!»
    «Ja.
Verwünscht noch einmal, so nenne ich das!» erwiderte Seine Lordschaft mit
blitzenden Augen. «Und laß dir sagen, mein Mädchen, daß dich
diese Schulmeisterallüren durchaus nicht kleiden. Außerdem ist's nichts als
reiner Schwindel! Ich muß mir diesen Unsinn von Mama anhören, ich will aber
verdammt sein, wenn ich mir's von dir gefallen lasse. Denn das ist wahrhaftig
zu stark! Laß dir sagen, du frommes kleines Schwesterchen, wenn Felix
Hethersett nicht rechtzeitig dazwischengetreten wäre, hättest du dir das Geld
von diesem alten Gauner in der Clarges Street ausgeborgt.»
    «Aber, Dy
...!» stotterte sie. «Die beiden Dinge kann man doch nicht vergleichen. Es war
vielleicht falsch von mir ... das heißt, ich weiß, daß es falsch war ... aber
es war nicht ... es war nicht schlecht!»
    «Ach, spiel
doch nicht die Dumme», sagte er außer sich. «Von allem Blödsinn, den ich je im
Leben hörte ... was, zum Teufel, ist in dich gefahren, Nell? Du hast doch
sonst kein solches Getue wegen nichts und wieder nichts gemacht.»
    «Wie sollte
ich das als nichts betrachten? Das kannst du bestimmt auch nicht», sagte sie
beschwörend. «Lieber hätte ich alles auf mich genommen, als dich zu so etwas
Furchtbarem zu verleiten. Ich hätte mir nie träumen lassen ... Oh, hätte ich
Cardross nur die Wahrheit gesagt!»
    «Na hör
mal, wenn du die Absicht hast, deswegen einen solchen Staub aufzuwirbeln, tut
es mir verdammt leid, daß du es nicht getan hast», sagte Dysart. «Ich wußte
zwar immer, daß du mehr Haare als Verstand hast, doch scheinbar ist es noch
viel ärger. Du bist ja nicht ganz richtig im Oberstübchen, Nell! Zuerst quälst
du mich, ich solle dir das Geld verschaffen – und woher ich mir deiner Meinung
nach sonst hätte dreihundert Pfund beschaffen können, weiß der Himmel allein.
Als ich schließlich doch einen Weg fand, die Sache ritterlich zu bereinigen,
hast du in deinem Spatzenhirn nicht mehr Verstand, als mir noch Vorwürfe zu
machen. Du bist auch nicht etwa dankbar, wenn ich dir ein Banknotenbündel
übergebe, sondern möchtest mir noch eine verdammte Predigt halten. Wenn ich
bedenke, daß ich unverzüglich nach London zurückkehrte, sowie die Sache
geordnet war, weil ich wußte, daß du, wenn ich nicht käme, trübsinnig werden
oder irgendeinen leichtsinnigen Streich anstellen würdest, hätte ich gute Lust,
dich deinem Schicksal zu überlassen. Dann kannst du sehen, wie du dich allein
aus der Patsche ziehst!»
    «Ich weiß,
ich bin an allem schuld», erwiderte sie traurig und rang die Hände. «Aber ich
war in einer so verzweifelten Lage, und da bat ich dich auf so alberne Weise,
mir zu helfen ...»
    «Na, na,
reg dich deswegen jetzt nur nicht auf», unterbrach er sie. «Ich behaupte ja
nicht, daß ich damals besonders erfreut war – aber jetzt, wo alles geordnet
ist, liegt mir nichts dran, dir zu gestehen, daß es einen Augenblick gab, in
welchem ich dachte, daß alles verloren sei. Aber ich beklage mich nicht. Man
kann nie sagen, was gewesen wäre, wenn du mich nicht ständig gequält hättest,
den Mammon aufzutreiben. Dann stünde ich vielleicht heute nicht hier und wäre
in der Lage, einen Herrensitz zu kaufen.»
    «Nein,
Dysart, nein!»
    «Na ja,
soviel ist es ja auch nicht», gab er zu. «Tatsache ist, ich hatte fest
geglaubt, es würde mehr sein. Doch es ist genug, um eine Weile wie der Herrgott
in Frankreich zu leben, was bestimmt eine angenehme Abwechslung ist, das kann
ich dir versichern! Du lieber Himmel, Nell, ich war wütend, daß ich nichts
andres als Silbergeld hatte, um damit zu spielen. Sechstausendsiebenhundert
Pfund habe ich dafür bekommen. Und dabei zähle ich deine Schulden und die
fünfhundert Pfund nicht mit, die ich Corny schulde.»
    Nell griff
nach der Sessellehne, um sich zu stützen, denn ihre Knie begannen zu zittern.
Sie starrte ihren geliebten Bruder aus totenblassem Gesicht mit entsetzten
Augen an. Sie glaubte ersticken zu müssen

Weitere Kostenlose Bücher