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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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ich
dachte mir, wahrscheinlich ist's nur ein Schwindel. Da es aber wahr ist, nehme
ich an, daß es deine Idee war und du ihn dazu überredetest. Ich bin dir dafür
unendlich dankbar. Wann wirst du Jeremy schreiben?»
    «Wann du
willst», erwiderte Nell, «wenn du willst, jetzt gleich.»
    «Ach nein,
es hat keinen Sinn, ihm jetzt sofort zu schreiben. Er ist seinen Onkel besuchen
gefahren und wird vor morgen abend nicht wieder in London sein. Wenn wir
Freitag ins Almack gehen, werden wir ihn wahrscheinlich treffen, und dann
könnten wir herausbekommen, welcher Tag ihm am besten paßt. Glaubst du nicht
auch, mein Liebling?»
    Aus ihren
Worten ging klar hervor, daß sie bereits ein Rendezvous im Almack verabredet
hatten. Nell fühlte sich außerstande, ihr eine bindende Zusage zu machen,
diese Veranstaltung zu besuchen, versprach aber, es gewiß zu tun, wenn sie sich
wohl genug fühle; damit mußte sich Letty, nach einigen weiteren
Überredungsversuchen, schließlich zufriedengeben. In ihrem verzweifelten
Zustand konnte sich Nell nicht ohne Schaudern vorstellen, an einer so nichtigen
Unterhaltung teilzunehmen. Sie fand aber einen winzigen Trost in der
Überlegung, daß sich die erste Wut von Lettys leidenschaftlicher Empörung erschöpft
habe und sie nicht unmittelbar eine übereilte Unklugheit beabsichtigte.
    Lettys
liebenswürdigere Laune hielt vor. Sie war sogar imstande, Cardross zu
begegnen, ohne auf ihn gereizt loszufahren; obwohl ihre Stimmung noch immer
etwas melancholisch war und ihr Betragen die übliche Lebhaftigkeit vermissen
ließ, konnte kein Zweifel darüber bestehen, daß sie sich ernstlich bemühte,
ihre Launen zu beherrschen.
    Nell blieb
den ganzen folgenden Tag zu Hause, weil sie hoffte, daß Dysart auftauchen
werde. Cardross hätte beide Damen zu einer Parade in den Hyde Park begleiten
sollen, doch schließlich fuhr Letty allein mit. Sie hatte zwar zuerst erklärt,
sie wäre dafür nicht in Stimmung, doch auf Nells dringende Bitte, Cardross doch
Gesellschaft zu leisten, damit sie selbst mit ihren quälenden Kopfschmerzen zu
Hause bleiben könne, stimmte sie sogleich zu. Sie war zu sehr mit ihren eigenen
Sorgen beschäftigt gewesen, um selbst zu bemerken, daß ihre Schwägerin ganz
und gar nicht gut aussah, bis ihre Aufmerksamkeit von Sutton auf diesen
Umstand gelenkt wurde. Als diese ihr mitteilte, sie mache sich schwere Sorgen
um ihre Herrin, war sie unverzüglich bereit, nicht nur das zu tun, was man von
ihr verlangte, sondern auch eine Unzahl anderer Dinge, die man nicht von ihr
verlangte. So schob sie Nell ein Kissen unter den Kopf, einen Schemel unter die
Füße, legte einen Schal über ihre Knie, befeuchtete ihre Stirn mit Essig, bot
ihr alle erdenklichen Heilmittel an, von Hirschhornsalz bis zum Kampfer, und
fragte sie alle paar Minuten besorgt, ob sie sich noch nicht besser fühle. Nell
ließ diese Pflege heldenmütig über sich ergehen, doch als Cardross eintrat, um
sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, rief er entsetzt: «Du lieber Gott,
Letty, quäl sie doch nicht so. Das genügt doch, damit sie auch noch Fieber
bekommt.»
    Letty war
eben im Begriff, das übelzunehmen, als er sie ohne die geringsten Umschweife
aus dem Zimmer schob und ihr sagte, sie solle ihren Hut aufsetzen, da sein
Kabriolett in fünf Minuten vorfahren werde. «Und wenn du willst, daß ich dich
kutschieren lasse, dann mach gefälligst kein so finsteres Gesicht», empfahl er
ihr. Hierauf begab er sich zu Nells Fauteuil und fühlte einen Moment lang ihren
Puls. Unter seinen Fingern flatterte ihr Puls nervös genug, um ihn ausrufen zu
lassen: «Wenn es dir nach unserer Rückkehr nicht besser gehen sollte, werde ich
um Baillie schicken.»
    «O nein,
bitte nicht! Ich bin wirklich nicht krank. Ich habe nur noch immer
Kopfschmerzen, und es wäre töricht, bei dieser Hitze auszufahren», erwiderte
sie rasch. «Ich werde sehr bald wieder ganz wohlauf sein.»
    «Das hoffe
ich», sagte er, ließ ihre Hand zurückgleiten und sah zu Sutton hinüber. «Sorgen
Sie gut für Ihre Gnaden!»
    Ein
ungemein würdevoller Knicks war die ganze Antwort, zu welcher sie sich auf
seinen Befehl hin herbeiließ. Dem gesenkten Blick und den erhobenen Augenbrauen
der Kammerfrau hätte er entnehmen können, daß sie zutiefst beleidigt war. Aber
Cardross sah sie kein zweitesmal an. Sein Blick ruhte auf dem Antlitz seiner
Frau. Seine Miene wurde weicher, und nach kurzem Zögern beugte er sich über
sie und küßte sie leicht auf die Wange. «Arme kleine

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