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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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Zimmer, um Miss Trent kurz zu umarmen. «Ich liebe Sie schrecklich,
Sie Scheusal! Wenn Sie noch so ekelhaft sind, sind Sie doch niemals böse. Ich
werde mich nicht mehr bewundern. Bitte um Verzeihung, wenn ich dafür in das
Gegenteil verfalle! Oh, Patience, bist du ganz sicher, daß Sir Waldo kommen
wird?»
    «Ja,
Wedmore sagte zu Papa, daß er von Mr. Calvers Advokaten den Auftrag bekommen
habe, nächste Woche alles für Sir Waldo bereitzuhalten. Auch, daß er noch
einen Herrn und mehrere Diener mitbringen wird. Die armen Wedmores! Papa
versucht sie zu beruhigen, aber sie zittern vor allem, was kommen wird. Es
scheint, daß Mr. Smith ihnen erzählt hat, wie reich und großartig Sir Waldo
ist, und nun haben sie Angst, daß er mehr Komfort verlangen wird, als sie ihm
bieten können.»
    «Also das»,
unterbrach plötzlich Mrs. Underhill, «erinnert mich an etwas, das ich gerne
wissen möchte, meine Liebe. Als meine Matlock es mir sagte, wollte ich es nicht
glauben, aber sie hat es ja von Mrs. Wedmore selbst. Ist es wahr, daß Mr.
Calver ihnen nichts hinterließ als zwanzig Pfund und seine goldene Uhr?»
    Patience
nickte gedankenvoll. «Ja, Ma'am, das ist leider wahr. Ich weiß, man sollte von
einem Toten nicht schlecht sprechen, aber man kann sich des Gefühls nicht
erwehren, daß es falsch und undankbar war – nach so vielen Jahren treuer
Dienste!»
    «Nun, was
mich betrifft, ich habe nie eingesehen und ich werde nie einsehen, welchen
Unterschied es macht, ob jemand tot oder lebendig ist», sagte Mrs. Underhill.
«Er war ein häßlicher, unangenehmer Geizkragen und, verlaß dich drauf, das
bleibt er. Auch noch im Himmel! Mir darfst du nicht erzählen, daß man von
jemandem, der diese Welt verlassen hat, nur respektvoll sprechen soll, meine Liebe.»
    Patience
mußte lachen, aber sie sagte: «Nun, aber vielleicht sollte man nicht urteilen,
ohne die Umstände zu kennen. Ich gestehe, meine Mama fühlt wie sie, aber Papa
sagt, wir können nicht wissen, was der Grund von Mr. Calvers Geiz war, und daß
wir ihn eher bemitleiden sollten. Er war sicher sehr unglücklich.»
    «Nun, dein
Vater, ein Reverend, muß etwas Christliches sagen», erwiderte Mrs. Underhill
einsichtsvoll. «Mein Mitleid wendet sich den Wedmores
zu. Hätten sie nur einen Funken Verstand gehabt, sie hätten ihn schon vor
Jahren verlassen, statt zu glauben, er würde sie versorgen. Daß er es nicht tun
würde – was immer er ihnen versprochen hat –, war leicht zu erraten. Wie sollen
sie in ihrem Alter einen neuen Posten finden? Kannst du mir das sagen?»
    Miss
Chartley konnte es nicht sagen. Sie seufzte nur und schüttelte den Kopf. Das
gab Tiffany Gelegenheit, das Thema auf ein anderes – ihrer Meinung nach viel
wichtigeres – Gebiet zu lenken. Sie fragte ihre Tante, wann sie Sir Waldo nach
seiner Ankunft zu besuchen gedenke.
    Mrs.
Underhill war aus einfachem Elternhaus. Trotz bestem Willen, sich wie eine grande
dame zu bewegen, konnte sie sich auf den verwikkelten Pfaden des
gesellschaftlichen Lebens nur schwer zurechtfinden. Doch über einiges wußte sie
Bescheid. «Um Himmels willen, Tiffany, was noch! Es ist nicht meine Sache,
einem Herrn Besuche zu machen. Wenn dein Onkel noch lebte, dann wäre es seine
Sache gewesen – wenn er es für richtig gehalten hätte, was er bestimmt nicht
getan hätte, ebensowenig wie ich es für richtig halte; was für einen Sinn hätte
es, eine Karte bei Sir Waldo abzugeben, wenn er doch nicht die Absicht hat, in
Broom Hall zu bleiben?»
    Tiffany
beachtete die Begründung ihrer Tante nicht. «Dann muß Courtenay hingehen!»
    Aber zu
ihrem großen Unmut weigerte Courtenay sich, so etwas zu tun. Bescheidenheit war
nicht seine auffallendste Eigenschaft, noch waren seine Manieren, im eigenen
Heim, durch Takt ausgezeichnet; aber die Zumutung, daß er, der Neunzehnjährige,
die Frechheit haben sollte, sich Sir Waldo aufzudrängen, erschreckte ihn so,
daß er erbleichte. Er sagte zu seiner Cousine, sie sei wohl verrückt, ihn für
so unverschämt zu halten.
    Die
Hartnäckigkeit, mit der Miss Wield den darauffolgenden Streit führte, und der
Strom zorniger Tränen, mit denen er endete, bereiteten Mrs. Underhill
Unbehagen. Später gestand sie Miss Trent, sie hoffe, Sir Waldo werde sie nicht
alle durcheinanderbringen. «Ich weiß wirklich nicht, warum jemand soviel
Aufhebens mit ihm machen sollte. Nun gebärdet sich Tiffany ganz verrückt, weil
Courtenay findet, daß es nicht seine Sache wäre, diesen Besuch zu machen.

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