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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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Vertrauen getäuscht.
Nun, das ist aber wirklich schade, und ich darf mich natürlich nicht mehr
meinen Träumen hingeben. Aber sagen Sie mir, woher haben Sie eigentlich diese
lächerlichen Ideen?»
    Reverend
William Trent, ein streng denkender Mann, hatte seiner älteren Schwester oft
vorgehalten, daß ein zu lebhafter Sinn für Humor stets zu
einer Schwächung der Grundsätze führe. Jetzt erkannte sie, wie recht er hatte.
Sie fragte sich traurig, ob sie wohl den Unvergleichlichen deshalb nicht von
sich wies, weil er sie zum Lachen brachte; sie mußte energisch gegen das
Verlangen kämpfen, alle Skrupel von sich zu weisen und ihm ihr Leben
anzuvertrauen.
    «Was macht
Ihnen eigentlich Sorge, mein Herz?» fragte er nach kurzer Pause sanft. Der
Wechsel in seinem Ton warf sie beinahe um, aber es gelang ihr, leise zu sagen:
«Nichts!»
    «Nein,
sagen Sie das nicht! Was habe ich begangen, um eine solche Veränderung Ihrer
Gefühle zu bewirken? Ich habe mir den Kopf zerbrochen, mein Gewissen erforscht
– vergeblich! Gott weiß, ich bin kein Heiliger, aber ich bin kein größerer
Sünder als jeder andere Mann. Sagen Sie mir den Grund!»
    Wie
sinnlos, sich bei so entgegengesetzten Standpunkten in eine Diskussion
einzulassen – selbst wenn sie imstande gewesen wäre, ein so delikates Thema
anzuschneiden. Sie sagte also mit aller Fassung, die ihr zu Gebote stand: «Sir
Waldo, bitte, lassen Sie das! Ich möchte nicht heiraten.»
    «Warum nicht?»
    Sie hätte
natürlich wissen müssen, daß er sie unsicher machen werde. Nach einer Pause, in
der sie sich den Kopf nach einer Ausrede zerbrach, sagte sie: «Ich bin
Erzieherin. Es mag Ihnen sonderbar erscheinen, daß ich es vorziehe, meinen
Beruf auszuüben – aber – so ist es!»
    «Mein
liebes Mädchen, das sollen Sie, mit meiner vollen Zustimmung.»
    «Sie werden
kaum wollen, daß Ihre Gattin als Lehrerin in einer Schule angestellt ist?»
    «Nein,
gewiß nicht! Aber wenn Ihr Ehrgeiz die Betreuung von Kindern ist, kann ich
Ihnen genug Material verschaffen, an dem Sie Ihre Fähigkeiten erproben können»,
sagte er fröhlich.
    Sie traute
ihren Ohren kaum. Sie wandte den Kopf, starrte ihn an und sah das vertraute
Leuchten in seinen Augen. Zorn über seine Kühnheit stieg in ihr auf, und sie
keuchte: «Wie können Sie es wagen?»
    Kaum waren
diese Worte ausgesprochen, als sie sie schon bereute. Aber sie hatte wenigstens
die Genugtuung, das Leuchten in seinen Augen verschwinden und einem Erstaunen
Platz machen zu sehen. Sir Waldo brachte die Pferde zum Stehen.
    «Wie,
bitte?» fragte er.
    Das Blut
schoß ihr in die Wangen. «Ich hätte das nicht sagen sollen–ich hatte nicht die
Absicht – ich flehe Sie an, vergessen Sie es!»
    «Vergessen?
Wie könnte ich das! Was, zum Teufel, habe ich gesagt, daß Sie mir so begegnen?
Sie wissen nicht einmal, wovon ich sprach, denn ich habe Ihnen bisher mein
Geheimnis noch nicht anvertraut. Erinnern Sie sich meiner Worte, daß ich Ihnen ein
Geständnis machen möchte?»
    «Ich
erinnere mich», sagte sie mit erstarrter Stimme. «Sie sagten, daß Sie sich
etwas von der Seele reden möchten, aber das ist unnötig. Ich kenne Ihr
Geheimnis, Sir Waldo!»
    «Wirklich?
Welcher meiner Cousins hat es auf sich genommen, Sie aufzuklären? Laurie?»
    «Nein,
nein, er hat mir nie etwas davon gesagt, ich versichere Sie – bitte, fragen Sie
mich nicht mehr!»
    «Nicht
nötig! Julian, natürlich. Ich hätte es mir denken können! Wenn es je eine
Plaudertasche gegeben hat – Aber ich kann, und wenn es mein Leben gälte, nicht
verstehen, warum ...»
    Sie
unterbrach ihn verzweifelt: «O bitte, er bat mich dringend, Ihnen gegenüber
davon zu schweigen. Es war falsch von mir, darüber zu sprechen. Er glaubte, daß
ich es weiß – er meinte es nicht schlimm! Es fiel ihm wohl nicht im Traum ein,
daß ich darüber nicht so leichthin denken würde wie er – wie Sie! Sie sagten,
Sie hielten mich für einen zu freisinnigen Geist, um es zu mißbilligen. Sie
haben es als Kompliment gemeint – Sie irrten sich! Mein Geist ist nicht
freisinnig. Ich weiß wohl, daß in gewissen Kreisen – die Kreise, zu denen Sie
gehören – solche Dinge kaum beachtet werden. In meinem Kreis ist das anders,
und meine Familie – oh! Sie würden es nicht verstehen, aber Sie müssen mir glauben,
daß ich keinen Mann heiraten kann, dessen Art zu leben ich ablehnen muß.»
    Anfangs
hörte er ihr mit düsterem Erstaunen zu, dann aber glättete sich seine Stirn und
seine Züge nahmen den

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