Georgette Heyer
könnte ich nicht tun. Bedenke, ich habe nur Freundliches von ihr
erfahren. Aber sobald sie einen Ersatz gefunden hat, fahre ich nach Hause, nach
Derbyshire, und dort können wir uns treffen. Oh, wie ich mich danach sehne,
dich mit Mama und William bekannt zu machen! Und was eine Anstandsbegleitung
betrifft – Liebster, wie absurd zu glauben, daß ich, in meinem Alter, eine
benötige! Die Reise zählt nicht, kaum fünfzig Meilen. Ich muß nur mit der
Postkutsche nach Mansfield ...»
«Du wirst
nirgendwohin mit der Postkutsche fahren!» unterbrach sie Sir Waldo. «Ich werde
meine Chaise senden, um dich abzuholen, natürlich mit meinen eigenen
Bedienten.»
«Ich hoffe,
du vergißt nicht den Vorreiter und den Kurier!» fiel sie ein. «Seien Sie doch
vernünftig, lieber Sir!»
Sie zankten
noch, als sie vor dem King's Arms anlangten. Während der Unvergleichliche im
Stallhof blieb, ging Miss Trent in das Gasthaus. Sie war hier oft mit Mrs.
Underhill eingekehrt, um eine kleine Erfrischung zu nehmen, und der erste, dem
sie begegnete, war ein älterer Kellner, den sie gut kannte. Sie grüßte ihn
lächelnd und sagte in sachlichem Ton: «Guten Tag, John! Sind Miss Wield und
Mr. Calver noch hier oder haben sie ungeduldig aufgegeben? Ich sollte schon
lange hier sein, habe mich sehr verspätet. Ich hoffe, sie sind noch nicht
fort.»
Als sie so
sprach, fühlte sie eine gewisse Spannung und sah neugierige Blicke auf sich
ruhen. Ihr Herz sank. Der Kellner hüstelte sichtbar verlegen und sagte: «Nein,
Ma'am, o nein, sie sind nicht fort. Der Herr ist in einem der Zimmer,
demselben, Ma'am, in dem Sie selbst vor kurzem waren, als Sie an dem Lunch
teilnahmen.»
«Und Miss
Wield?»
«Nun –
Ma'am, Miss Wield ist in unserem schönsten Schlafzimmer – sie ist – nun, wie
sie eben ist – ein bißchen außer Form, und die Wirtin, die nicht wußte, was sie
mit ihr tun sollte, überredete sie, sich bei zugezogenen Vorhängen ein wenig
niederzulegen – bis sie sich sozusagen etwas beruhigt hätte. Sehr außer sich
war sie – aber sie Wirtin wird Ihnen alles sagen.»
Sir Waldo,
der eben eintrat, begegnete Miss Trents Blick. «Was ist los?»
«Sir, ich
habe es nicht über mich gebracht, es zu erzählen», antwortete der Kellner und
senkte den Blick. «Aber der Gentleman, Sir, ist im Zimmer, die Wirtin hat ihm
ein Pflaster über die Wunde geklebt, und der Hilfskellner trägt eben eine
Flasche Cognac zu ihm hinauf, vom besten – Sir, Mr. Calver, der Gentleman, hat
– wie ich höre – sozusagen einen Unfall gehabt.»
«Wir werden
zu ihm gehen», sagte Miss Trent schnell.
«Trübe
Aussichten», sagte Sir Waldo, als er ihr auf der schmalen Treppe folgte. «Und
wo ist die Heldin dieses Trauerspiels?»
«Im Bett
des besten Schlafzimmers», antwortete Miss Trent, «und die Wirtin betreut sie.»
«Es wird
immer schlimmer! Glaubst du, daß sie den armen Laurie mit einem Tranchiermesser
erstochen hat?»
«Das weiß
der Himmel! Es ist sehr besorgniserregend und durchaus nicht lächerlich, glaub
mir das! Mrs. Underhill ist hier sehr bekannt, und es ist klar, daß dieses
entsetzliche Mädchen einen schrecklichen Skandal provoziert hat, was ich
absolut vermeiden wollte! Waldo, was immer du tust, laß sie nicht vermuten, daß
du mich auch nur mit Wohlwollen betrachtest!»
«Keine
Sorge, ich werde dich mit höflicher Gleichgültigkeit behandeln. Ich möchte nur
wissen, was sie dem armen Laurie angetan hat?»
Das sollten
sie bald erfahren. Sie entdeckten Mr. Calver in einem Zimmer, wo er auf einem
Sofa von altmodischer und unbequemer Form lag. Ein Pflasterstreifen zierte
seine Stirn, seine schön gedrehten Locken befanden sich in wilder Unordnung. In
der Hand hielt er ein Glas, und auf dem Fußboden stand eine Flasche des besten
Cognacs, den das King's Arms zu bieten hatte. Als Miss Trent über die Schwelle
schritt, trat sie auf Glasscherben; auf dem Tisch lag eine Standuhr in leicht
verbeultem Zustand. Miss Wield hatte Mr. Calver nicht mit einem Messer
verletzt, sondern ihm die Uhr an den Kopf geworfen.
«Nahm sie
vom Kamin und warf – nein, schleuderte sie auf mich!»
Der
Unvergleichliche schüttelte den Kopf. «Du hast sicher versucht, auszuweichen?
Wirklich, Laurie, wie konntest du so ungeschickt sein?! Wärst du
stillgestanden, das Geschoß hätte dich um einige Fuß verfehlt!»
«Ich wollte
– im Gegenteil – durch einen Sprung zur Seite ausweichen; das hättest du doch
auch getan!»
«Niemals!
Wenn weibliche Wesen Geschosse
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