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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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teilte mir mit, daß jedermann
wisse, ich sei eine illegitime Tochter Saint-Vires. Das ist die reine Wahrheit,
Monseigneur, denn Donnerstag entfernte ich mich heimlich mit meinem Mädchen
und ging in sein Haus und fragte ihn, ob es wirklich so sei. Monseigneur, es
schickt sich nicht, daß ich bei Ihnen bleibe. Ich kann es nicht ertragen, Sie
in einen Skandal verwickelt zu sehen, und ich weiß, daß dies geschehen muß,
wenn ich bei Ihnen bleibe, denn M. de Saint-Vire wird sagen, daß ich sein
uneheliches Kind und Ihre Geliebte bin. Ich möchte nicht fortgehen,
Monseigneur, aber es ist wohl am besten so. Ich versuchte Ihnen heute abend zu
danken, aber Sie ließen es nicht zu. Bitte, sorgen Sie sich nicht um mich.
Zuerst wollte ich mich umbringen, aber dann erkannte ich, daß dies feig wäre.
Ich bin in Sicherheit, und ich fahre sehr weit weg zu jemandem, der gut zu mir
sein wird – ich weiß es. Ich habe alle meine Sachen zurückgelassen, außer dem
Geld, das Sie mir gaben, welches ich zur Bezahlung meiner Reise brauche, und
der Saphirkette, die Sie mir schencten, als ich noch Ihr Page war. Ich dachte,
es würde Ihnen nichts ausmachen, wenn ich sie mitnähme, denn sie ist das
einzige Ding, das ich behalte von all den Geschenken, die Sie mir gaben. Marie
geht mit mir, und seien Sie bitte nicht böse auf die Diener, die mich weggehen
ließen, denn sie werden mich für Rachel halten. Ich lasse Rupert, M. Davenant,
M. Marling und Milor' Merivale tausendmal grüßen. Und Sie, Monseigneur, grüße
ich – wie, kann ich nicht schreiben. Ich bin so froh, daß wir heute abend
allein waren. Gott behüte Sie.
    Ihr Kind Lady Fannys
Züge erbebten kurz, dann riß sie ihr Taschentuch hervor und weinte, Schminke
und Puder nicht achtend, hinein. Seine Gnaden nahm den Brief wieder an sich
und las ihn nochmals durch.
    «Arme
Kleine!» sagte er leise.
    «Oh,
Justin, wir müssen sie suchen!» rief Milady erstickt.
    «Wir werden
sie finden», antwortete er. «Ich glaube, ich weil?, wohin sie gegangen ist.»
    «Wohin?
Kannst du ihr nachreisen? Jetzt gleich? Sie ist solch ein Baby und hat nur eine
täppische Kammerjungfer bei sich.»
    «Ich
glaube, daß sie sich nach Anjou gewandt hat.» Seine Gnaden faltete den Brief
und steckte ihn in seine Tasche. «Sie hat mich verlassen, um nicht – meinem Ruf
zu schaden. Ist das nicht eine Ironie des Schiccsals?»
    Lady Fanny
schneuzte sich kräftig, und dennoch klang ihre Stimme recht feucht, als sie
sagte: «Sie liebt
dich, Justin.»
    Er schwieg.
    «Oh,
Justin, läßt dich das kalt? Ich glaubte sicher zu sein, daß du sie liebtest!»
    «Ich liebe
sie – zu sehr, um sie zu heiraten, meine Liebe», sagte Seine Gnaden.
    «Wieso?»
Lady Fanny legte ihr Taschentuch beiseite.
    «Dafür gibt
es viele Gründe», seufzte Seine Gnaden. «Erstens einmal bin ich zu alt für
sie.»
    «Larifari!»
rief Milady. «Ich dachte, daß es vielleicht ihre Geburt sei, an der du dich
stößt.»
    «Ihre
Geburt, Fanny, ist ebensogut wie deine. Sie ist Saint-Vires legitime Tochter.»
    Lady Fanny
starrte ihn offenen Mundes an.
    «An ihre
Stelle hat er den Bauerntölpel gesetzt, den du als de Valmé kennst. Er heißt
Bonnard. Ich habe zu lange gewartet, aber jetzt schlage ich zu.» Er
griff nach einer Handglocke und setzte sie in Bewegung. Dem Lakaien,
der darauf erschien, trug er auf: Gehen Sie sofort in das Hotel de Châtelet und
bitten Sie M. Marling und M. Davenant, sofort herzukommen.
Ersuchen Sie Milor' Merivale, sie zu begleiten. Sie können gehen.» Er wandte
sich wieder seiner Schwester zu. «Was schrieb das Kind dir?»
    «Nur einen
Abschiedsbrief!» Lady Fanny biß sich auf die Lippe. «Und ich wunderte mich
noch, warum sie mir heute abend solch einen süßen Kuß gab! O Gott!»
    «Mir küßte
sie die Hand», sagte Avon. «Wir waren heute alle blinde Narren. Verzweifle
nicht, Fanny. Ich werde sie zurückbringen, und wenn ich die ganze Welt nach ihr
durchsuchen müßte. Und wenn sie zurückkehrt, wird sie als Mademoiselle de
Saint-Vire zurückkehren.»
    «Aber ich
verstehe nicht, wie – Oh, da kommt Rupert! Ja, Rupert, ich habe geweint, aber
es ist mir gleichgültig. Sag's ihm, Justin.»
    Avon zeigte
seinem Bruder Léonies Brief. Rupert las ihn, von Zeit zu Zeit in wilde Ausrufe
ausbrechend. Als er ihn fertig gelesen hatte, riß er sich die Perücke vom Kopf,
schleuderte sie auf den Boden und trampelte auf ihr herum, wobei er allerlei
Worte zwischen den Zähnen murmelte, die Lady Fanny veranlaßten, sich die

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