Georgette Heyer
Kopfe.
«Meine herzlichsten
Glückwünsche, M'sieur», entgegnete Avon ernst.
«Ja ja, ein
Weib! Das erklärt alles.»
«Wie
immer», bekräftigte Seine Gnaden.
«Ha, welch
köstlicher Scherz!» De Faugenac brach in entzücktes Gelächter aus. «Wir
Gatten, wir wissen was davon zu erzählen, was?»
«Da ich
kein Gatte bin, bitte ich meine Unkenntnis zu verzeihen. Sie werden mich gewiß
aufklären.» Seine Gnaden begann sich zu langweilen; er erinnerte sich, daß de
Faugenac ein verarmter Edelmann war, den man gewöhnlich im Kielwasser
Saint-Vires antraf.
«Gewiß,
gewiß. Meine Gattin. Die Erklärung! Sie hat Ihren Pagen gesehen, M'sieur!»
«Prächtig»,
sagte der Herzog. «Wir kommen schon weiter.»
«Wie bitte?
Sie sagten, wir kämen schon weiter? Wir? Und weiter?»
«Offenbar habe ich mich
getäuscht», seufzte Avon. «Wir bleiben am selben Fleck.»
De Faugenac
war einen Augenblick lang verwirrt, setzte jedoch mit einemmal wieder ein neues
breites Lächeln auf.
«Ein
zweiter Scherz! Aha! Ich verstehe!»
«Das
bezweifle ich», murmelte Avon. «Sie sagten, M'sieur, Ihre Gattin habe meinen
Pagen gesehen.»
De Faugenac
drückte beide Hände ans Herz.
«Sie ist
hingerissen! Sie ist neidisch! Sie verzehrt sich nach ihm!»
«Du lieber Himmel!»
«Sie läßt
mir keine Ruhe!»
«Wie
immer.»
«Aha! Ja,
wie immer! Aber Sie wissen noch immer nicht, was ich will, M'sieur, Sie wissen
noch immer nicht, was ich will!»
«Dies
dürfte nicht ganz meine Schuld sein», sagte Avon erschöpft. «Wir stehen bei dem
Punkt, da Ihre Gattin Ihnen keine Ruhe läßt.»
«Und darum
handelt sich's ja, kurz und gut! Sie vergeht vor Sehnsucht nach Ihrem so
reizenden, entzückenden, eleganten ...»
Avon hob
eine Hand.
«M'sieur,
ich habe es mir stets zur Richtschnur gemacht, verheirateten Damen aus dem
Wege zu gehen.»
De Faugenac
starrte ihn an. «Aber – aber – was wollen Sie damit sagen, M'sieur? Soll dies
ein neuerlicher Scherz sein? Meine Gattin verzehrt sich nach Ihrem Pagen.»
«Ach,
welche Enttäuschung!»
«Nach Ihrem
Pagen, Ihrem so eleganten Pagen! Sie setzt mir Tag und Nacht zu, zu Ihnen zu
gehen. Und nun bin ich hier. Sehen Sie mich an!»
«Ich sehe
Sie bereits seit zwanzig Minuten an, M'sieur», erwiderte Avon beißend.
«Sie drang
in mich, zu Ihnen zu gehen und Sie zu fragen, ob Sie sich nicht von Ihrem Pagen
trennen möchten. Sie findet keine Ruhe, bevor er ihr nicht die Schleppe trägt,
ihr Handschuhe und Fächer bereithält. Sie kann nachts nicht schlafen, bevor sie
nicht weiß, daß er ihr eigen ist.»
«Madame
scheinen noch viele schlaflose Nächte beschieden zu sein», bemerkte Avon.
«Ach, nicht
doch, M'sieur! Erwägen Sie doch! Es heißt, daß Sie Ihren Pagen kauften. Steht
es nicht geschrieben, daß, was gekauft wurde, auch wieder verkauft werden
kann?»
«Möglich.»
«Ja doch!
Es ist möglich. M'sieur, ich bin meiner Gattin wie ein Sklave ergeben.» Er
küßte seine Fingerspitzen. «Ich bin der Staub zu ihren Füßen.» Er faltete die
Hände. «Ich muß ihr alles schenken, was sie sich wünscht, oder sterben!»
«Bedienen
Sie sich bitte meines Degens», forderte ihn Seine Gnaden auf. «Er steht hinter
Ihnen in der Ecke.»
«Ach, nicht
doch! M'sieur können doch nicht eine Absage damit meinen! Das ist nicht
möglich! M'sieur, Sie können mir welchen Preis immer nennen, ich zahle ihn!»
Avon erhob
sich. Er griff nach der silbernen Handglocke und setzte sie in Bewegung.
«M'sieur»,
sagte er aalglatt, «wollen Sie bitte dem Grafen SaintVire meine Empfehlungen
überbringen und ihm sagen, daß mein Page Léon nicht feil ist. Jules, führe den
Herrn zur Tür.»
De Faugenac
stand wie vor den Kopf geschlagen auf.
«M'sieur?»
Avon
verbeugte sich. «M'sieur, Sie mißverstehen mich!»
«Glauben
Sie mir, ich verstehe Sie vollkommen.»
«Ach, Sie
sind herzlos, einer Dame den innigsten Wunsch abzuschlagen!»
«Ja, ich
bin nun einmal herzlos, M'sieur. Ich bedaure, daß Ihres Bleibens hier nicht
länger ist. Ihr gehorsamer Diener, M'sieur!» Er komplimentierte de Faugenac
zur Tür hinaus.
Kaum hatte
diese sich hinter dem Männchen geschlossen, als Davenant sie wieder öffnete
und eintrat.
«Was für
ein komischer Kauz war denn das, um Himmels willen?» fragte er.
«Eine
völlig nichtssagende Kreatur», erwiderte Seine Gnaden. «Er wollte Léon kaufen.
Welche Unverschämtheit! Ich verreise aufs Land, Hugh.»
«Aufs Land?
Weswegen?»
«Hab's
vergessen. Wird mir sicher zu gegebener Zeit
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