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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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einfallen. Hab Geduld mit mir,
mein Lieber; ich bin noch immer halbwegs bei Sinnen.»
    Hugh setzte
sich.
    «Bei Sinnen
warst du nie. Verdammt, du bist ein recht nachlässiger Gastgeber!»
    «Ich bitte
dich auf den Knien um Verzeihung, Hugh! Ich mißbrauche schändlich deine Güte.»
    «Sapperlot,
bist du auf einmal höflich! Wird Léon dich begleiten?»
    «Nein, ich
lasse ihn in deiner Obhut zurück, Hugh, und lege dir ans Herz, auf ihn
achtzuhaben. Während meiner Abwesenheit darf er das Haus nicht verlassen.»
    «Dacht
ich's doch, daß da ein Geheimnis dahintersteckt. Ist er in Gefahr?»
    «N-nein.
Schwer zu sagen. Aber laß ihn nicht aus den Augen und sei verschwiegen, mein
Lieber. Es würde mir keineswegs behagen, wenn ihm ein Leid zustieße. So
unglaublich es scheinen mag, ich beginne an ihm Gefallen zu finden. Hängt wohl
damit zusammen, daß ich alt und kindisch werde.»
    «Wir haben
ihn alle gern», sagte Hugh. «Aber er ist ein kleiner Teufel.»
    «Zweifellos.
Laß ihn nicht auf deiner Nase herumtanzen; er ist ein recht vorlautes Kind.
Leider vermag man ihn nicht davon zu überzeugen. Da ist er schon.»
    Léon war eingetreten
und lächelte den Herzog zutraulich an.
    «Monseigneur,
Sie befahlen mir, mich für drei Uhr bereitzuhalten, um Sie zu begleiten, und
nun ist es schon eine halbe Stunde drüber», sagte er.
    Hughs
Schultern erbebten vor unterdrücktem Gelächter; hustend wandte er sich zur
Seite.
    «Ich
schulde dir offenbar eine Erklärung», sagte Seine Gnaden. «Verzeih mir dies
eine Mal. Nun gehe ich doch nicht aus. Komm her.»
    Léon
näherte sich ihm. «Ja, Monseigneur?»
    «Ich
verreise für einige Tage aufs Land, und zwar morgen, mein Kind. Tu mir den
Gefallen, während meiner Abwesenheit M. Davenant als deinen Herrn anzusehen,
und verlasse auf keinen Fall das Haus, bevor ich nicht zurückgekehrt bin.»
    «Oh!» Léons
Gesicht zog sich in die Länge. «Darf ich nicht mit Ihnen kommen?»
    «Ich
versage mir nur ungern das Vergnügen deiner Begleitung. Komme mir bitte nicht
mit Vorhaltungen. Das ist alles.»
    Léon wandte
sich um und ging schleppend zur Tür. Ein leises Aufschluchzen entschlüpfte
ihm, und als der Herzog es vernahm, lächelte er. «Kind, noch ist nicht das Ende
der Welt gekommen. Ich werde, hoffe Ich, noch in dieser Woche zurückkehren.»
    «Ich
wünschte – oh, ich wünschte, Sie nähmen mich mit!»
    «Das ist M.
Davenant gegenüber nicht sehr höflich. Ich glaube nicht, daß er dich mißhandeln
wird. Übrigens gehe ich heute abend nicht aus.»
    Léon kam
zurück. «Sie – Sie werden doch morgen nicht weggehen, ohne mir Lebewohl zu
sagen, nicht wahr, Monseigneur?»
    «Du kannst
mich zur Kutsche bringen», versprach der Herzog, indem er ihm die Hand zum
Kusse reichte.

7
    SATAN
UND PRIESTER SIND EINES SINNES
    Das Dorf Bassincourt, sechs oder sieben
Meilen westlich von Saumur in Anjou gelegen, war ein freundlicher und
dichtbesiedelter Ort, dessen weiße Häuser sich zum größten Teil rings um seinen
Mittelpunkt, einen quadratischen Marktplatz, drängten, dessen
Katzensteinkopfpflaster mannsfaustgroße Steine aufwies. An der Nordseite des
Platzes erhoben sich die Behausungen der wohlhabenden Einwohner; an der
Westseite kleinere Häuschen, unterbrochen von einer Straße, die sich weiter
draußen, auf dem offenen Lande, dahin und dorthin schlängelte, um die drei
Anwesen, die westlich Bassincourts lagen, zu berühren. An der Südseite lag die
kleine altersgraue Kirche, aus deren viereckigem Turm eine zersprungene Glocke
ihren mahnenden Ruf zu den Dörflern sandte. Die Kirche erhob sich nicht direkt
am Marktplatz, da sie rundum von einem Friedhof umgeben war; jenseits von
diesem hockte des Pfarrers bescheidenes Häuschen inmitten eines eigenen
Gartens und schien mit sanftem Lächeln den Marktplatz zu überblicken und zu
beherrschen.
    Die
Ostseite des Platzes wurde von einem dichten Nebeneinander von Läden sowie
einer Hufschmiede und einem weißgestrichenen Gasthaus eingenommen, über dessen
offener Tür ein munteres grünes Schild hing, auf dem die aufgehende Sonne
gemalt war. Bei jedem sich erhebenden Windhauch schwang das Wirtshauszeichen
hin und her, knarrte ein bißchen, wenn's stürmisch wurde, doch meist seufzte es
nur leise an seinen rostigen Ketten.
    An diesem
Novembertag summte der Platz von Stimmengewirr; gelegentlich klang auch das
schrille Lachen eines Kindes durch oder das Hufegeklapper der Pferde auf dem
Katzenkopfpflaster. Der alte Bauer Mauvoisin hatte auf seinem

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