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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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leichthin. «Du wirst lernen, ein
Mädchen zu sein, um mir einen Gefallen zu tun, Léonie.» Sie klammerte sich an
ihn; ihre Löckchen kitzelten sein Kinn. «Tue – tue ich Ihnen damit wirklich
einen Gefallen, Monseigneur?»
    «Einen riesengroßen, Kind.»
    «Dann will
ich's versuchen», sagte Léonie mit einem herzzerreißenden Ton in ihrer Stimme.
«Sie – w-werden mich aber nicht l-lange bei Ihrer Schw-schwester lassen, nicht
wahr?»
    «Nur so
lange, bis ich jemanden gefunden habe, der dich in seine Obhut nehmen kann.
Dann wirst du in mein Landhaus ziehen und lernen, wie man Knickse macht, wie
man mit dem Fächer spielt, affektiert lächelt, Nervenkrisen bekommt ...»
    «Ich – will
nicht!»
    «Das
brauchst du auch hoffentlich nicht», sagte Seine Gnaden mit dem Schatten eines
Lächelns. «Solch elender Mittel bedarfst du nicht, mein liebes Kind.»
    «So lange
Zeit bin ich Léon gewesen! Es wird mich schrecklich schwer ankommen.»
    «Das glaube
ich dir», sagte Avon und nahm ihr das verknüllte Taschentuch aus der Hand.
«Aber du wirst versuchen, alles zu lernen, worin du unterwiesen wirst, damit
ich auf mein Mündel stolz sein kann.»
    «Ist 'denn
das möglich, Monseigneur – daß Sie stolz auf mich sein könnten?»
    «Das ist
durchaus möglich, mein Kind.»
    «Das würde
mich freuen», sagte Léonie, schon ein bißchen froher. «Ich will sehr brav sein.»
    Die
schmalen Lippen des Herzogs verzogen sich.
    «So daß du
meiner würdig wärst? Ich wollte, Hugh könnte uns hören.»
    «Weiß –
weiß er ...»
    «Es hat
sich herausgestellt, mein Kind, daß er es von jeher wußte. Wie wär's, wenn du
dich von deinen Knien erhöbest? So. Setz dich.»
    Léonie nahm
wieder ihren Sitz auf der Bank ein; sie schnaubte noch ein wenig kummervoll.
    «Da muß ich
nun Unterröcke tragen' und stets mit einer Frau zusammen sein und darf keine
schlimmen Worte mehr verwenden. Das ist schrecklich hart, Monseigneur! Frauen
mag ich gar nicht. Ich möchte bei Ihnen bleiben.»
    «Ich frage
mich, was Fanny zu dir sagen wird?» bemerkte der Herzog. «Meine Schwester,
Léonie, ist durch und durch Frau.»
    «Gleicht
sie Ihnen?» fragte Léonie.
    «Wie soll
ich das auffassen?» forschte Seine Gnaden. «Nein, sie gleicht mir nicht, Kind.
Sie ist goldblond und blauäugig. Wie bitte?»
    «Ich sagte 'Pah!'»
    «Diese
Bemerkung erscheint mir einigermaßen vorgefaßt. Das ist keineswegs damenhaft,
meine Liebe. Du wirst Lady Fanny gehorchen und sie weder verspotten noch ihr
Trotz bieten, nur weil sie goldenes Haar hat.»
    «Natürlich
werde ich das nicht tun. Sie ist Ihre Schwester, Monseigneur», antwortete
Léonie. «Glauben Sie, daß sie mich mögen wird?» Sie blickte leicht verwirrt zu
ihm auf.
    «Warum
nicht?» meinte Seine Gnaden mit leisem Spott.
    Ein
schwaches Lächeln huschte über Léonies Mund.
    «Oh – oh,
ich weiß nicht, Monseigneur!»
    «Sie wird
um meinetwillen gut zu dir sein.»
    «Danke
sehr», sagte Léonie leise und mit niedergeschlagenen Augen. Als Avon darauf
nichts erwiderte, lugte sie ihn verstohlen an, und das schelmische Grübchen
erschien. Avon raufte ihr das Haar, als wäre sie noch immer ein Knabe.
    «Du bist
erfrischend», sagte er. «Fanny wird versuchen, dich wie alle anderen deiner
Geschlechtsgenossinnen zu machen. Ich glaube nicht, daß mir dies erwünscht
wäre.»
    «Nein,
Monseigneur, ich will bleiben, wie ich bin.» Sie küßte seine Hand, und ihre
Lippen zitterten. Sie unterdrückte das Beben und lächelte unter Tränen. «Sie
haben mein Taschentuch genommen, Monseigneur.»

10
    LADY
FANNYS SITTLICHKEITSGEFÜHL WIRD VERLETZT
    Lady Fanny
Marling saß auf einer Ruhebank und fand das Leben monoton. Sie stieß das
Poesiebuch beiseite, über dem sie schon so lange gegähnt hatte, und begann mit
einer goldenen Locke zu spielen, die ihr über die Schulter geglitten war und
nun glitzernd auf ihrem Spitzenumhängtuch lag. Sie war en déshabillé, ihr
blondes Haar noch ungepudert und von einem Spitzenhäubchen nur lose gebändigt,
dessen blaue Bänder unter dem Kinn zu einer koketten Schleife gebunden waren.
Sie trug ein blaues Taftkleid mit einem breiten Fichu um ihre vollkommen
geformten Schultern, und da das Zimmer, in dem sie sich aufhielt, in Gold, Blau
und Weiß ausgestattet war, hatte sie allen Grund, mit sich und ihrer Umrahmung
zufrieden zu sein. Sie war zufrieden, doch noch lieber wäre es ihr gewesen,
wenn sie jemanden bei sich gehabt hätte, um ihr ästhetisches Wohlbehagen
mitzugenießen. Als sie daher

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