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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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spielen, einen verkniffenen Zug um den Mund. Sein
Gesichtsausdruck war finster, und Léon zerbrach sich den Kopf darüber, womit er
wohl seinen Herrn erzürnt habe. Plötzlich legte Avon seine Hand auf die Léons
und hielt sie mit kühlem und zugleich festem Griff umklammert.
    «Mein Kind,
es hat sich für mich die Notwendigkeit ergeben, der kleinen Komödie, die du
und ich gespielt haben, ein Ende zu setzen.» Er machte eine Pause und sah, wie
sich die großen Augen furchtsam weiteten. «Ich habe Léon sehr gern, mein Kind,
aber es ist Zeit, daß er Léonie wird.»
    Die kleine
Hand in der seinen erzitterte.
    «Mon –
seigneur!»
    «Ja, mein
Kind. Siehst du, ich hab's vom ersten Augenblick an gewußt.»
    Léonie saß
wie erstarrt da und blickte ihm mit dem Ausdruck einer gequälten Kreatur in die
Augen. Avon hob seinen freien Arm, um ihr auf die
weiße Wange zu klopfen.
    «Es ist
keine so schlimme Sache, Kind», sagte er sanft.
    «Sie – Sie
wollen mich nicht – wegschicken?»
    «Nein. Habe
ich dich denn nicht gekauft?»
    «Darf ich –
weiter Ihr Page sein?»
    «Mein Page
nicht, Kind. Es tut mir leid, aber dies ist unmöglich.»
    Alle
Starrheit wich von der zarten Gestalt. Léonie brach in verzweifeltes
Schluchzen aus und begrub ihr Gesicht in seinem Ärmel.
    «O bitte, o
bitte!»
    «Kind,
setze dich auf! Komm, du darfst nicht meinen Rock ruinieren.
    Du hast
noch nicht alles gehört.»
    «Ich will
nicht, ich will nicht!» ertönte eine erstickte Stimme. «Lassen Sie
mich Léon sein! Lassen Sie mich bitte Léon sein!»
    Seine
Gnaden richtete sich auf.
    «Statt
meines Pagen wirst du mein Mündel sein. Meine Tochter. Ist das so
schrecklich?»
    «Ich will
kein Mädchen sein! O bitte, Monseigneur, bitte!» Léonie glitt von
der Bank zu Boden und fiel ihm zu Füßen, seine Hand umklammernd.
«Sagen Sie ja, Monseigneur! Sagen Sie ja!»
    «Nein, mein
Kleines, trockne deine Tränen und hör mir zu. Sag mir nicht schon
wieder, du habest dein Taschentuch verloren.»
    Léonie zog
es aus ihrer Tasche und wischte sich über die Augen.
    «Ich w-will
kein Mädel sein!»
    «Unsinn,
meine Liebe. Es wird dir viel mehr Freude bereiten, mein Mündel zu
sein statt mein Page.»
    «Nein!»
    «Du vergißt
dich», sagte Seine Gnaden streng. «Ich dulde keinen Widerspruch.»
    Léonie
unterdrückte krampfhaft ihr Schluchzen.
    «Tut – tut
mir leid, Monseigneur.»
    «Also gut.
Sobald wir in London eingetroffen sind, bringe ich dich zu meiner
Schwester – nein, unterbrich mich nicht – zu meiner Schwester, Lady Fanny
Marling. Siehst du, Kind, du kannst nicht bei mir wohnen, solange ich
nicht irgendeine Dame gefunden habe, die als – äh – Duenna
fungieren kann.»
    «Ich will
nicht! Ich will nicht!»
    «Du wirst
das tun, - was ich sage, liebes Kind. Meine Schwester wird dich so
kleiden, wie es deiner neuen Position entspricht, und dich lehren, ein Mädchen
zu sein. Du wirst all das lernen ...»
    «Ich will
nicht! Nie und nimmermehr!»
    «... weil ich
es befehle. Wenn du dann bereit bist, wirst du zu mir zurückkommen,
und ich werde dich in die Gesellschaft einführen.»
    Léonie
zerrte an seiner Hand.
    «Ich will
nicht zu Ihrer Schwester gehen! Ich will nichts anderes als Léon sein!
Sie können mich nicht zwingen, das zu tun, was Sie sagen! Ich will einfach
nicht!»
    Seine
Gnaden blickte einigermaßen aufgebracht auf sie hinab. «Wenn du noch mein Page
wärst, wüßte ich mit dir zu verfahren», sagte er.
    «Ja, ja!
Schlagen Sie mich, wenn Sie wollen, und lassen Sie mich weiter Ihr Page sein!
Ach, bitte, Monseigneur!»
    «Leider ist
dies unmöglich. Halte dir vor Augen, mein Kind, daß du mir gehörst und das tun
mußt, was ich dir befehle.»
    Léonie fiel
darauf in ein Häuflein Elend neben der Ruhebank zusammen und schluchzte in die
Hand des Herzogs hinein. Avon ließ sie etwa drei Minuten lang nach Herzenslust
weinen. Dann entzog er ihr seine Hand.
    «Willst du
denn, daß ich dich ganz wegschicke?»
    «Oh!»
Léonie fuhr auf. «Monseigneur, das würden Sie doch nicht tun! Sie – o nein,
nein, nein!»
    «Dann wirst
du mir also gehorchen, verstanden?»
    Eine lange
Pause trat ein. Hoffnungslos starrte Léonie in die kalten haselnußbraunen
Augen. Ihre Lippen bebten und eine dicke Träne rollte ihr die Wange hinab.
    «Ja,
Monseigneur», flüsterte sie und ließ ihr lockiges Haupt sinken. Avon beugte
sich vor und legte den Arm um die kindliche Gestalt, die er nahe an sich
heranzog.
    «So bist du
mein liebes braves Kind», sagte er

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