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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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empor.
    «Monseigneur
– verlassen Sie mich bitte nicht!» Es war ein verzweiflungsvolles Flüstern,
das Fanny in Erstaunen versetzte.
    «Ich werde
dich sehr bald besuchen kommen, Kleine. Du bist bei Lady Fanny gut aufgehoben.»
    «Ich will
nicht, daß Sie fortgehen! Monseigneur, Sie – Sie verstehen nicht!»
    «Kind, ich
verstehe. Habe keine Angst; ich werde wiederkommen!» Er wandte sich an Fanny
und beugte sich über ihre Hand. «Ich habe dir zu danken, meine Liebe.
Übermittle bitte deinem ausgezeichneten Edward meine Grüße. Léonie, wie oft
habe ich dir verboten, dich an meinen Rock zu klammern?»
    «Tut – tut
mir leid, Monseigneur.»
    «Das sagst
du immer. Sei brav und trachte dich an deine Unterröcke zu
gewöhnen.» Er hielt ihr die Hand hin, und Léonie fiel auf ein Knie, um sie zu
küssen. Etwas Glitzerndes fiel auf die weißen Finger nieder, doch Léonie wandte
ihren Kopf zur Seite und wischte sich verstohlen die Augen.
    «L-leben
Sie wohl, Mon-Monseigneur.»
    «Lebwohl,
mein Kind. Fanny, dein ergebenster Diener!» Er machte einen tiefen Kratzfuß und
wandte sich zum Gehen.
    Bei der
kleinen, aber furchteinflößenden Lady Fanny allein zurückgeblieben, stand
Léonie wie in den Erdboden eingewurzelt da, blickte hoffnungslos auf die Tür,
die hinter Avon ins Schloß gefallen war, und drehte den Hut in den Händen.
    «Mademoiselle»,
sagte Fanny kalt, «wenn Sie mir freundlichst folgen wollen, führe ich Sie auf
Ihr Appartement. Haben Sie die Güte, sich in Ihren Mantel zu hüllen.»
    «Ja,
Madame», sagte Léonie mit zitternden Lippen. «Es tut – mir schrecklich leid,
Madame», fuhr sie mit brechender Stimme fort. Ein zartes, tapfer unterdrücktes
Schluchzen brach aus ihr hervor, und plötzlich fiel die eiskalte Würde von
Fanny ab. Sie stürzte auf ihre Besucherin zu, wobei ihre Röcke erstaunlich
raschelten, und schlang die Arme um sie.
    «Oh, meine
Liebe, was für ein böses Weib bin ich doch!» rief sie. «Gräme dich nicht, mein
Kind! Ich schäme mich wirklich meiner selbst! Komm doch!» Sie führte Léonie zum
Sofa und nötigte sie zum Sitzen; sie streichelte und beruhigte sie, bis das
unterdrückte Schluchzen erstarb.
    «Sehen Sie,
Madame», erklärte Léonie, indem sie sich die Augen mit dem Taschentuch rieb,
«ich fühlte mich – so sehr einsam. Ich wollte ja nicht weinen, aber als
Monseigneur – fortging – war es gar zu schrecclich!»
    «Ich
wollte, ich verstünde dich!» seufzte Fanny. «Hast du meinen Bruder lieb, Kind?»
    «Ich würde
für Monseigneur sterben», sagte Léonie einfach. «Ich bin nur deshalb hier, weil
er es wünschte.»
    «Oh, Gott
sei mir gnädig!» rief Fanny. «Ist das eine verwickelte Geschichte! Meine
Liebe, laß dich von mir warnen, von mir, die ihn gut kennt! Hüte dich vor Avon:
nicht umsonst wurde er Satanas genannt.»
    «Mir
gegenüber ist er kein Teufel. Und ich kümmere mich nicht darum.»
    Fanny
schlug die Augen gen Himmel.
    «Alles ist
verkehrt!» klagte sie. Dann sprang sie auf die Füße. «Oh, nun mußt du in meine
Kleiderkammer kommen, Kind! Es wird so drollig werden, dich anzukleiden! Sieh
einmal!» Sie verglich ihre Figur mit der Léonies. «Wir haben fast dieselbe
Größe, meine Liebe. Vielleicht bist du ein bißchen schlanker. Aber nicht der
Rede wert.» Sie flatterte zur Stelle, wo Léonies Mantel lag, hob ihn auf und
wickelte ihn um ihren Schützling. «Damit dich nicht die Bedienten sehen und zu
klatschen beginnen», erklärte sie. «Nun komm.» Einen Arm um Léonies Taille
geschlungen, lief sie hinaus und nickte herablassend ihrem Butler zu, als sie
ihm im Treppenhaus begegnete. «Parker, meines Bruders Mündel hat
mir einen unerwarteten Besuch abgestattet. Haben Sie die Freundlichkeit
zu veranlassen, daß das Gastzimmer instand gesetzt wird. Und schicken Sie mir
meine Kammerjungfer herauf.» Sie wandte sich um und flüsterte
Léonie ins Ohr: «Ein sehr treues, diskretes Geschöpf, auf mein
Wort.» Sie führte das Mädchen in ihr Schlafzimmer und schloß die Tür. «Nun
werden wir sehen! Oh, ich möchte schwören, daß es überaus
unterhaltsam sein wird!» Strahlend lächelnd, küßte sie Léonie abermals. «Zu
denken, daß ich so schwerfällig war! Bei Gott, ich schulde Justin tiefen Dank.
Ich werde dich Léonie nennen.»
    «Ja,
Madame.» Léonie wich ein weniges zurück, eine weitere stürmische Umarmung
befürchtend.
    Fanny
trippelte zu ihrem Kleiderschrank.
    «Und du
mußt mich Fanny nennen, meine Liebe. Herunter mit diesen – diesen

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