Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
Vom Netzwerk:
scheußlichen
Kleidern!»
    Léonie
blickte an ihrer schlanken Gestalt hinab.
    «Aber,
Madame, es sind sehr feine Kleider! Monseigneur hat sie mir geschenkt.»
    «Du
unfeines Geschöpf! Herunter damit, sage ich! Sie müssen verbrannt werden.»
    Léonie ließ
sich mit einem Plumps auf das Bett fallen.
    «Dann will
ich sie nicht ablegen.»
    Fanny
wandte sich um, und einen Atemzug lang starrten die beiden einander an. Léonie
hatte das Kinn trotzig vorgeschoben, ihre dunklen Augen schossen Blitze.
    «Du bist
wirklich recht ermüdend», schmollte Fanny. «Was willst du schon mit männlicher
Kleidung anfangen?»
    «Ich will
sie nicht verbrennen lassen!»
    «Oh, na
schön, meine Liebe! Behalte sie dir, wenn du durchaus willst!» sagte Fanny
hastig und drehte sich herum, als die Tür aufging. «Da ist Rachel! Rachel, dies
ist Mademoiselle de Bonnard, das Mündel meines Bruders. Sie – sie benötigt
einige Kleider.»
    Die
Kammerjungfer starrte Léonie voll entsetzten Erstaunens an. «Das denke ich mir,
Milady», sagte sie streng.
    Lady Fanny
stampfte mit dem Fuß auf.
    «Du
boshaftes, keckes Frauenzimmer! Wage es nicht, deine Nase zu rümpfen! Und wenn
du drunten ein einziges Wort sagst, Rachel ...»
    «Ich würde mich nie so sehr erniedrigen,
Ihre Gnaden.»
    «Mademoiselle
– ist soeben aus Frankreich gekommen. Sie – sie war gezwungen, diese Kleidung
zu tragen. Der Grund tut nichts zur Sache. Aber – aber jetzt wünscht sie sie zu
wechseln.»
    «Nein, das
stimmt nicht», gab Léonie der Wahrheit die Ehre.
    «O doch, o
doch! Léonie, wenn du mir Unannehmlichkeiten machst, werde ich zornig!»
    Léonie
blickte sie einigermaßen überrascht an.
    «Aber ich
mache doch keine Unannehmlichkeiten. Ich sagte nur ...»
    «Ich weiß, ich weiß!
Rachel, wenn du ein solches Gesicht aufsetzest, werde ich dich an den Ohren
ziehen!»
    Léonie
kreuzte die Beine unter ihrem Sitz.
    «Ich
glaube, ich sage Rachel am besten alles», meinte sie.
    «Aber,
meine Liebste! Nun, tu, was du willst!» Fanny ließ sich in einen Lehnstuhl
fallen.
    «Sehen Sie»,
begann Léonie ernst, «ich bin sieben Jahre lang ein Knabe gewesen.»
    «So ein
Quatsch, Miss!» entfuhr es Rachel.
    «Wie
bitte?» fragte Léonie interessiert.
    «Nichts,
nichts!» rief Fanny scharf. «Fahre fort, Kind.»
    «Ich bin
ein Page gewesen, Rachel, aber nun wünscht Monseign – will sagen, der Herzog
von Avon – mich zu seiner – seinem Mündel zu machen, und so muß ich lernen,
wieder ein Mädchen zu werden. Ich möchte es zwar nicht, verstehen Sie, aber ich
muß. Wollen Sie mir dabei behilflich sein?»
    «Ja, Miss.
Natürlich will ich!» sagte Rachel, worauf ihre Herrin aufsprang.
    «Ein
bewundernswertes Wesen! Rachel, schaff Leinenwäsche herbei! Léonie, ich
beschwöre dich, ziehe diese Hose aus!»
    «Gefällt
sie Ihnen nicht?» fragte Léonie.
    «Gefallen!»
Fanny warf erregt die Hände empor. «Sie ist geradezu ungeheuerlich indezent!
Ziehe sie aus!»
    «Aber sie
hat einen ausgezeichneten Schnitt, Madame.» Léonie ging daran, sich aus ihrem
Anzug zu schälen.
    «Du darfst
nicht – du darfst unter keinen Umständen von solchen Dingen reden!» schärfte
ihr Fanny ernst ein. «Das ist äußerst unschicclich.»
    «Aber,
Madame, man kann doch nicht über sie hinwegsehen! Wenn die Männer keine Hosen
trügen ...»
    «Oh!» Fanny
brach in ein entrüstetes Gelächter aus. «Kein Wort mehr!»
    Die
darauffolgende Stunde wurde Léonie von einem Gewand ins andere gesteckt,
während Fanny und Rachel sie drehten und wendeten, zu- und aufschnürten, sie
dahin und dorthin schoben. Sie unterwarf sich geduldig allen ihren
Anweisungen, zeigte jedoch keinerlei Interesse an den Vorgängen.
    «Rachel,
mein Grünseidenes!» befahl Ihre Gnaden und hielt Léonie ein geblümtes
Unterkleid hin.
    «Welches
Grüne, Milady?»
    «Das
Grünseidene, das mir nicht steht, dumme Gans! Rasch! Zu deinem roten Haar wird
es hinreißend passen, meine Liebe!» Sie nahm eine Bürste und begann, die
verwirrten Locken zu arrangieren. «Wie konn test du sie nur abschneiden? Jetzt
ist's unmöglich, dein Haar richtig aufzustecken. Nun, macht nichts. Du wirst
ein grünes Band hineinschlingen und – oh, eile dich, Rachel!»
    Léonie wurde
ins Grünseidene gehüllt. Es war, zu ihrer offenkundigen Verlegenheit, vorne
tief ausgeschnitten und breitete sich von der Taille über einen riesigen
Reifrock aus.
    «Oh, sagte
ich nicht, daß es ihr hinreißend stehen würde?» rief Fanny und trat einen Schritt
zurück, um ihr

Weitere Kostenlose Bücher