Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
Vom Netzwerk:
begrüßen.»
    Rupert
blickte ihn scharf an.
    «Ich habe
mir geschworen, sein Blut zu vergießen, Justin.»
    Seine
Gnaden lächelte.
    «Ich habe
seit etwa zwanzig Jahren den Vorrang vor dir, mein Lieber, aber ich weiß zu
warten.»
    «Ja, das
dachte ich mir. Was hast du vor, Avon?»
    «Eines
Tages werd ich's dir erzählen, Rupert. Aber nicht heute.»
    «Nun, ich beneide ihn
nicht, wenn er in deinen Fängen steckt», sagte Rupert
freimütig.
    «Nein, dann
ist er sicher nicht zu beneiden», sagte Seine Gnaden. «Er dürfte bald hier eintreffen.
Kind, ein Koffer ist in dein Zimmer gebracht worden. Tu mir den Gefallen, dich
nochmals à la jeune fille zu kleiden. Du wirst ein Paket Lady Fannys
vorfinden, das, glaube ich, ein geblümtes Musselinkleid enthält. Leg es an,
ich glaube, es wird dir zu Gesicht stehen.»
    «Oh,
Monseigneur, Sie haben meine Kleider mitgebracht?» rief Léonie.
    «Ja, mein
Kind.»
    «Bei Gott,
du bist ein tüchtiger Teufel!» bemerkte Rupert. «Aber nun los, Justin! Erzähle
uns nun deinen Anteil am Abenteuer!»
    «Ja, Monseigneur, bitte!» sekundierte ihm
Léonie.
    «Da gibt es
sehr wenig zu erzählen», seufzte Seine Gnaden. «Mein Anteil an der Verfolgung
ist jämmerlich ereignislos.»
    «Nur los!»
forderte Rupert. «Was führte dich so zeitgerecht nach Avon? Verdammt noch mal,
es ist wirklich was Unheimliches an dir, Satanas!»
    Léonie
schoß bei diesen Worten in die Höhe.
    «Nenne ihn
nicht bei diesem Namen!» fuhr sie ihn grimmig an. «Du wagst es auch nur, weil
du krank bist und ich nicht mit dir fechten kann!»
    «Geschätztes
Mündel, was soll diese beklagenswerte Erwähnung des Fechtens? Du wirst es dir
doch nicht zur Gewohnheit gemacht haben, mit Rupert zu fechten?»
    «Ach nein,
Monseigneur, hab's nur ein einziges Mal getan! Er lief davon und versteckte
sich hinter einem Sessel. Er hatte Angst!»
    «Kein
Wunder!» gab Rupert zurück. «Sie ist eine Wildkatze, Justin. Da heißt es, 'sieh
dich vor!', bevor du noch weißt, woran du bist, meiner Seel!»
    «Ich bin
offenbar zu lange weggeblieben», sagte Seine Gnaden streng. «Ja, Monseigneur,
viel, viel zu lang!» sagte Léonie und küßte seine Hand. «Doch ich war brav –
oh, sehr oft brav!»
    Seiner
Gnaden Lippen bebten, und auf einmal erschien wieder Léonies Grübchen.
    «Wußte
ich's doch, daß Sie nicht wirklich böse waren!» sagte sie. «Aber nun erzählen
Sie uns, was Sie taten.»
    Der Herzog
stupste ihre Wange leicht mit einem Finger.
    «Ich kehrte
heim, mein Kind, und fand in meinem Hause eine Invasion der Merivales vor,
während deine Duenna mit einer Nervenkrise darniederlag.»
    «So eine
dumme Gans!» rief Léonie verächtlich. «Warum hatte sich Lord Merivale
eingefunden?»
    «Eben
wollte ich es dir berichten, mein Kind, als du mich mit deiner abfälligen
Bemerkung über meine Cousine unterbrachst. Lord und Lady Merivale waren
gekommen, um dich suchen zu helfen.»
    «Meiner
Treu, das muß ein fröhliches Treffen gewesen sein!» warf der nicht zu
bezähmende Rupert ein.
    «Es
ermangelte nicht einer erheiternden Note. Durch sie erfuhr ich von eurem
Verschwinden.»
    «Du
glaubtest wohl, daß wir durchgegangen waren?» erkundigte sich Rupert.
    «Dieser
Schluß drängte sich mir auf», gab Seine Gnaden zu.
    «Durchgegangen?»
wiederholte Léonie. «Mit Rupert? Pah, da würde ich eher mit einer alten
Ziege durchgehen!»
    «Was dies
betrifft, würde ich eher mit einer Tigerin durchgehen!» gab Rupert
zurück. «Um wie vieles lieber, bei Gott!»
    «Wenn
dieser Austausch von Höflichkeiten beendet ist», sagte Seine Gnaden gemächlich,
«will ich fortfahren. Doch ich will euch keineswegs unterbrechen.»
    «Ach, fahre
fort», sagte Rupert. «Was geschah dann?»
    «Dann,
Kinder, brach Mr. Manvers über uns herein. Ich fürchte, Rupert, Mr. Manvers
ist weder mit dir noch mit mir sehr einverstanden, aber wollen
wir das beiseite lassen. Von ihm erfuhr ich, daß du, Rupert, aufgebrochen
warst, um die Verfolgung einer Kutsche aufzunehmen, deren Insasse ein
französischer Edelmann war. Danach war's leicht. Noch in derselben Nacht reiste
ich nach Southampton – dachtest du nicht daran, an Bord der Queen zu
gehen, Junge?»
    «Ich
entsann mich ihrer, aber ich hatte nicht Lust, mit dem Reiten nach Southampton
Zeit zu vergeuden. Erzähl weiter.»
    «Wofür ich
dir dankbar bin. Du hättest sie zweifellos verkauft, wärest du auf ihr nach
Frankreich gekommen. Ich machte gestern die Überfahrt und
kam gegen Abend nach Le Havre. Dort zog ich

Weitere Kostenlose Bücher