Gepaeckschein 666
denn der Admiral hatte diese Tür gerade auf gemacht.
Herr Winkelmann spendierte nämlich nach jedem Training ein Glas echten Fruchtsaft von ausgepreßten Orangen. Für die Aktiven wie für die Zuschauer.
Die Herstellung und das Servieren des Fruchtsaftes war Sache des Admirals. Und jetzt war es wieder einmal so weit. Das Mädel kam gerade mit den ersten Gläsern aus der Küche. Das wiederholte sich noch zweimal. Ganz einfach, weil das Kuhlenkampsche Tablett für die rund fünfzig Gläser zu klein war.
„Prost!“ sagte Herr Winkelmann, als alle ihren Orangensaft bekommen hatten.
„Prost!“ sagten auch die Jungen und tranken sich zu wie eine Stammtischrunde.
„Am Sonntag geht’s um die Wurst“, meinte Herr Winkelmann, als er sein Glas ausgetrunken hatte.
„Aber ich glaube nicht, daß wir Angst haben müssen“, sagte Vater Kuhlenkamp darauf.
„Bisher ging alles wie nach dem Fahrplan“, meinte Herr Winkelmann jetzt und war ziemlich ernst dabei. „Alle anderen Vereine sind ausgeschieden bis auf, Rot-Weiß’ und ,Viktoria 93 ’. Und ,Rot -Weiß’ hat sich im letzten Jahr die Meisterschaft geholt, wie ihr wißt. So eine Meisterschaft will man behalten, wenn’s irgend geht.“ Herr Winkelmann zwirbelte an seinen Schnurrbartspitzen. „Wenn wir aber gegen die Rot-Weißen gewinnen, dann haben wir die Meisterschaft so gut wie in der Tasche. Der letzte Kampf gegen die Viktorianer ist dann nur noch ein Spaziergang. Und deshalb geht es am Sonntag, wie gesagt, um die Wurst. Im Hinblick darauf habe ich Herr Winkelmann zeigte auf einen großen Henkelkorb, der neben der Tür stand, für jeden von euch ein Schweinskotelett mitgebracht, so groß wie eine Schallplatte. Am Donnerstag gibt’s das gleiche nochmal. Was der olle Winkel mann für euch und den Sonntag tun kann, das will er gerne tun.“
Die Jungen waren ein wenig verlegen und wußten nicht recht, was sie sagen sollten.
„Schönen Dank, Herr Winkelmann“, ließ sich als erster der Sheriff hören.
„Hoch Herr Winkelmann!“ rief jetzt der kleine schwarzhaarige Telefunken-Lehrling, und alle Jungen wollten schon mitrufen. Aber da winkte Herr Winkelmann ab, so wie ein Kapellmeister abwinkt, wenn ihm bei seinem Orchester irgend etwas nicht gefällt. „Quatsch Winkelmann - wenn schon, dann Hoch Asto-ria !“ sagte der Fleischermeister.
„Hoch Astoria!“ brüllten jetzt also alle zusammen.
„Hepp! Hepp! Hepp!“
Herr Winkelmann brüllte laut und dröhnend mit. Aber hinterher sagte er gleich in die Richtung der Tür mit dem Schild „Privat“: „Entschuldigung, Frau Kuhlenkamp!“
Dann ging’s unter die Duschen. Dort war es für die siebenundzwanzig Jungen natürlich etwas eng.
„Ein netter Kerl, unser Winkelmann“, sagte der Sheriff. Die Seife floß an ihm herunter wie Schlagsahne.
und es wäre eine Affenschande, wenn wir ihn am Sonntag enttäuschen würden“, ergänzte Peter. Er blieb mit dem Sheriff jetzt nur noch allein unter der Dusche. Das Wasser wurde nämlich schon ziemlich kalt.
„An mir soll’s nicht liegen“, der Sheriff bibberte bereits.
„Denkst du, an mir?“ Jetzt bibberte auch Peter. Aber er wollte es länger aushalten als der andere.
Und da der Sheriff das gleiche dachte, bibberten sie beide, bis sie nur noch allein im Duschraum waren.
„Du hast auch schon lange keine Mandelentzündung mehr gehabt“, sagte der Sheriff endlich, und seine Zähne klapperten dabei.
„Denk lieber an deine Veranlagung zum Rheumatismus“, klapperte Peter zurück.
„Gehen wir gleichzeitig?“ schlug der Sheriff vor.
„Wenn du es unbedingt willst“, antwortete Peter. Aber fast im gleichen Augenblick drehte er auch schon sehr schnell das Wasser ab.
Mit einer Gänsehaut kamen die beiden in den Umkleideraum. Aber als sie sich dann mit ihren rauhen Handtüchern so richtig abgescheuert hatten, fühlten sie sich molliger als alle anderen zusammen.
Herr Winkelmann ging schon mit seinem großen Henkelkorb wie der Weihnachtsmann von einem der Jungen zum anderen und verteilte die Schweinskoteletts. Dabei spielte es auch jetzt wieder keine Rolle, ob „aktiv“ oder Zuschauer. Irgendwie gehörten sie ja doch alle zusammen.
Zum Schluß blieb noch eines der Koteletts übrig.
Herr Winkelmann überlegte eine Sekunde, dann gab er es dem Sheriff.
„Schönen Dank“, sagte der Sheriff und war ein bißchen verlegen, weil er jetzt ein Kotelett mehr als die anderen bekommen hatte. Dabei wußte doch jeder, daß sie bei Sheriff daheim zu siebt
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