Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
naß.
    „Das ist doch für ein Faschingskostüm“, erklärte jetzt Mutter Pfannroth. „Frau Sauerbier will als Domino auf den Wohlfahrtsball fürs Rote Kreuz.“
    Kaum zehn Minuten später verabschiedete sich Frau Sauerbier.
    „Also Donnerstag zweite Anprobe und Samstag früh fertig. Ich will mich nämlich vor dem Ball noch damit fotografieren lassen. Wer weiß, wie es nachher aussieht.“
    Frau Sauerbier machte die Tür auf, und da sah sie im Korridor noch die Leute warten.
    „Würde mich eigentlich auch mal interessieren, was mir euer Hellseher zu sagen hat. Vielleicht kann ich das am Donnerstag gleich mitmachen?“
    „Der ist immer ziemlich belegt“, gab Peter zu bedenken.
    „Papperlapapp“, sagte Mutter Pfannroth. „Er muß einfach. Sonst kriegt er die nächsten acht Tage keinen Morgenkaffee!“
    „So was zieht immer“, sagte Frau Sauerbier und ging.
    Peter wartete, bis draußen die Wohnungstür schlug, dann legte er seine rechte Hand aufs Herz und sang mit schiefem Kopf: „Domino - Domino — warum hast du so traurige Augen?“
    Frau Pfannroth lachte und räumte den blau-weißen Karostoff zur Seite. „Dreißig Mark“, sagte sie dabei, „das ist schon wieder die Hälfte der Miete. Wie waren die Geschäfte bei dir?“
    „Es ging“, Peter holte seine Tageseinnahme aus der Tasche und zählte nach. „Sechs Mark zwanzig. Ganze zwei Mark mehr als gestern. Wenn das keine Umsatzsteigerung ist!“ Er nahm ein kleines Wachstuchheft aus der Anrichtenschublade und schrieb die sechs Mark zwanzig unter Einnahmen. Das Geld kam in den Pfannrothschen Familientresor. Das war eine knallgelbe Porzellanvase mit einem Goldrand.
    „Schreib dann auch noch gleich die fünf Mark von Frau Christiansen dazu. Sie hat heute nachmittag ihre Schürzen bezahlt. Das Geld ist schon in der Vase“, rief Mutter Pfannroth aus der Küche. „Und jetzt gibt’s gleich was zu essen. Röstkartoffeln mit Blumenkohl.“
    „Dazu Schweinskotelett!“ rief Peter.
    „Ja — und wenn du mir Flügel anmontierst, bin ich ein Flugzeug!“ rief Mutter Pfannroth zurück.
    „Das mit dem Schweinskotelett stimmt wirklich.“ Peter kramte in seiner Ledertasche zwischen dem Turnzeug. „Da - schönen Gruß von Herrn Winkelmann.“
    „Da brat mir einer ‘nen Storch!“ sagte Frau Pfannroth. „Das reicht für morgen auch noch.“
    „Und Donnerstag gibt’s die gleiche Portion ein zweites Mal, hat Herr Winkelmann gesagt.“
    „Dann hat deine Boxerei ja auch was Gutes. Gib mir mal die Bratpfanne her. Danke. Und jetzt die Margarine.“
    „Sagen Sie mal, Frau Pfannroth, Sie sehen es wohl nicht sehr gerne, daß Ihr Herr Sohn boxt?“
    Es brutzelte jetzt schon in der Pfanne und fing an, rundherum nach Sonntag zu riechen.
    „Wenn es dir Spaß macht, soll’s mir recht sein“, sagte Mutter Pfannroth und streute Salz über das Kotelett. „Die Sache ist nur die, daß ich es nicht gerne sehen würde, wenn mir irgend so ein Boxhandschuh, der von nichts eine Ahnung hat, durcheinander bringt, was wir zwei zusammen rund fünfzehn Jahre lang in Ordnung gehalten haben. Blaue Flecken und vielleicht auch noch ein geschwollenes Auge - schön, das ist deine Sache. Wie gesagt, wenn es dir Spaß macht. Aber wenn dir je einer mal die Nase schief schlagen sollte oder so etwas Ähnliches, dann sag ihm gleich, daß er sein Testament machen kann. Dann bekommt er’s nämlich mit mir zu tun. Ich benütze aber keine Boxhandschuhe! So, das wär’s — und das Kotelett ist jetzt fertig.“
    Peter sagte nichts. Aber er gab seiner Mutter mitten in dem schönen Qualm, der von der Bratpfanne aufstieg, einen Kuß. Obgleich sie ihm ihre rechte Backe gar nicht hingehalten hatte.
    Das Winkelmann-Kotelett schmeckte herrlich. Trotzdem blieb die Hälfte übrig.
    „Ich hab’ übrigens eine Überraschung für dich“, meinte Mutter Pfannroth, als sie das Geschirr wieder abräumte, „sie liegt drüben auf der Nähmaschine.“
    „Die hast du aber gut versteckt. Ich finde nichts.“ Peter sah sich um. „Bis auf ein Stück Zeitungspapier.“
    „Das ist es ja“, rief Mutter Pfannroth aus der Küche. „Unten rechts die Anzeige!“
    „Paddelboot zu verkaufen? Willst du zur Marine? Warte, ich helfe dir abtrocknen.“
    Aber Mutter Pfannroth kam schon wieder ins Zimmer.
    „Ich wasche morgen früh ab. Sonst schaffe ich das Konfirmationskleid für Schuberts nicht mehr.“ Mutter Pfannroth stand jetzt dicht neben ihrem Jungen und legte ihm den Arm um die Schulter: „Da - gleich unter

Weitere Kostenlose Bücher