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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Schallplattenmusik. Ein Akkordeon-Orchester spielte „Wenn abends die Heide träumt“.
    „Entschuldigung, dann bin ich wohl falsch?“ fragte in diesem Augenblick Frau Pfannroth am Eingang der Halle den Mann, der die Eintrittskarten kontrollierte. „Das hier ist offenbar ein Konzert? Ich suche einen Boxkampf. Können Sie mir sagen, wo ich den finde?“
    „Stimmt schon. Da sind Sie richtig. Wir spielen nur vorher ein paar Schallplatten, damit Stimmung in die Bude kommt“, erklärte der Kontrolleur.
    „Ach so“, sagte Mutter Pfannroth.
    „Haben Sie eine Eintrittskarte?“
    „Leider nein. Aber ich soll nur sagen, daß ich zu Herrn Winkelmann möchte. Sie wissen es vielleicht nicht, aber er ist —“
    „- Vereinsvorsitzender von Astoria“, unterbrach der Kontrolleur und winkte einem Platzanweiser. „Bring die Dame zu Herrn Winkelmann.“
    „Wenn ich bitten darf“, schob der Platzanweiser los.
    „Aber nicht so schnell. Eine alte Frau ist kein D-Zug“, rief Frau Pfannroth.
    Der Lautsprecher spielte jetzt den Torero-Marsch aus Carmen. „Auf in den Kampf“, brummte der Sheriff. „Sehr witzig!“
    Da die Umkleideräume mit der Halle durch eine Tür verbunden waren, hörte man von draußen so ziemlich alles mit.
    Die zehn Jungen der Astoria-Mannschaft waren schon fix und fertig. Sie steckten bereits in ihren schwarzen Trikots mit dem roten A auf der Brust, saßen auf Tischen und Stühlen oder lagen auf den drei Massagepritschen. Da sie auch schon bandagiert waren, sah es so aus, als hätten sie sich allesamt in die Finger geschnitten und deshalb weiße Mullbinden an ihren Händen.
    Keiner der Jungen sagte etwas, bis auf den kleinen Horst Buschke. Aber das lag daran, daß er ja gar nicht zu den Kämpfern gehörte. Er sollte nur Vater Kuhlenkamp bei der Betreuung der Jungen behilflich sein, so zwischen den Runden mit Wassereimer und Handtuch.
    „Ich hab’ mal gelesen“, Horst Buschke quasselte schon seit einer Viertelstunde kreuz und quer durcheinander, „in Amerika oder sonstwo kriegen Boxer vor dem Kampf eine Spritze, die sie richtig aufmöbelt. Sie gehen dann los wie’n Nashorn im Angriff. Toll, was?“
    „Achtung! Achtung!“ war jetzt von draußen der Lautsprecher zu hören.
    „Ich glaube, es ist soweit“, sagte Vater Kuhlenkamp. Die Jungen in ihren schwarzen Trikots und mit ihren weißen Bandagen an den Händen standen auf.
    In diesem Augenblick kam Herr Winkelmann durch die Tür. „Wie steht’s? Alles in Ordnung?“ pustete er etwas außer Atem.
    Die Jungen nickten stumm.
    „Ich wollte euch nur sagen“, Herr Winkelmann trat etwas verlegen von einem Bein auf das andere und fingerte an seinem Schnurrbart herum, „seit vier Jahren sind wir immer Zweiter geworden, jedesmal saßen uns die Rot-Weißen vor der Nase. Wenn es in diesem Jahr mal umgekehrt käme -!“ Herr Winkelmann sah die Jungen der Reihe nach an. Dann sah er auf seine Schuhspitzen.
    „Versteht mich nicht falsch. Auch wenn’s wieder schiefgeht - Winkelmann bleibt für euch Winkelmann. Mit oder ohne Pauken und Trompeten!“
    „Die Mannschaften in den Ring!“ kam es über den Lautsprecher.
    „Du mußt gleich deine Handschuhe mitnehmen“, sagte Vater Kuhlenkamp zu einem kleinen Jungen. Er hatte ganz helle Locken, so hell wie Engelshaar am Christbaum.
    Die Jungen stellten sich hintereinander, und dann machte Herr Winkelmann die Tür auf.
    „Avanti!“ rief Vater Kuhlenkamp .
    Herr Winkelmann blieb neben der Tür stehen. Und als die Jungen jetzt einer nach dem anderen an ihm vorbeigingen, klopfte er jedem noch einmal auf die Schulter. Peter kam so ziemlich zum Schluß. „Deine Mutter ist versorgt. Sie sitzt bei mir in der ersten Reihe.“
    „Schönen Dank, Herr Winkelmann. Und wenn Sie so freundlich wären und ein wenig auf sie aufpassen? Sie sieht so etwas zum ersten Mal.“
    „Ist gemacht“, sagte Herr Winkelmann und legte jetzt dem „Kindergesicht“ seine Hand auf die Schulter. Als Schwergewichtler war er sozusagen das Schlußlicht der Mannschaft.
    Die ganze Turnhalle war jetzt außer Rand und Band.
    „Astoria! Astoria!“ rief es von allen Seiten, als die Jungen mit ihren schwarzen Trikots in den Ring stiegen.
    „Hepp! Hepp! Hepp!“ brüllte es links und rechts von Mutter Pfannroth. Sie hielt sich unwillkürlich die Ohren zu und sah hilflos zu Herrn Winkelmann, der sich gerade wieder zu ihr setzte. „Ist etwas passiert?“ rief sie.
    „Im Gegenteil! Es fängt erst an!“ rief Herr Winkelmann zurück.
    „Ich

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