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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Groschen“, brummte der Sheriff und zählte nach. „Der nächste.“
    „Hans Werkshagen.“
    „Dieter Grassy .“
    „Jürgen Passow.“
    Das Blatt Papier auf Sheriffs Marmortischplatte füllte sich immer mehr mit Namen, und entsprechend füllte sich auch immer mehr Signor Tavantis Eisdiele.
    „Eine Limonade“, „Schokoladeneis“, „Vanille und Nuß gemischt.“
    Der Italiener hatte plötzlich alle Hände voll zu tun.
    Die meisten Jungen hatten nämlich, weil sie sich ausgerechnet in der Eisdiele verabredet hatten, einige Paar Schuhe mehr geputzt.
    Ein Junge mit einer Brille bestellte sich „Banane und Zitrone“. Man konnte die ulkigsten Zusammenstellungen hören. „Tomate haben Sie wohl nicht?“ grinste ein Junge in einer ausgebleichten Blue-Jeans-Jacke.
    „Uno momento !“ Signor Tavanti kam bereits ins Schwitzen. „Nein, Tomato leider nein.“
    Kurz nach zwölf hatte der Sheriff vierundzwanzig Namen auf seinem Zettel stehen. Jetzt fehlte nur noch Horst Buschke vom U-Bahn-Eingang in der Mönckebergstraße.
    Eine Viertelstunde verging.
    Der Sheriff fing schon an, auf die Rückseite seiner Namenliste Männchen zu malen.
    Auch die Jungen fingen an, sich zu langweilen. Selbstverständlich hatten sie ihre Limonaden längst ausgetrunken und ihre Eisportionen aufgegessen.
    „Entschuldigung - aber es war wie verhext!“ Der kleine Horst Buschke war völlig außer Atem. Er kramte seine vierzig Groschen aus der Tasche und legte sie vor dem Sheriff auf den Tisch, einen neben den anderen. „Als du weg warst, kam kein Mensch mehr. Zappenduster! Bis vor fünf Minuten. Da standen sie dann wieder rum wie die Heilsarmee. Aber als ich meine vier Mark beisammen hatte, sagte ich einfach ,Feierabend’ und haute ab.“
    „Genau hundert Mark!“ stellte der Sheriff fest. Er stand auf. „Besten Dank, meine Herren!“ Er verneigte sich nach allen Seiten und grinste. „Im übrigen: um zwei Uhr bei Kuhlenkamp und nach den Kämpfen Generalversammlung, wie gesagt.“
    Es hatte aufgehört zu regnen.
    Die obersten Fensterreihen der Häuser fingen sogar schon an zu blinken. Jeden Augenblick konnte die Sonne durchbrechen.
    Der Sheriff hatte einen regelrechten Seemannsgang, als er vom Gänsemarkt wieder zur Mönckebergstraße zurückging, so richtig mit Schlagseite. Das kam natürlich von seinen beiden Hosentaschen. Sie waren schwer wie zwei kleine Zementsäcke und schlugen ihm bei jedem Schritt gegen die Schenkel.
    Immerhin hatte der Sheriff für hundert Mark Groschen bei sich. Die wollte er so schnell wie möglich los werden. Aber gerade sonntags war es nicht ganz einfach, eine solche Menge Kleingeld in Scheine umzuwechseln. Das war wohl nur am Bahnhof möglich.
    Und dort, an den Fahrkartenschaltern und beim Telegrafenpostamt schaffte er es schließlich auch.
    Kurz nach eins stieg der Sheriff einigermaßen erleichtert in die Hochbahn. Dabei erledigte er das Öffnen der Tür und so weiter mit der linken Hand. Die rechte blieb zur Faust geballt in der Tasche, weil er nämlich in dieser Faust fünf Zwanzigmarkscheine hatte. Am Rangierbahnhof kletterte der Sheriff ins Freie.
    Etwa im gleichen Augenblick, als er durch die Sperre ging, setzten sich die beiden Pfannroths in ihrem vierten Stock zum Mittagessen.
    „Hätte ich der Sauerbier nie zugetraut“, sagte Peter und fing an, seine Suppe zu löffeln.
    „Man täuscht sich oft in einem Menschen“, bemerkte Mutter Pfannroth und sah ein wenig verlegen vor sich in den Teller.
    „Und bis wann will sie das Geld zurückhaben?“ wollte Peter wissen.
    „Hoffentlich brennen die Winkelmannschen Koteletts nicht an“, wich Mutter Pfannroth aus.
    Da klingelte es.
    „Nanu?“ fragte Peter und stand auf.
    Aber auch Mutter Pfannroth erhob sich.
    Sie stießen beinahe zusammen, und vor der Tür hätte es ums Haar einen „Verkehrsunfall“ gegeben.
    „Laß deine Suppe nicht kalt werden. Das ist bestimmt irgend jemand von meiner Kundschaft.“
    „Oder es ist Frau Sauerbier, die es sich mit ihren hundert Mark anders überlegt hat“, meinte Peter. „Im übrigen wird deine Suppe genauso kalt. Was hast du überhaupt? Du bist heute so nervös!“
    Da klingelte es zum zweiten Mal.
    Peter ging zum Korridor.
    Mutter Pfannroth setzte sich wieder vor ihren Suppenteller, schloß die Augen und holte ein paarmal tief Atem.
    „Herr Schlotterbeck“, meldete Peter und kam nach einer Weile mit dem Sheriff ins Zimmer zurück.
    „Guten Tag, Frau Pfannroth“, grüßte Emil. Dabei hatte er immer noch

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