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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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seine rechte Hand in der Tasche. „Herr Schlotterbeck bittet dich um eine Privataudienz unter vier Augen“, grinste Peter. „Da geh’ ich wohl so lange in den Kohlenkeller.“
    „Es ist wegen - ich — ich dachte —“, stotterte der Sheriff.
    „Wenn du’s gestattest, löffle ich nur vorher noch schnell meine Suppe aus“, entschuldigte sich Peter. Er schob dem Sheriff einen Stuhl hin und setzte sich wieder an den weißgedeckten Mittagstisch. Dabei blinzelte er zu seiner Mutter hinüber: „Ich wette, er hat einen Blumenstrauß in seiner Hosentasche versteckt und will dir einen Heiratsantrag machen.“
    „Laß deine Witze“, sagte Frau Pfannroth. „Du hättest allen Grund, zum Sheriff nett zu sein. Wenn du wüßtest —“
    „Aber ich bitte Sie“, unterbrach der Sheriff. Er rückte auf seinem Stuhl hin und her wie beim Zahnarzt.
    „Laß uns endlich die Wahrheit sagen, Sheriff“, schlug Mutter Pfannroth plötzlich vor und legte ihren Suppenlöffel aus der Hand. Und da sie vergessen hatte, ihn abzutrocknen, gab es einen kleinen Fleck auf dem weißen Tischtuch.
    „Diese Schwindelei macht mich noch ganz krank. Ich könnte nie Schauspielerin werden.“
    „Was für eine Schwindelei?“ wollte Peter wissen.
    Da holte der Sheriff jetzt langsam seine rechte Hand aus der Tasche und legte fünf Zwanzigmarkscheine neben die Suppenlöffel und auf das Pfannrothsche Sonntagstischtuch.
    „Frau Sauerbier, das sind nämlich in Wirklichkeit der Sheriff und die Jungen“, sagte Mutter Pfannroth nur. Sie stand auf, fuhr dem Sheriff durchs Haar und gab ihm einen Kuß, so in sein Haar hinein hinter sein linkes Ohr. „Und jetzt hol’ ich die Schweinskoteletts und noch einen Teller.“
    Der Sheriff glühte plötzlich im ganzen Gesicht wie ein überheizter Kanonenofen.
    „Oder warten sie bei dir zu Hause, wenn du nicht zum Essen kommst?“ fragte Mutter Pfannroth aus der Küche.
    „Wenn so viele um einen Tisch sitzen wie bei uns, kann man nicht auf jeden einzelnen warten“, antwortete der Sheriff ziemlich leise.
    „Dann ist ja alles in bester Ordnung!“ rief Mutter Pfannroth zufrieden.
    „Nur - ich muß dann noch mein Sportzeug holen. Das Trikot und so weiter“, sagte der Sheriff. Er sah jetzt zu Peter hinüber. Sein Kopf war immer noch so rot, als ob er jemandem die Brieftasche gestohlen hätte und dabei erwischt worden wäre.
    „Du kannst ja auf meinem Gepäckträger sitzen, dann fahren wir zusammen“, schlug Peter vor. Und wenn man genau hinsah, glühte er jetzt genauso. Zumindest glühten seine beiden Ohren.
    „Dann guten Appetit!“ sagte Mutter Pfannroth und stellte die Platte mit den Winkelmannschen Koteletts auf den Tisch. „Und wenn ihr nichts dagegen habt, komm’ ich heute zum ersten Male mit!“
    „Zum - zum Boxen?“ fragten Peter und der Sheriff gleichzeitig wie aus der Pistole geschossen.
    „Warum nicht?“ lachte Mutter Pfannroth und ging noch mal zur Küche, um die Kartoffeln und den Blumenkohl zu holen.
    Draußen vor den Fenstern schien jetzt die Sonne.

Alle brüllen: „Hepp! Hepp! Hepp!“

    So ziemlich die ganze Bewohnerschaft der Warburgstraße lag in den Fenstern und schaute zur Hofeinfahrt von Nummer zwölf hinüber. Dort versammelten sich nämlich schon seit einer guten halben Stunde immer mehr Menschen, in der Hauptsache Jungen.
    „Bestimmt irgendeine neue politische Partei“, meinte jemand im vierten Stock gegenüber.
    „Vielleicht ist’s auch nur eine Sonntagsschule?“ vermutete ein älteres Fräulein. Weil ihr die Fensterbank für die Dauer zu hart wurde, legte sie sich eben ein Sofakissen unter die Ellbogen.
    Genau fünf Minuten nach zwei donnerte von der Lombardbrücke her ein schwerer Diesellastwagen mit einem Anhänger in die Straße. Die eigentlichen Aufschriften an den Seiten der Wagen waren mit langen Packpapierbahnen überklebt. Auf ihnen stand mit roter und schwarzer Farbe gemalt: „ASTORIA 1912“. Auf der Rückseite des Anhängers konnte man allerdings an einer Stelle auch noch lesen: „Großschlächterei Winkelmann.“
    Direkt vor der Toreinfahrt zur Warburgstraße Nummer zwölf blieb der Lastzug stehen. Seine Luftdruckbremsen pfiffen und zischten wie bei einer Schnellzuglokomotive.
    Fleischermeister Winkelmann saß selbst am Steuer. Er stellte jetzt den Motor ab und kletterte ins Freie: „Schönen Sonntag zusammen! Alle Mann an Bord?“
    „Astoria 1912 vollzählig zur Stelle!“ meldete Vater Kuhlenkamp lachend und gab dem Fleischermeister die Hand.
    Herr

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