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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Winkelmann überlegte eine Weile, dann sah er sich um, sozusagen von einem zum anderen.
    „Was soll ich viel sagen? Ihr wißt alle selbst, wo heute der Hund begraben liegt.“ Herr Winkelmann zwirbelte links und rechts seine Schnurrbartspitzen hoch. „Dann also los! Ich bitte, Platz zu nehmen.“
    Die Astorianer enterten auf den Wagen.
    „Alles verstaut?“ fragte Herr Winkelmann und startete bereits wieder den Motor.
    „ Ol kloar “, antwortete Vater Kuhlenkamp. Er saß mit dem Admiral vorne neben dem Fleischermeister im Chauffeurstand.
    Herr Winkelmann löste die Bremsen, hupte dreimal und brummte los.
    Die Ausscheidungskämpfe zwischen „Astoria“ und „Rot-Weiß“ sollten in der Turnhalle des Friedrich-Gymnasiums ausgetragen werden, das in der Nähe des Stadtparks um einen großen Schulhof herum lag.
    Mitten in diesen Kieselstein-Schulhof hinein steuerte Herr Winkelmann fünf Minuten später seinen Lastzug. Zum linken Flügelgebäude des Gymnasiums war eine regelrechte Völkerwanderung.
    „Die Kämpfer zu mir!“ rief Vater Kuhlenkamp.
    „Die Zuschauer zu mir!“ rief Meister Winkelmann. Dann ging es auf den allgemeinen Besucherstrom zu.
    „Bravo Astoria!“ brüllten ein paar kleine Jungen; sie hatten die Aufschrift an den Lastwagenseiten gelesen. Aber irgend jemand sagte jetzt auch: „Ihr solltet euch fotografieren lassen, solange eure Nasen noch gerade sind!“
    „Wer war das?“ fragte Herr Winkelmann und sah ziemlich böse um sich.
    „Ich, Herr Studienrat!“ grinste ein stämmiger Bursche mit ganz kurzen und rabenschwarzen Haaren. Er spuckte jetzt einen Kaugummi aus und ging weiter.
    „Ruhig bleiben, Winkelmann!“ sagte der Fleischermeister zu sich selbst. Da er es ziemlich laut sagte, hörten es die Astorianer und lachten schallend los.
    „Na also!“ meinte Vater Kuhlenkamp und ging mit seiner Jugendmannschaft jetzt zum Seiteneingang.
    „Hals- und Beinbruch!“ rief die Gruppe der Zuschauer noch und hielt ihre Fäuste in die Luft, die Daumen in der Innenseite natürlich.
    Die große Turnhalle war jetzt schon gerammelt voll. Aber das war kein Wunder. Jeder wußte ja, daß dieser heutige Vereinskampf „Astoria“ gegen „Rot-Weiß“ das Knallbonbon aller Ausscheidungen war.
    Herr Winkelmann schob sich wie ein Eisbrecher durch die Menschen, und seine Astorianer hielten sich dicht hinter ihm.
    Der Ring lag etwa einen Meter erhöht in der Mitte der Halle.
    Auf zwei Seiten, die sich gegenüberlagen, waren noch mehrere Bankreihen frei gehalten.
    „Sie haben noch die Wahl“, meinte der Platzmeister, „hier oder drüben?“
    „Hier“, bestimmte Herr Winkelmann und besetzte mit seinen Astorianern die reservierten Plätze auf der einen Seite. Kaum fünf Minuten später rückten auch die Zuschauer von Rot-Weiß in die Halle. Sie wurden jetzt nach drüben verwiesen.
    „Hallo Rot-Weiß!“ riefen die Astorianer .
    „Hallo Astoria!“ rief es von drüben zurück.
    Jetzt stand Herr Winkelmann auf, so ziemlich im gleichen Augenblick, als auch drüben bei „Rot-Weiß“ ein älterer Herr in einem karierten Sportsakko aufgestanden war. Die beiden Männer gingen sich entgegen und trafen ungefähr in der Mitte der beiden Lager und dicht am Ring aufeinander. Sie lächelten sich höflich an und schüttelten sich die Hände.
    „Herr Vereinsvorsteher“, sagte Herr Winkelmann.
    „Herr Vereinsvorsteher“, antwortete der Herr im Sportsakko. Die Astorianer und die Leute von Rot-Weiß klatschten und riefen „Bravo!“ Und die ganze Halle klatschte und rief jetzt mit: „Bravo! Bravo!“
    „Da uns bei diesem Lärm ja doch niemand hört, kann ich Ihnen ehrlich sagen, daß wir euch heute in Grund und Boden boxen werden!“ bedauerte Herr Winkelmann. Dabei lächelte er, so freundlich es ging.
    „Schade, wir haben mit euch genau das gleiche vor!“ lächelte der Herr im karierten Sportsakko ebenso freundlich zurück.
    „Auf gute Sportkameradschaft!“ sagte Herr Winkelmann jetzt laut und deutlich. Das allgemeine Klatschen und Rufen hatte nämlich nachgelassen.
    „Sie sprechen mir aus dem Herzen!“ antwortete der Vereinsvorsitzende von Rot-Weiß laut und deutlich.
    Die beiden Männer gaben sich allen sichtbar noch einmal die Hände und spazierten zu ihren Plätzen zurück.
    „Astoria!“ rief es in Sprechchören aus der Halle.
    „Rot-Weiß!“ brüllte es genauso laut dazwischen.
    Im übrigen kam jetzt aus einem Lautsprecher, der neben den Tiefstrahlern mitten über dem Ring hing,

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