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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Krüger spazierte los. Die elf Jungen hinterher.
    „Sie können gleich durchgehen“, sagte Fräulein Wiesengrund im Vorzimmer und machte die lederbepolsterten Türen auf. Sie hatte wieder ein ganz buntes Sommerkleid an und zwinkerte Peter vergnügt zu, als er an ihr vorbeiging.
    Der „Regenschirm“ - Verzeihung - Direktor Adler kam hinter seinem Schreibtisch hervor.
    „Guten Morgen, Jungen!“
    „Guten Morgen“, sagte auch Personalchef Thomas, der an einem Fenster stand.
    „Guten Morgen, Herr Direktor“, antworteten die Jungen. Aber das klang wie ein Orchester, das erst seine Instrumente stimmt. Einige der Jungen hatten nämlich auch „Guten Morgen, Herr Personalchef“ gesagt.
    „Das ist ein ziemlich wichtiger Tag für euch“, erklärte Direktor Adler, „und wichtige Tage soll man nicht zerreden. Ich will euch also nur das eine sagen, und daran müßt ihr immer denken, wenn ihr unter diesem Dach arbeitet: Alles, was wir hier tun, das tun wir für unsere Gäste. Nichts in diesem Haus ist wichtiger als ihr Wohl und ihre Bequemlichkeit. Deshalb ist so ein Hotel wie eine kleine Stadt. Alles, was eine Stadt im Großen hat, haben wir auch im Kleinen. Aber diese kleine Stadt funktioniert nur, wenn jeder, der zu ihr gehört, Freude an der Geschichte hat und deshalb auch gern seine Pflicht tut. Darauf kommt’s mir nämlich an: Ich will nicht nur, daß alles klappt wie am Schnürchen, ich will auch noch vergnügte Gesichter dazu. -So, das wär’s! Und jetzt überlasse ich euch Herrn Krüger.“
    „Eure Verträge könnt ihr euch im Personalbüro abholen“, sagte Herr Thomas noch. Dabei versuchte er zu lächeln. Immerhin hatte Direktor Adler gerade von „vergnügten Gesichtern“ gesprochen.
    Die Jungen spazierten wie ein Kindergarten in die Halle zurück. Es fehlte nur noch, daß sie dabei ein Lied sangen.
    Herr Krüger stellte sich wieder in seine Portiersloge und sprach jetzt wie von einem Rednerpult herunter: „Also, meine Herren“, er faßte mit der linken Hand an seine Brille, „wenn ihr eure Augen und Ohren aufmacht, wißt ihr schon nach zwei Tagen, wie der Hase läuft. So lange halte ich die bisherigen Pagen noch zurück. Eigentlich sollten sie heute schon bei den Etagenkellnern anfangen - aber schön, zwei Tage bleiben sie noch hier, und in diesen zwei Tagen geht ihr den Burschen nicht von den Socken, laßt euch alles zeigen und macht alles mit. Ab Donnerstag schwimmt ihr dann allein.“
    Chefportier Krüger holte Atem und sah die Jungen an, wieder einen nach dem anderen. Bei dem kleinen Rothaarigen blieben seine Augen stehen. „Du mußt dir jetzt leider angewöhnen, die Fingernägel zu putzen“, sagte er leise. Dann fuhr er in der alten Tonstärke fort: „Wir arbeiten in zwei Schichten. Von sieben Uhr früh bis nachmittags um drei, und von drei bis nachts um elf. Das wechselt von Woche zu Woche. Fangen wir gleich an damit! Die sechs, die links stehen, sind in dieser Woche Frühschicht, die fünf anderen Nachtschicht. Auf Wiedersehen, meine Herren. Sie können sich sofort wieder schlafen legen.“
    Die fünf Nachtschichtler ließen die Köpfe hängen.
    „Pünktlich um drei wieder hier“, meinte Herr Krüger und fügte noch hinzu: „Mit vergnügten Gesichtern, möchte ich mir ausbitten! Page!“
    Der Chefportier schnalzte wieder mit Daumen und Zeigefinger. „Zeig den Herren wieder ihren Umkleideraum. Sonst landen sie plötzlich bei einem Gast im Schlafzimmer.“
    Die fünf gingen durch die Halle zurück wie Kinder, denen man ihre Spielsachen weggenommen hat.
    Conny und Peter hatten glücklicherweise links gestanden und gehörten dadurch zur Frühschicht.
    „Ihr setzt euch gleich mit auf die Pagenbank“, sagte Herr Krüger. Er blätterte jetzt schon wieder in seinen Büchern und machte sich Notizen. „Jede Viertelstunde sagt mir ein anderer seinen Namen. Vielleicht behalte ich ihn dann. Ganz rechts anfangen.“
    „Conny Kampendonk “, sagte der hellblonde Junge und stand dabei auf.
    Da klingelte das Telefon in der Portiersloge.
    „Portier. Guten Morgen, Frau Baronin - Sehr wohl, Frau Baronin - Sofort, Frau Baronin —!“
    Chefportier Krüger legte wieder auf. Dabei schnalzte er auch schon: „Page! Zimmer 404.“
    „Zimmer404“ ,wiederholte der Junge mit den abstehen-en Ohren und flitzte los.
    „Na und?“ fragte Herr Krüger und sah zu den Neuen. Die wußten nicht sofort, was gemeint war.
    Bei Peter fiel der Groschen zuerst.
    „Zimmer 404“, wiederholte er ganz schnell und rannte

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