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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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ihr heute zu zweit?“
    „Er gehört zu den Neuen, und wir zeigen ihnen die ersten Tage alles“, antwortete der Junge, der Friedrich hieß. Die Baronin nahm ein Monokel, das sie an einer dünnen, goldenen Kette um den Hals hängen hatte, und hielt es vor ihr rechtes Auge. Durch dieses Monokel sah sie sich jetzt den neuen Pagen ziemlich genau an.
    „Kannst du Tiere leiden?“ fragte sie.
    Peter nickte ein paarmal heftig mit dem Kopf.
    „Und Katzen?“
    „Jawohl, Frau Baronin“, brachte Peter jetzt heraus. Eigentlich sollte das noch die Antwort auf die erste Frage sein.
    „Schön“, sagte die Baronin und ließ ihr Monokel fallen. Es baumelte jetzt wieder an der dünnen Goldkette. „Bis in zwei Stunden, wie gesagt.“
    Der Page Friedrich machte die Tür auf. „Und daß mir nichts passiert“, sagte die Baronin noch. Dann waren die beiden Jungen mit den Tieren allein.
    „Du hättest mir vorher Bescheid sagen sollen“, meinte Peter vorwurfsvoll.
    „Als Hotelangestellter mußt du auf Überraschungen gefaßt sein. Da hilft nur ständiges Training“, erklärte der Page Friedrich und beugte sich über einen kleinen Korb, aus dem zwischen lauter Decken und Kissen nur noch eine kleine spitze Katzenschnauze hervorguckte. „Sie scheint wirklich die Masern zu haben oder so was. Esmeralda ist sonst nämlich die Frechste.“
    „Und wieviel sind es im ganzen?“ wollte Peter wissen.
    „Fünf“, sagte der Page Friedrich. „Zwei müssen noch irgendwo unter dem Sofa liegen.“
    „Sie sehen aus wie Tiger oder Leoparden im Westentaschenformat“, bemerkte Peter.
    „Die Sorte soll furchtbar teuer sein und kommt direkt aus Indien oder Siam, behauptet der Chefportier, und der versteht etwas von Katzen.“
    Der Junge mit den abstehenden Ohren zog jetzt seine Schuhe aus, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt. Dann kletterte er auf einen der Klubsessel und setzte sich auf die Rückenlehne. „Es empfiehlt sich nicht, die Beine auf dem Boden zu lassen. Einem von uns haben die Biester schon die Hosen zerrissen.“
    „Du mußt es ja wissen“, meinte Peter, zog ebenfalls die Schuhe aus und setzte sich genauso auf eine Klubsessellehne.
    Katja und Mohammed schnurrten wieder und blitzten mit ihren gelben Augen.
    „Haltet die Schnauze oder ich stecke euch in die Badewanne!“ drohte der Page Friedrich. Dann schlug er die Beine übereinander und sah neben sich auf den Teppich hinunter. „Wie wenn man von einem Schiff aus ins Wasser guckt“, grinste er.
    „Das ist also Zimmer 404“, meinte Peter.
    „Hier auf der vierten Etage ist es so ziemlich am ruhigsten“, erzählte Friedrich, „deshalb sind hier die Dauergäste. Zu denen gehört zum Beispiel auch die Baronin. Ein Teil der Bilder und Möbel gehört ihr selbst, natürlich auch dieser alte Ledersessel. Im Sommer gondelt sie mit ihren Katzen an die Riviera oder sonst wohin. Dann bringt man ihre Sachen so lange unters Dach auf den Hängeboden, bis sie im Winter zurückkommt.“
    „Und wir sitzen jetzt nur hier, um aufzupassen?“
    „Sehr richtig. Um aufzupassen, daß die Tiger oder Leoparden nicht die Tapeten hochklettern oder sich gegenseitig die Augen auskratzen.“
    „Und sonst paßt die Baronin selber auf sie auf? Wird ihr das auf die Dauer nicht langweilig?“ wollte Peter wissen.
    „Wer weiß, vielleicht spielen sie ,Blindekuh’ miteinander, wenn sie allein sind?“ Der Page Friedrich öffnete den obersten Knopf seiner Uniform. „Für einen Hotelangestellten machst du dir reichlich viel Gedanken. Das mußt du dir abgewöhnen.“
    „Ich will’s versuchen“, versprach Peter.
    „Im übrigen ist es natürlich verboten, sich in einem Zimmer hinzusetzen. Auch wenn dir ein Gast das anbietet. Sitzen darfst du überhaupt nur auf der Pagenbank. Dazu kommst du am Tag zusammengerechnet aber höchstens eine Viertelstunde. Die übrige Zeit rennst du die Treppen rauf und runter oder stehst an der Drehtür. Und immer, wenn du stehst, hast du gerade zu stehen und die Arme hängen zu lassen. Vor allem, wenn dich ein Gast anspricht. Laß dich ja nicht dabei erwischen, daß du dich mal irgendwo anlehnst!“
    „Das ist ja wie beim Militär“, stellte Peter fest.
    „So ähnlich“, grinste der Page Friedrich. Dann sagte er plötzlich: „Kremple deine Hosentaschen um!“
    „Wieso?“ fragte Peter, aber er machte es.
    „Dachte ich mir“, stellte der Page Friedrich fest. Peter konnte sich mit dem besten Willen nicht denken, was es da zu beanstanden gab. Die

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