Gepaeckschein 666
fünftausend Mark“, jetzt zählte er die Anzahl der Geldpakete. „Achtundzwanzig“, stellte er schließlich fest.
„Und dann noch das übrige —“
Jetzt hatte Peter plötzlich eine Idee. Er untersuchte aufgeregt das Zeitungspapier, in dem das Geld eingepackt war. Endlich hatte er es. Nämlich das Datum oben am Kopf einer Zeitungsseite: Es war eine Ausgabe des „8-Uhr-Blattes“ vom Montag, dem 4. März. Peter überlegte und rechnete nach.
„Tags darauf war ich im ,ATLANTIC’ . Ja, es stimmt! Genau am Montag dem vierten war der Banküberfall!“ Unnötigerweise sagte er noch dazu: „Morgens gegen elf Uhr.“
„Und die Summe stimmt auch“, meinte Francis. „Es sieht so aus, als ob kein Pfennig fehlt“, dabei schlug er den Kofferdeckel wieder zu und ließ die Schlösser einschnappen.
„Wir müssen sofort die Polizei anrufen!“ mahnte Peter jetzt schon zum zweiten Mal. „Oder wir verständigen wenigstens Direktor Adler!“
Francis gab keine Antwort. Er nahm nur den Koffer und schob ihn so unter das Sofa, daß nichts mehr von ihm zu sehen war.
„Weißt du, was ein Yogi ist?“ fragte er dabei. Das klang so harmlos, als fragte er nach dem Wetter.
Peter schüttelte den Kopf.
„Daddy war lange Zeit in Indien. Dort gibt es die Yogi. Die haben ausprobiert, daß es eine bestimmte Art von Übungen gibt, die beruhigend wirken und die Konzentration fördern. Wenn Daddy aufgeregt ist und irgendeine wichtige Konferenz vor sich hat, legt er sich zum Beispiel einfach auf den Rücken, stellt die Beine an der Wand hoch und holt tief Luft. Das ist so eine Yogi-Übung. Sogar so ziemlich die wichtigste!“
„Na und?“ fragte Peter.
„Ich bin dafür, daß wir uns jetzt erst einmal beruhigen und konzentrieren“, schlug Francis vor.
„Du meinst-?“
„Am besten, wir legen uns hier nebeneinander und die Beine gegen die Sessel.“ Francis setzte sich bereits. „Die Sessel sind genauso gut wie die Wand; Hauptsache, die Beine stehen senkrecht in der Luft!“
Kurz darauf lagen die beiden Jungen nebeneinander auf dem dicken Hotelteppich, hielten ihre Beine senkrecht in die Höhe wie Fahnenstangen und holten tief Atem.
„Du darfst an nichts denken und mußt nur tief atmen, ganz tief und langsam!“ meinte Francis noch.
Das war leichter gesagt als getan.
Schließlich rasten in beiden Gehirnen die Gedanken im Kreis herum wie Elektronen im Atom um den Protonkern. Und dann lag da einerseits, links unter dem Sofa, ein Koffer mit dem kompletten Inhalt einer Bankkasse, andererseits roch es rechts vom Tisch her nach frischem Kakao.
Es war wirklich nicht einfach, jetzt an nichts zu denken und nur Luft zu holen.
Aber es gibt Augenblicke im Leben, da wachsen wir über uns selbst hinaus. (Sie sind selten, aber es gibt sie.) Francis und Peter waren jetzt in so einem Augenblick mitten drin. Und sie benahmen sich dementsprechend. Sie dachten wirklich an rein gar nichts und pumpten nur mit ihren Lungen. So etwas beruhigt das zentrale Nervensystem ungemein.
Mister Overseas wußte schon, was er sich von den Yogis aus Indien mit nach Hause gebracht hatte!
Zwei Detektive „kombinieren“
„ Allright !“ sagte Francis nach fünf Minuten.
Die beiden Jungen nahmen ihre Beine wieder aus der Luft und standen auf.
Francis ging zum Tisch und goß zwei Tassen Kakao ein.
Peter klopfte seine Pagenuniform sauber und zog den Rock mit den goldenen Knöpfen wieder glatt.
„Prost!“ sagte Francis und nahm seine Tasse.
„Prost!“ antwortete Peter und bediente sich ebenfalls. Die beiden Jungen tranken, bis die Tassen leer waren. Der Kakao war allererste Klasse.
„Marmelade, Honig, Butter“, Francis machte mit der Hand eine einladende Bewegung über den Frühstückstisch. „Ich bitte zuzugreifen!“
„Sehr freundlich“, meinte Peter, „aber wenn du gestattest“, er nahm die Kakaokanne, goß zuerst die Tasse von Francis wieder voll und dann seine eigene. Der Erfolg der „indischen Atemübungen“ war wieder einmal enorm, nur Jungen mit einem völlig beruhigten Nervensystem konnten so höflich sein.
Das Frühstück wurde allerdings im Stehen eingenommen, ganz einfach, weil gewisse Dinge an Größe einbüßen, wenn man sie im Sitzen erledigt.
„Zuerst die nackten Tatsachen“, erklärte Francis und nahm sich von der Erdbeermarmelade. „Was ist überhaupt passiert?“
Das war eine rein rhetorische Frage, und Francis beantwortete sie sich gleich selbst. Dabei spazierte er mit seinem Erdbeermarmeladenbrot zum
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