Gepaeckschein 666
„Hast du eine Ahnung von Kricket?“
„Nicht die Bohne!“ gab Peter zu und angelte nach einer neuen Orange.
„In unserem Gepäck auf dem Bahnhof sind meine Schläger“, sagte Francis und sah auf. „Hättest du Lust?“
„Ich fürchte nur, daß es ziemlich langweilig für dich wird“, gab Peter zu bedenken.
„Also abgemacht! Wir spielen Kricket!“ rief Francis und sprang auf. Er war plötzlich wie ausgewechselt.
„Ach so“, begriff Peter jetzt, „du bist im Kricket wohl eine ziemliche Kanone?“
„Allerdings“, gab Francis zu, „hast du jetzt keine Lust mehr?“
„Wenn es dein Selbstbewußtsein wieder ins Gleichgewicht bringt“, meinte Peter, „bitte, ich stehe zur Verfügung! „
„Ich boxe dann auch wieder mit dir“, versprach Francis und kramte in der Schreibtischschublade. „Hier ist der Gepäckschein. Ich schreibe jetzt schnell an Daddy, und währenddessen holst du mit Jimmy das Gepäck. Anschließend frühstücken wir zusammen, und dann geht’s los. Einverstanden?“
„Einverstanden“, antwortete Peter.
„Sechshundertsechsundsechzig - komisch, wie das aussieht, drei Sechsen hintereinander!“
An der Tür blieb Peter noch einmal stehen, verbeugte sich und sagte: „Ich werde mich beeilen, Mister Overseas.“
Schwupp! flog ein Kissen in seine Richtung.
Aber Peter war bereits auf dem Korridor.
Gepäckschein 666
Peter stand vor dem Hoteleingang und sah sich um. „Suchst du was Bestimmtes?“ fragte Wagenmeister Krause.
„Den Cadillac von Mister Overseas.“
„Der ist in der Garage und wird gewaschen. Man soll dort anrufen, wenn er gebraucht wird. Sonst sei er in einer halben Stunde wieder zurück.“
„Schönen Dank, Herr Krause“, sagte Peter. Er überlegte kurz, und dann ließ er sich von dem Hausdiener eine Gepäckkarre geben.
Am Bahnhofseingang hatten der Sheriff und Carlos gerade Hochbetrieb, sie sahen Peter gar nicht, als er an ihnen vorbeischob.
Um diese Zeit kamen die ersten Fernzüge an.
Auch drüben vor der Gepäckaufbewahrung standen mehrere Gruppen von Reisenden. Allerdings hauptsächlich vor dem Annahmeschalter.
Bei der Ausgabe ging es noch.
„Was ist es?“ fragte der Beamte und nahm den Gepäckschein.
„Ein Koffer“, antwortete Peter.
„Wir haben hier zweiunddreißig Regale und von oben bis unten nichts als Koffer!“ knurrte der Mann hinter der Ausgaberampe. „Weißt du wenigstens, wann er aufgegeben worden ist?“
„Vielleicht vor vier oder fünf Tagen.“
„Vielleicht! Was soll ich damit anfangen?“ knurrte der Beamte wieder und verschwand jetzt hinter einem von den zweiunddreißig Regalen. Es dauerte eine ganze Weile, bis er wiederkam.
„Genau neun Tage steht er hier! Pro Tag zwanzig Pfennig, macht eins achtzig. Dazu noch eine Mark Versicherung. Und beim nächsten Mal läßt du dir wenigstens sagen, was du abholen sollst“, meinte der Beamte noch. Dann hob er einen Koffer auf die Rampe. Dieser Koffer war ziemlich groß, aber beileibe kein Schrankkoffer. Im übrigen war er aus grobem Segeltuch und rundherum mit einer regelrechten Wäscheleine verschnürt wie ein Paket. „Was ist es?“ fragte der Beamte jetzt bereits wieder den Nächsten.
Peter sah zu, daß er mit seinem Koffer aus dem Gedränge kam und schob seine Karre zum „ATLANTIC“ zurück.
Francis war nebenan im Bad, als Peter ins Zimmer 310 zurückkam. Auf dem Tisch lag der Brief an Mister Overseas, verschlossen und mit der Londoner Adresse.
„Soll ich den Brief inzwischen aufgeben?“ fragte Peter und stellte den Koffer auf die Gepäckbank.
„Das machen wir nachher, wenn wir losfahren!“ rief Francis durch die angelehnte Badezimmertür. „Aber du kannst schon auspacken. Die Kofferschlüssel liegen in der Schreibtischschublade. — Hast du sie?“
„Ja, ich hab’ sie“, rief Peter nach einer Weile zurück. „Zum Frühstück gibt es Kakao! Hoffentlich magst du Kakao?“
„Und ob!“ gab Peter zu.
„Dann ist ja alles in bester Ordnung!“ rief es noch. Gleich darauf hörte es sich an, als sei Francis in seiner Badewanne überraschend mit einem Haifisch ins Handgemenge geraten.
Peter beschäftigte sich inzwischen mit der Wäscheleine. Sie ging dreimal rund um den ganzen Koffer herum und war genau achtundzwanzigmal geknotet.
„Ich bin gleich soweit!“ ließ sich Francis wieder hören. Er hatte den Kampf mit dem Haifisch offenbar gut überstanden, jedenfalls lebte er noch und drehte gerade an der Dusche.
„Eigentlich hatte ich mir Kricketschläger
Weitere Kostenlose Bücher