Gepaeckschein 666
länger vorgestellt!“ meinte Peter und machte sich jetzt mit dem Schlüsselbund zu schaffen. „Sie können ja höchstens so lang sein wie der Koffer hier.“
„Das genügt!“ rief Francis. „Nachher beim Spiel wäre es dir bestimmt lieber, wenn sie kürzer wären!“ Vermutlich hatte Francis seine Dusche jetzt auf kalt gestellt. Er sang nämlich plötzlich in den höchsten Tönen. Nebenan schnappten währenddessen zwei Kofferschlösser, zuerst das eine, dann das andere. Peter hatte eine ganze Weile vergeblich versucht, sie mit den Overseasschen Schlüsseln zu öffnen, aber diese Schlüssel paßten nicht.
Und jetzt zeigte es sich, daß die Schlösser gar nicht verschlossen waren. Ein Druck mit dem Daumen hatte genügt.
„Deshalb also das Wäscheseil mit seinen achtundzwanzig Knoten!“ dachte Peter und schlug den Kofferdeckel hoch. Eine knappe halbe Minute später blieb ihm die Luft weg.
„Das - das ist ja -!“ stammelte er, und dann sprang er auch schon hoch, stürzte zum Bad und riß die Tür auf.
Francis hatte mit Singen aufgehört und drehte gerade seine Dusche ab. „Was gibt’s ? “ fragte er und lachte. Aber dann sah er Peters Gesicht. Dieses Gesicht war weiß wie ein Handtuch.
„He, was hast du?“
„Der - der Koffer!“ japste Peter.
Das genügte.
Klitschnaß und nackt, wie er war, sprang Francis aus seiner Badewanne. Nach fünf oder sechs ziemlich deutlichen Fußabdrücken auf dem Zimmerteppich stand er vor dem Koffer.
„Ist er das?“ fragte Peter.
Francis schüttelte den Kopf. „Noch nie gesehen!“
In dem Koffer lag nichts als alte Wäsche. So sah es wenigstens aus. Aber als Peter einen Teil dieser alten Wäsche zur Seite schob, wurde Zeitungspapier sichtbar. Und als Peter jetzt auch dieses Zeitungspapier auseinanderschlug- lag da eine Menge Banknotenpakete, sauber gebündelt und nebeneinander, wie die Bücher in einer Bibliothek. Ein paar Hundertmarkscheine lagen lose oben auf.
Wenn man von den paar alten Wäschestücken und dem Zeitungspapier absah, nichts als Geld!
Der ganze Koffer war voll Geldscheine.
Francis verschränkte seine Arme vor der Brust und pfiff durch die Zähne.
Peter war noch völlig fassungslos, alles drehte sich plötzlich um ihn.
„Ich hab’ einen Kopf wie ein Karussell. Ich glaube, daß ich mich gleich übergeben muß“, gestand er.
„Wie — wie ist so etwas überhaupt möglich?“
„Ganz einfach!“ grinste Francis. Er tippte mit seinem nassen großen Zeh links auf die Querseite des Koffers, da klebte noch eine Nummer, und zwar war es die Nummer 999.
„Der Mann bei der Gepäckaufbewahrung hat entweder den Gepäckschein auf den Kopf gestellt oder dieser Koffer da hat umgekehrt im Regal gestanden. Jedenfalls hat man dir an Stelle des Gepäckstücks 666, das Gepäckstück 999 ausgehändigt!“ Francis holte tief Luft.
„Je mehr ich darüber nachdenke, um so toller wird die Geschichte!“
In diesem Augenblick klopfte es.
Die Jungen sahen sich an, und dann schlug auch schon der Kofferdeckel zu. Peter feuerte die Wäscheleine unters Bett, und Francis türmte zum Bad zurück. Dabei rief er „Herein!“ Die Tür öffnete sich, und der Etagenkellner kam mit dem Frühstück.
Peter konnte gerade noch einen Sessel über die Stelle schieben, auf der Francis gestanden hatte. Dort war nämlich auf dem Teppich jetzt ein großer nasser Fleck.
„Guten Morgen!“ sagte Peter. „Mister Overseas ist nebenan!“
Der Etagenkellner trat also an die Badezimmertür und klopfte:
„Das Frühstück, mein Herr!“
„Danke schön!“ sagte Francis und zeigte sich jetzt in einem kornblumenblauen Bademantel, der ihm bis an die Fußknöchel ging.
„Ich hoffe, ich habe nichts vergessen!“ meinte der Etagenkellner noch und wollte sich entfernen. Da erregte irgend etwas auf dem Teppich seine Aufmerksamkeit.
„Gestatten Sie!“ sagte er, hob einen nagelneuen Hundertmarkschein auf und legte ihn auf den Tisch. Dann entfernte er sich.
„Der - der muß beim Zuschlägen des Kofferdeckels —“
„Ob - ob der Kellner was bemerkt hat?“
Die beiden Jungen hatten knallrote Köpfe und sprachen plötzlich abgehackt wie Morseapparate.
„Am besten, wir geben den Koffer gleich zurück!“ schlug Peter vor. „Oder wir rufen wenigstens die Polizei an!“
Francis sagte nichts. Er ging zu dem Koffer und klappte den Deckel hoch. Dann legte er den Hundertmarkschein zurück. Gleichzeitig nahm er eines der Banknotenbündel und las die Aufschrift.
„Also ein Bündel
Weitere Kostenlose Bücher