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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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sind es meistens mehrere.«
    Â»Wo befindet sich der Verdächtige derzeit?«
    Nick schüttelte nur den Kopf.

    Â»Wie lange war das Kind vermisst worden?«
    Noch ein Kopfschütteln.
    Â»Wurde jemand vor oder während der Verhaftung verletzt, der Junge vielleicht?«
    Â»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Â»Zeugen behaupten, Mary Papas wäre bei der Verhaftung dabei gewesen. Stimmt das? Und wenn ja, ist das moralisch vertretbar?«
    Â»Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass die Polizei heute eine Entführung verhindert und weiteren Schaden von dem Opfer abgewendet hat. Die Sache hätte schlimm ausgehen können, wenn die Beamten nicht so beherzt reagiert hätten. Mehr kann ich Ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht sagen, aber ich glaube, dass Sie morgen Vormittag bei Divisional Detective Inspector Abrahams’ Pressekonferenz mehr erfahren werden. Danke.«

18.05 Uhr
    Simon wartete, bis die Hecktür des Überführungstransporters zugefallen war, bevor er die Augen schloss. Die stinkende Decke, die man ihm über den Kopf geworfen hatte, um ihn vor den Blicken der Presse zu schützen, rutschte von seinen Schultern. Er achtete nicht weiter darauf. Zwei weitere Türen wurden zugeknallt. Und schon fuhren sie los. Ob Mutti wohl die Nachrichten schaute? Ob sie merkte, wer da verhaftet worden war? Ob sie ihr Auto wohl zum Bingo am Dienstag wieder zurückbekäme? Auch fragte er sich, ob seine Verhaftung wohl die Topnachricht war oder ob sie durch irgendeine Promi-Story auf Platz zwei verdrängt werden würde. Aber im Grunde war ihm das alles egal. Auch seine Verhaftung erschütterte ihn in keinster Weise. Die Tatsachen
waren klar. Er hatte Fehler gemacht – und war erwischt worden. Einige dieser Fehler lagen auf der Hand – den Jungen zu schnappen, ohne richtig vorbereitet zu sein -, aber er hatte bestimmt noch andere, weniger offensichtliche Fehler begangen, Fehler, über die nachzudenken er noch keine Zeit gehabt hatte. Aber das kümmerte ihn im Moment nicht weiter. Ebenso wenig wie das Schicksal des Jungen oder Marys. Das Einzige, was ihn im Moment verunsicherte, war, dass er nicht wusste, wo man ihn hinbrachte. Verfrachtete man ihn aufs Polizeirevier oder direkt ins Gefängnis? Würde er sich die Zelle mit jemandem teilen müssen und wenn ja, mit wie vielen und wie lange? Und wenn er ins Gefängnis kam, in welchen Flügel? Ob Bruce auf ihn warten würde? Ob er mit ihm zufrieden wäre?

18:08 Uhr
    Endlich war ein bisschen Ruhe eingekehrt. Die letzten Notfallpatienten waren versorgt. Die Tagesschicht war zu Ende und nur ein paar Schwestern waren noch da, um letzten Papierkram zu erledigen oder Bestände aufzufüllen. Margot fragte sich einen Moment lang, was wohl in ihnen vorging. Es war nur natürlich für das menschliche Gehirn, am Ende eines Tages Bilanz zu ziehen. Ein harter, aber befriedigender Arbeitstag, und so weiter. Oder vielleicht eine negativere Sicht. Der Wunsch nach einem besseren Tag, einem besseren Job, einem besseren Leben. Margot hatte über die Jahre gelernt, sich auf das Positive eines jeden Arbeitstages zu konzentrieren. Nur so schaffte sie es, am nächsten Morgen wieder herzukommen.
    Abwesend holte sie ihren Stift aus der Brusttasche und wirbelte ihn um die Finger. Sie trat ans Fenster und blickte
auf den hell erleuchteten Parkplatz hinaus, bewunderte den Kontrast zwischen dem nachtblauen Himmel und dem Laternenschein. Der Winter kam. Der Stift fiel ihr aus der Hand und schlug klappernd auf dem Boden auf. Überrascht runzelte sie die Stirn. Bückte sich, hob ihn auf und steckte ihn in die Brusttasche ihres Kittels zurück. Sie stemmte die Hände in die Hüften und massierte ihren Rücken, während sie den stetigen Strom von Menschen auf dem Parkplatz beobachtete. Manchmal überlegte sie sich, wie sie wohl lebten, malte sich ihre Schicksale aus. Aber nicht heute.
    Heute war etwas anders. Irgendwie schief, nicht ganz im Gleichgewicht.
    Wie die Linse eines Fotoapparats fokussierte Margot nun anstatt des Parkplatzes ihr Spiegelbild in der Scheibe. Was sie sah, überraschte sie nicht. Nach dem langen Arbeitstag war die wenige Schminke, die sie aufgelegt hatte, vollkommen verschwunden. Sie wirkte neutral. Das passte zu ihr in vielerlei Hinsicht. Weder attraktiv noch unattraktiv, weder alt noch jung, weder glücklich noch unglücklich.
    Â»Doktor Ritchie?«
    Margot zuckte zusammen. Eine

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