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Gerade noch ein Patt

Gerade noch ein Patt

Titel: Gerade noch ein Patt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert N. Charrette
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sehen nicht unbedingt so aus, als gehörten wir in einen Armeelastwagen.«
    »Höchstens als Gefangene«, sagte Cinqueda. »Und einen Major kann man nicht gerade als Eskorte bezeichnen.«
    »Das kann ich regeln. Es gibt da einen Trick, den ich anwenden kann, solange ich mich nicht bewegen muß«, sagte Kit. Sie nahm Toms Helm, der an seinem Gürtel hing, und setzte ihn Andy auf. »Wir werden Soldaten sein.«
    Einen Augenblick später verwandelte sie sich. Andy schüttelte den Kopf und blinzelte, denn an Kits Stelle war eine untersetzte farbige Soldatin getreten - die genauso kicherte wie Kit.
    »Sieh dich selbst an«, sagte die Soldatin mit Kits Stimme.
    Er schaute an sich herab. Seine Hände waren derber, und seine Kleidung bestand jetzt aus einer grauschwarzen Uniform. Um seine Hüfte hing ein Netzgürtel mit mehreren Beuteln. Andy betrachtete die anderen. Tom war immer noch Tom, und auch Cinqueda sah noch so aus wie zuvor.
    »Ich kann wenig für sie tun, weil sie soviel von sich aufgegeben hat. Sie kann unsere Gefangene sein.«
    Kits Illusion verblaßte, als sie in den Lastwagen stieg, aber sie erneuerte sie, sobald alle an Bord waren. Tom öffnete die Trennwand zwischen der Fahrerkabine und dem Laderaum, so daß sie sich unterhalten konnten. Daher hörte Andy Tom den Posten an jedem Kontrollpunkt, auf den sie stießen, sagen: »Gefangener unterwegs nach Belvoir.«
    Zu Andys Erleichterung klappte ihr Plan.
    Sie hatten den Fluß überquert und waren irgendwo in Arlington, als Tom den Lastwagen von der Straße und hinter ein Einkaufszentrum fuhr. Dort war es dunkler, als es hätte sein dürfen, da nur eine einzige nicht zerschmetterte Laterne am Ende des Gebäudes ein einsames Licht warf. Der bewölkte Himmel hatte nur den Widerschein des Sprawls und des dunkelroten Glühens der Feuer auf der anderen Seite des Flusses zu bieten. Andy konnte kaum seinen eigenen Schatten sehen, als er aus dem Lastwagen sprang. Er wäre fast mit Tom zusammengestoßen, als dieser um den Lastwagen herumging. Cinquedas Hand, die plötzlich auf seiner Schulter lag und ihn zurückhielt, verhinderte gerade noch einen Zusammenstoß.
    »Ich halte es für das beste, wenn ich euch hier absetze«, sagte Tom an Kit und Cinqueda gewandt. Er schien Andy ganz bewußt nicht anzusehen. »Von hier aus müßtet ihr eigentlich ohne Schwierigkeiten zu Markowitz gelangen. Diese Seite des Gebäudes ist dunkel, aber auf der änderen Seite hat noch ein Laden auf. Dort gibt es auch ein Telekom. Okay?«
    »Könnte nicht besser sein«, sagte Cinqueda.
    Andy machte sich Sorgen darum, was Tom als nächstes tun würde. »Bringt dich das nicht in Schwierigkeiten, wenn du uns hier absetzt? Ich meine, du hast gelogen, als du sagtest, du brächtest Cinqueda als Gefangene nach Belvoir.«
    »Ich habe nicht gelogen«, sagte Tom.
    Andy war verwirrt. »Aber Cinqueda ist keine Gefangene.«
    »Sie habe ich auch nicht gemeint.«
    »Du denkst daran, mich wieder mitzunehmen?«
    »Nein.«
    Andy wurde immer verwirrter. »Das verstehe ich nicht.«
    »Das brauchst du auch nicht. Ich muß los.«
    Andy reichte ihm den Helm. Tom nahm ihn mit einem dünnen Lächeln und wandte sich ab, um wieder in den Lastwagen zu steigen. Der Motor heulte auf, und das Fahrzeug ruckte los. Dunkelrote Rücklichter funkelten Andy wie ein gereizter Dämon an, bis ihr Licht verschluckt wurde, als der Lastwagen durch die Lichtinsel der einsamen Laterne fuhr. Der Lastwagen bog um die Ecke und war verschwunden.
    Andy kam sich wie ein Kind vor, als Cinqueda und Kit ihn durch die abgrundtiefe Finsternis führten. Hier war es dunkler als in der Innenstadt. Während er so gut wie blind war, schienen sie überhaupt keine Schwierigkeiten zu haben. Er wünschte, er hätte die für ihn vor-gesehenen Implantate noch bekommen, bevor er Tele-strian verlassen hatte, oder auch nur den Militärhelm mit seinem Lichtverstärker-Visier noch gehabt. Es gefiel ihm nicht, sich so hilflos zu fühlen, und Cinquedas kalte Chrom-Berührimg ließ ihn frösteln. Andererseits war Kits Berührung warm und auch nicht unbedingt mütterlich. Andy gab sich Mühe, näher bei ihr als bei der anderen Frau zu bleiben.
    Als sie das Telekom erreichten, beschwerte sich Cin-queda zwar, zückte jedoch einen Kredstab, da weder Andy noch Kit einen hatten. Sobald das System geöffnet war, wandte Andy einen Trick an, von dem er im Netz gelesen hatte, und änderte die Rufnummer des Telekoms, um etwaige Versuche zu vereiteln, den Anruf zurückzuverfolgen.

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