Geraeuschkiller - Mutige Liebe
aufgetrieben, das seine Geschichte
enträtselt! Ich glaub es nicht! Sie hat ihm sein Gedächtnis wiedergeben!«
Goldmund
summte verwundert und schmauchte weiter kreisrunde Rauchringe in die Luft.
Ohrthor
drehte an seinem Schlagring. Der Totenkopf begann mit den Ohren zu wackeln.
»Ich will dem Burschen Ramida aber nicht geben. Und ich will nicht, dass die
Stille aufhört! Sie soll ewig dauern! Ewig!«
Goldmund
hüstelte zustimmend und balancierte die Zigarette in den rechten Mundwinkel.
»Lass mal
nachrechnen. Ich habe gerade mal drei Monate Ruhe geschaffen da draußen!
Lächerliche drei Monate!« Drohend hob er die Faust. »Und jetzt kreuzt diese
Göre hier auf und bringt alles in Gefahr! Dabei habe ich das Ganze punktgenau
durchdacht. Erinnerst du dich, wie ich mich hier eingenistet habe? Wie viele
Jahre ist das her? Fünf oder sechs – ich weiß nicht mehr so genau. Egal. Es war
ein perfekter Plan. Bis heute weiß kein Mensch, dass ich hier bin! Kein
Mensch!«
Goldmund
gab so etwas wie ein anerkennendes Pfeifen von sich.
»Das Gör
ist anders drauf als Ramida. Ramida! Was wäre das hier für ein Leben ohne ihre
Musik! … Und sie weiß nicht, wie … wie hässlich ich bin.«
Er schwieg
lange.
»Das tut
gut. So gut, Goldmäulchen.«
Goldmund
seufzte tief, als wüsste er genau, wie es um Ohrthor stand.
»Dragu habe
ich hergelockt mit der gerissenen Saite ihrer Glosumia … erinnerst du dich?«
Goldmund
pfiff anerkennend, als wollte er sagen: Das hast du wirklich schlau
eingefädelt.
»War ein
zuverlässiger Bursche, dieser Dragu, bis dieses Gör hier aufgetaucht ist. Dabei
bin ich auf Nummer sicher gegangen, habe damals dem Burschen das Gedächtnis
rausgesaugt. Weißt du noch, Goldmäulchen? Jede Nacht, als er schlief, bin ich
mit dir auf sein Zimmer geschlichen. Wir haben sein Gedächtnis angezapft im
Schlaf. Nichts hat er davon gemerkt, rein gar nichts.«
Goldmund summte
zustimmend. An diese Nächte dachte er wohl gerne zurück.
»Alle
Geräusche und Klänge seines Lebens habe ich in das QX H8 O eingebaut, habe es
versiegelt und dem Burschen eine unlösbare Aufgabe gestellt. Kein Mensch, habe
ich gedacht, kann das Geheimnis des grünen Smaragg enträtseln. Darauf hätte ich
schwören können.« Ohrthor wischte sich mit dem Daumen über die Nase: »Aber es
ist kein Verlass auf Menschen. Das hätte ich wissen müssen. Du bist der
Einzige, auf den ich mich verlassen kann.«
Er
streichelte Goldmunds Lippen, sie zuckten kaum merklich und summten
geschmeichelt.
»Mein
kostbarstes Juwel bis du! Das Genialste, was ich jemals erfunden habe! Es war
alles perfekt durchdacht, bis ins kleinste Detail.«
Langes
Schweigen. Ohrthor brütete vor sich hin.
»Wenigstens
kommen meine Experimente voran«, sagte er dann.
Goldmund
gab ein skeptisches Säuseln von sich.
»Was soll
das? Du immer mit deiner Krittelei.«
Ohrthor
klang genervt. Das Säuseln wurde lauter.
»Okay,
okay, hast ja Recht. Seit den letzten drei Versuchen treten wir auf der
Stelle.«
Er hob
beschwichtigend die Hände. »Aber wir sind auf dem richtigen Weg. Der Fischer
ist ein gutes Medium, das sagt mir mein Instinkt. Fehlt bloß noch eine
Winzigkeit.« Er blies den Rauch durch die Nasenlöcher. »Und jetzt rückt dieses
Gör hier an und bringt alles durcheinander.«
Er stand
auf und ging unruhig hin und her. Seine Bikerboots kamen Claras Versteck
beängstigend nahe.
»Mich
bringt dieses Gör auch noch ganz durcheinander!«
Goldmund
gab ein überraschtes Pfeifen von sich.
»Macht mich
butterweich, die Kleine, mit ihrem Zirpen und Gurren und mit ihren weißen
runden Ohren und ihren kleinen sanften Händen!«
Goldmund
summte »Love me tender, love me sweet«.
»Noch nie
hat jemand meine Ohren berührt. Noch nie!«
Er schwieg
lange.
»Die Kleine
ist gefährlich, sag ich dir. Die macht mich butterweich. Ein Hexengör ist das.«
Er setzte
sich wieder auf den Boden vor Goldmund. »Die macht mir meinen Plan kaputt,
verstehst du. Wir müssen sie vernichten!«
Goldmund
fing vor Aufregung zu hüsteln an, und die Zigarette fiel ihm aus den Lippen.
Ohrthor bückte sich nach ihr, da fiel sein Blick auf Clara.
»Vogelspinne
und Affenohr!«, schrie er auf. »Liegt der Hexenbraten hier unter der Kiste und
belauscht uns!«
Er packte
sie und zerrte sie unter dem Sarkophag hervor.
»Lausige
Spionin! Du Ratte, du!« Er schleifte sie hinüber zu Goldmund. »Jetzt hab ich
dich! Du entkommst mir nicht!«
Clara
schlug wild um sich, da umklammerte er mit
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