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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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einer Hand ihren Hals.
    »Wenn du
dich rührst, drück ich zu!», zischte er.
    Clara bekam
keine Luft mehr. Sie hörte auf, sich zu wehren. Ohrthor lockerte seinen Griff.
    »Goldmäulchen,
Schluss mit der Zigarettenpause!  Es gibt was für Feinschmecker!«
    Er begann
eine Melodie zu pfeifen, und obwohl Clara sie noch nie gehört hatte, wusste
sie, dass es die Todesmelodie war. »Goldmund saugt alles, was du denkst und
fühlst aus dir heraus «, hatte Dragu einmal gesagt.
    Nein!,
schrie es in ihr. Nein! Sie bäumte sich auf, doch Ohrthor hielt sie mit seinen
Fäusten fest wie mit Zangen. Eiskalte, steinharte Hände. Es gab kein Entkommen.
Ganz nah an ihrem Gesicht sah sie seinen Schlagring, den Totenkopf mit den
Wackelohren.
    Jetzt hörte
sie Goldmund säuseln, und sein betäubender Duft hüllte sie ein wie eine Gaswolke. Augenblicklich
spürte sie die unwiderstehliche
Sehnsucht sich aufzugeben und alles zu vergessen. Aber wenn sie jetzt aufgab
...
    Hauchfeine
Fäden stülpten sich saugend über ihren ganzen Körper. Ohrthor grinste
schadenfroh.
    »Spionin!
Alles hast du erraten – nur eines nicht, das Wichtigste hast du nicht erraten!«
Er lachte auf.
    »Ich …
brauche … Zeit», würgte Clara unter seinem Klammergriff hervor.
    »Zeit«,
höhnte er. »Die kannst du haben. Gleich werde ich dir die ganze Ewigkeit
verpassen.«
    Etwas wie
ein riesiger Schlund aus tausend Saugfäden sog ihren Atem in sich hinein,
drückte ihre Brust ein. Ihr Gesicht verfärbte sich kalkweiß, ihre Kräfte
schwanden. Ohrthor fühlte unter seinen Händen den Herzschlag des Mädchens
erlahmen. Er grinste schief. Ein Zucken ging über seine Glatze.
    Clara war
es, als würde sie in silbrigem Nebel versinken, als würde sie schrumpfen, bis
nichts mehr von ihr übrig war. Sie röchelte.
    Verschwommen
tauchte Pedro auf, sein heißer Atem auf ihren Lippen - unter der Buche. Nie
mehr würde sie ihn sehen. Tränen liefen ihr über die Wangen.
    Ohrthor
betrachtete das tränennasse kleine Gesicht. Wieder ging ein Zucken über seine
Glatze. Für einen Moment lockerte er seinen Griff.
    Glasscherben!,
schoss es Clara durch den Kopf. Goldmund mag keine Glasscherben! Mit letzter
Kraft stieß sie das Geräusch von klirrenden Glasscherben aus.
    Goldmund
bekam einen so gewaltigen Schluckauf, dass er auf und ab sprang. Augenblicklich
ließ das Saugen und Drücken nach. Fürs erste war er außer Gefecht gesetzt.
    Ohrthor
starrte seine Erfindung ungläubig an und schraubte Clara mit seinen Händen noch
fester auf den Boden. Sie rang nach Luft.
    Plötzlich
drang aus dem kreideweißen Mund des Mädchens ein Geräusch, als würden riesige
Steinplatten auseinander brechen. Die ganze Gruft hallte davon wider. Ohrthor
war so verblüfft, dass er Claras Arme losließ. Sie befreite sich mit ihrem
letzten Funken Leben aus seinem Griff.
    »Clara!
Clara!« Das war Dragus Stimme! Endlich, endlich war er da!
    »Wag es
nicht, sie anzurühren!», schrie Dragu und rannte zu ihr. Er riss sie hoch, nahm
sie in die Arme, und rannte mit ihr zum Ebenholzportal. Doch Ohrthor war
flinker. Er stellte sich Dragu in den Weg, versetzte ihm mit der Faust einen
Hieb ins Gesicht, dass er in die Knie ging.
    »Das
Mädchen gehört mir – sie hat die Geräusche nicht erraten!«
    Dragu hielt
Clara festumfangen. Nie würde er sie hergeben, niemals!
    Ohrthor hob
beide Fäuste und schlug ihm mit voller Wucht auf die Ohren. Dragu sank in sich
zusammen, Clara glitt ihm halb ohnmächtig aus den Armen. Beinahe wäre sie die
steinernen Treppen hinuntergerutscht, die neben ihr steil in die Tiefe führten.
    Dragu schnellte
wie eine Schlange über den Boden, umklammerte blitzschnell Ohrthors Bein und
zerrte mit Leibeskräften daran. Aber Ohrthor blieb wie angewurzelt stehen.
Durch die Eisenpranke an seinem Knie hatte er sich einen außerordentlichen
Gleichgewichtssinn antrainiert. Er versetzte Dragu mit dem freien Fuß gewaltige
Tritte, doch Dragu verbiss sich in seinen Knöchel. Ohrthor schrie auf vor
Schmerz und stürzte.
    »Du mieser
Wurm», keuchte er. »Du machst mir keinen Strich durch die Rechnung! Du nicht!«
    Die Männer
verkeilten sich ineinander, polterten über den Boden und keuchten, dass die Gruft
davon widerhallte.
    Mehr tot
als lebendig lag Clara auf dem Boden. Dragu versetzte ihr mit einem Fuß einen
heftigen Schubs. Sie fiel die steilen Treppen hinunter. Fiel und fiel. In
schwarze Finsternis. Ihr war, als brächen ihr alle Knochen.
    Dann plötzlich etwas
wie felsiger Grund, auf dem

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