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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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wie er Goldmund
gemacht hat! Ihre Augen saugten sich an den Zeichnungen fest, aber sie verstand
rein gar nichts. Sie blätterte mit zitternden Händen weiter.
     
    Das
blinde Mädchen ist da! Habe es heute hergeholt. Der Bursche, ihr Freund hat geglaubt,
er kann mit ihr abhauen auf seinem Gaul. Zum Lachen!
    So
ein Mist aber auch, dass ihr das Musikinstrument aus der Hand gefallen ist, als
ich sie zu mir aufs Motorrad holte! Die Saiten sind gerissen! Verdammt! Bin zu
schnell an die beiden ran gefahren! Das wunderbare Instrument ist zerbrochen!
    Jetzt
hält die Kleine dauernd die zwei Saiten umklammert, als wäre sie mit ihnen
verwachsen. Ist wie versteinert, die Kleine, sagt kein Wort. Habe ihr
versprochen, dass ich ihr nichts tun werde, dass sie ihr Instrument
wiederkriegt. Klar, helfen tut das nicht.
    Ich
muss ihren Freund herlocken, dieses Kalbsgesicht. Der hat das Instrument. So
wie ich den einschätze, wird er versuchen das Ding zusammen zu kleben – als
Erinnerung. Hi hi. Den Burschen werde ich dann gleich da behalten. So einen
brauche ich hier. Irgendwer muss für mich draußen die Besorgungen machen. Ich
kann mich draußen nicht blicken lassen. Der schon.
     
    Clara
blätterte weiter, jetzt waren ganze Seiten herausgerissen. Dann wieder eine Tagebuchnotiz:
     
    So
aufgeregt war ich schon lange nicht mehr! Es ist gelungen! Habe die
Mikroorganismen isoliert und in einer meerwasserähnlichen Substanz verdichtet.
Unter dem Mikroskop glitzern und blitzen sie wie Millionen kunstvoll
geschliffene Diamanten. Was für ein Anblick! Und das alles in einem winzigen
Tropfen grünem Meerwasser! Ich glaube, ich werde sie Smaraggs nennen.
     
    Dann
zahllose Skizzen von Wassertropfen, Oktagonen, geschliffenen Diamanten, von
Seeanemonen, Korallenbäumen und Seeigeln, dann, einige Seiten später, wieder
ein Tagebucheintrag:
     
    Das
Speichern von Schallwellen ist geglückt. Aber ich will mehr! Viel mehr! Ich
will menschliche Schwingungen isolieren und speichern, und ich habe eine Idee,
wie... Jetzt ist aber allerhöchste Zeit, dass ich einen Geheimcode für meine
Forschungen entwickle. Vielleicht stöbert mich hier doch mal jemand auf. Und
dann soll keines von diesen Arschlöchern auch nur die winzigste Chance haben
herauszufinden, wie ich ...
     
    Der
Rest der Seite war herausgerissen. Es folgten Blätter, übersät mit den hieroglyphenartigen
Geheimzeichen, die sie vorhin gesehen hatte. Hastig griff sie nach dem nächsten
Band im Regal.
    Da
hörte sie Schritte! Seine Schritte!
    Blitzschnell
huschte sie zurück in die Gruft und zwängte sich unter den Sarkophag.
     

Perfekt durchdacht
     
    Ohrthor
betrat die Gruft.
    Nur eine
Armlänge entfernt von ihrem Versteck sah sie seine Bikerboots vorüberhumpeln,
verkrustet von Schlamm und Erde. Kaum zwei Meter von ihr entfernt setzte er
sich auf den Boden, das Gesicht ihr zugewandt.
    Lieber
Himmel, bitte mach, dass er mich nicht sieht, flehte sie innerlich.
    Er stellte
den schwarzen Koffer vor sich auf den Boden. Zwei Handgriffe, und der Deckel
klappte auf.
    »Aufwachen!
Zuckerschnute! Aufwachen!« Und er streichelte mit dem Zeigefinger sachte über
die goldenen Lippen. Dass dieser Mann so zart sein konnte, überraschte Clara.
Er begann eine Melodie zu pfeifen und Goldmund fing an sich zu regen und gähnte
ausgiebig. Dann schmatzte und summte er, als müsste er sich erst einmal
warmlaufen. Bald erfüllte der wundersame, betäubende Geruch, den sie so gut
kannte, die Gruft.
    »So nu
gibt’s erst mal Veilchenpastillen für dich und mich, hmmm  das mögen wir
beide, was... « Er öffnete ein Döschen und holte violette Pastillen daraus
hervor. In der Stille die eintrat, hörte sie ein genüssliches Lutschen.
    Dann zog Ohrthor
einen Tabaksbeutel aus seiner Lederjacke, drehte eine Zigarette, steckte sie in
eine silberne Zigarettenspitze, schob sie Goldmund zwischen die Lippen und gab
ihm Feuer. Goldmund blies kreisrunde Rauchringe in die Gruft.
    »Eine
Zigarettenpause für uns, Goldmäulchen. Das haben wir uns verdient.« Ohrthor
häufte erneut Tabak auf Zigarettenpapier. »Mal abwarten, wie unser Experiment
mit dem Fischermann läuft.« Er steckte die Zigarette in eine Spitze, die die
Form eines Skorpions hatte, ein Feuerzeug flammte auf, und Ohrthor tat einen
tiefen Zug.
    »Aber das
mit dem Mädchen gefällt mir nicht, Goldschnäuzchen. Irgendetwas ist da schief
gelaufen. Damit habe ich nicht gerechnet!« Er schüttelte fassungslos den Kopf.
»Dragu, hat doch wirklich ein Mädchen

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