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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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McCaskell. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja … ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihren Anruf, Sir. Irgendetwas Schreckliches geschieht, und Dr. Tennant hat die ganze Zeit vergeblich versucht, deswegen den Präsidenten zu warnen.«
    »Bitte versuchen Sie, sich zu beruhigen, Doktor. Ich weiß, dass Sie einen medizinischen Notfall haben, deswegen werdeich Dr. Ravi Nara jetzt in einer Konferenzschaltung hinzunehmen. Man hat mir gesagt, er wäre der einzige Mann, der über die Kenntnisse verfügt, Dr. Tennants Krankheit zu heilen.«
    Rachel versteifte sich bei der Nennung von Naras Namen. In der Leitung knackte es, als wäre die Verbindung unterbrochen worden.
    »Dr. Nara?«, fragte McCaskell. »Sind Sie da?«
    Eine akzentfreie Stimme in einer höheren Tonlage meldete sich. »Ja, hallo? Dr. Weiss? Hier spricht Ravi Nara. Können Sie mich hören?«
    »Ja.«
    »Wenn ich richtig informiert wurde, ist Dr. Tennant in ein Alpha-Koma gefallen, stimmt das?«
    »Nicht genau. Auf dem EEG zeigen sich hin und wieder Beta- und Theta-Wellen. Dann verschwinden sie wieder, bis auf die Alpha-Wellen. Ich fürchte, er wird aufhören zu atmen.«
    »Nein, das wird er nicht. Ich bin selbst sechs Tage nach dem Super-MRI-Scan in ein Alpha-Koma gefallen. Sie wissen Bescheid über dieses Gerät?«
    »Ja.«
    »Ich war zweiunddreißig Stunden lang im Koma und bin ohne bleibende Schäden wieder aufgewacht. Ich erwarte, dass David jetzt auch jeden Moment wieder aufwacht.«
    Die Zuversicht in Naras Stimme war belebend. Der Nobelpreisträger war in der gesamten medizinischen Fachwelt bekannt, und es fiel Rachel schwer, seinen Worten zu misstrauen, insbesondere, wenn sie Hoffnung gaben, so wie jetzt.
    »Dr. Nara, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Ich werde selbst zu Ihnen und David kommen«, fuhr Ravi Nara fort. »Man hat mir mitgeteilt, dass der Präsident bereits Arrangements trifft, um David in eine sicherere Einrichtung bringen zu lassen. Ich bin in vierzehn Stunden bei Ihnen in Jerusalem.«
    »Mein Gott!«
    »David wird bis dahin aller Wahrscheinlichkeit nach wiederwach sein, aber geraten Sie nicht in Panik, sollte das nicht der Fall sein. Wir werden diese Sache einen Schritt nach dem anderen angehen. In Ordnung?«
    Rachel war überwältigt. »Ja. Danke sehr, Dr. Nara. Ich kann es kaum erwarten, Sie kennen zu lernen.«
    »Und ich freue mich darauf, Sie kennen zu lernen, Doktor. Auf Wiederhören.«
    Es klickte in der Leitung, und Nara war weg. McCaskell war noch da. »Geht es Ihnen jetzt ein wenig besser, Dr. Weiss?«
    »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen für alles danken soll, Sir.«
    »Sie bekommen Ihre Chance, keine Sorge. Wir werden bald wieder miteinander sprechen.«
    Rachel legte auf und atmete ein paar Mal tief durch. Dann wischte sie sich mit einem Kleenex über das Gesicht und stieß die Tür zum Behandlungszimmer auf.
    David saß auf dem Untersuchungstisch, die Augen weit aufgerissen. Tränen strömten ihm über die Wangen.

34
    I ch öffnete die Augen wie ein Neugeborener, verblüfft von der schieren Helligkeit der Welt. Während ich noch in das Licht der Glühbirne an der Decke blinzelte, meldete sich mein Körper mit rasendem Hunger und einem überwältigenden Bedürfnis, die Blase zu leeren. Ich setzte mich auf und blickte mich um. Ich befand mich in einem ärztlichen Behandlungszimmer. Ich hatte in Dutzenden wie diesem hier gearbeitet.
    Wasser, dachte ich. Ich brauche Wasser.
    Irgendwo in einem Nachbarraum sagte eine Frau: »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen für all das danken soll, Sir.« Ihre Stimme kam mir bekannt vor. Ich lauschte, doch es folgten keine weiteren Worte.
    Eine Tür wurde geöffnet, und Rachel kam ins Zimmer. Als sie mich sah, erstarrte sie und riss die Hand an den Mund. Dann kam sie zu mir gestürzt.
    »David! Kannst du mich hören?«
    Ich hob die Hand, und sie hielt inne.
    »Du warst in einem Koma, du warst fast …«, sie blickte auf die Uhr, »… fast fünfzehn Stunden weg, David. Alpha-Koma, fast die ganze Zeit! Ich dachte schon, du wärst hirntot!« Sie deutete auf mein Gesicht. »Warum weinst du?«
    Ich wischte mir über die Wangen. Als ich die Finger zurückzog, waren sie nass. »Ich weiß es nicht.«
    »Erinnerst du dich, was vorher war? Den Anfall in der Kirche?«
    Ich erinnerte mich, dass ich niedergekniet war und meineFinger durch ein Loch in einer Silberscheibe gesteckt hatte. Ein Energiestrom war durch mich hindurchgeschossen, direkt in mein Gehirn, und es war unerträglich

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