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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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das Laken fiel zu Boden.
    »Wenn wir hier bleiben, werden wir nicht lange genug leben, um den Präsidenten zu treffen. Ich habe etwas sehr Wichtiges zu erledigen. Bitte hol mir meine Sachen, ja?«
    Als Rachels Blick zu einer Plastiktüte in der Ecke wanderte, riss ich mir die Nadel aus der Vene. Dunkles Blut lief über meinen Handrücken. Ich drückte auf die Wunde, dann ging ich zur Arbeitsfläche und fand ein Glas mit kleinen Pflastern darin. Rachel sah, was ich vorhatte, und half mir, indem sie das Pflaster straff über die Punktion klebte.
    »Lass die Hand noch eine Weile drauf«, sagte sie. Dann ging sie in die Ecke, holte die Plastiktüte und schüttete den Inhalt auf die Liege. »Deine Sachen«, sagte sie.
    An einer Wand stand ein Nachtstuhl, doch es gab keinen Schirm und keine Abtrennung, hinter die ich mich hätte zurückziehen können.
    »Ich brauche das da«, sagte ich und deutete auf den Nachtstuhl.
    »Geh nur. Ich hab so was schon mal gesehen.«
    Ich ging zum Nachtstuhl und wandte ihr den Rücken zu.
    »Warum glaubst du, dass jemand herkommt, um uns zu töten?«, fragte Rachel.
    »Weil sich in ihren Köpfen nichts geändert hat. Und jetzt wissen sie, wo wir sind.«
    »Du vertraust immer noch niemandem? Nicht einmal dem Präsidenten?«
    »Der Präsident hat nicht die geringste Ahnung, was in Wirklichkeit geschieht.«
    Ich kehrte zum Untersuchungstisch zurück und schlüpfte in mein Hemd; dann schlang ich mir den Geldgürtel um die Hüfte.
    »Aber wohin willst du?«, fragte Rachel.
    »White Sands.«
    »Wohin?«
    »White Sands Proving Grounds.« Vorsichtig stieg ich in meine Hose, dann setzte ich mich auf den Boden, um die Schuhe anzuziehen. »Ein Waffenerprobungsgelände. Es liegt in New Mexico.«
    »Warum willst du ausgerechnet dort hin?«
    »Weil dort der echte Trinity-Prototyp steht.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es einfach.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du machst mir Angst, David.«
    »Denk nicht darüber nach.«
    »Warte.« Sie hob die Hand. »Das war es, was in Andrew Fieldings Brief war, habe ich Recht? Weißer Gipssand. White Sand. Das wollte er dir sagen, nicht wahr? Wo der zweite Trinity-Prototyp steht.«
    »Ja. Er wollte es mich wissen lassen, aber er wollte nicht, dass irgendjemand, der den Brief abfängt, herausfindet, dass er Bescheid weiß.« Ich sah zu der geschlossenen Tür. »In welchem Teil des Krankenhauses befinden wir uns?«
    »Immer noch in der Notaufnahme.«
    »Das ist gut. Die Notaufnahme ist im Erdgeschoss. Du kennst den Weg nach draußen?«
    »Ja, aber …«
    Ich stand auf und nahm ihre Hand. »Alles hat sich geändert, Rachel. Ich weiß nun, was ich tun muss. Aber wir müssen hier weg, sofort .«
    In ihren Augen sah ich, wie ihr Vertrauen in mich Risse bekam unter dem Gewicht ihrer Erfahrung als Psychiaterin und ihrem Wunsch, die Gefahr zu verdrängen.
    »Ich liebe dich«, sagte ich. »Bitte hilf mir.«
    Sie schloss die Augen und seufzte. Dann ging sie zum Fenster und versuchte es zu öffnen. Es war verschlossen und verriegelt.
    Ich ging zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Draußen saßen zwei Krankenschwestern an einem Aufnahmeschalter, doch sie waren von mir abgewandt. Eine hielt einen Telefonhörer in der Hand und redete hinein.
    »Was ist hinter den beiden Krankenschwestern?«, fragte ich Rachel flüsternd.
    »Ein Gang, der nach draußen zur Auffahrt führt. Ein Wächter steht dort.«
    Der Wächter war wahrscheinlich dort postiert, um Personen am unbefugten Betreten des Krankenhauses zu hindern, nicht am Verlassen. Andererseits konnte man in Israel nie wissen.
    Die Krankenschwester, die nicht telefonierte, erhob sich von ihrem Platz und ging in ein Behandlungszimmer. »Mach dich bereit«, sagte ich zu Rachel. Als die andere Schwester abgelenkt war, durchquerten wir rasch das Aufnahmezimmer und betraten den nach draußen führenden Korridor.
    Rachel winkte dem Wachmann an seinem Schalter zu und machte Anstalten, mich an ihm vorbeizuführen.
    Der Wachmann sagte irgendetwas auf Hebräisch.
    Rachel wurde langsamer, blieb aber nicht stehen. »Sprechen Sie Englisch?«
    »Ein wenig«, antwortete der Wachmann.
    »Dr. Weinstein hat gesagt, ich solle darauf achten, dass sein Patient heute Morgen ein wenig frische Luft bekommt. Kennen Sie Dr. Weinstein?«
    Der Wächter blickte verwirrt drein. Dann lächelte er und winkte, als wollte er sagen: »Gehen Sie nur, gehen Sie.«
    Wie spazierten ungehindert hinaus in die Morgensonne.
    Zwei Krankenwagen waren unter einem

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