Geraubte Erinnerung
triviale Sorgen endgültig vorüber. »Verbinden Sie mich mit Zach Levin im Prototyp-Komplex.«
Geli wählte die Nummer und hielt dem alten Mann den Hörer ans Ohr.
»Zach?«, fragte Godin. »Hören Sie mir genau zu. In nomine Patri et Filii et Spiritus sancti.«
Geli konnte schwach verstehen, was Godins Gesprächspartner sagte.
»Sind Sie ganz sicher, Sir?«, fragte Levin. »Fieldings Modell ist erst bei einundachtzig Prozent.«
»Dann wird eben mein Modell die finalen Algorithmen lösen müssen«, antwortete Godin.
Levin zögerte. »Ist dies das Ende?«, fragte er schließlich.
Godins graue Lippen bewegten sich kaum. »Noch nicht. Allerdings werden wir uns vielleicht nicht wieder auf diese Weise unterhalten, Zach. Sie sollten sich auf Besucher vorbereiten.«
»Haben wir bereits, Sir. Ich habe Soldaten draußen vor demKomplex reden hören. Sie sagen, der General wäre auf dem Weg hierher.«
Geli wurde innerlich eiskalt.
Godin hustete in den Hörer. »Vergessen Sie nicht, Zach … für mich ist es nicht mehr das Ende. Es ist erst der Anfang.«
»Es war mir eine Ehre, für Sie zu arbeiten, Sir. Und ich werde da sein für Sie, sobald der Trinity-Zustand erreicht ist.«
Peter Godin schloss die Augen. »Leben Sie wohl, mein Freund.«
Geli legte den Hörer auf die Gabel zurück. Wie nah war ihr Vater inzwischen? Fort Huachuca lag nur dreihundert Meilen entfernt. General Bauer war der dortige Kommandant und verfügte über dementsprechend große Ressourcen. Er konnte zehn Minuten, nachdem Tennant sich an die Öffentlichkeit gewandt hatte, bereits in der Luft und auf dem Weg hierher gewesen sein.
Godins Hand berührte Gelis Unterarm, und sie schrak aus ihren Gedanken. »Verstehen Sie, was nun geschehen wird, Geli?«
»Ja, Sir. Levin wird Dr. Fieldings Modell aus dem Prototypen löschen und dafür das Ihre laden. Irgendwann im Lauf der nächsten Stunden werden Sie den Trinity-Zustand erreichen. Sie werden der Trinity-Computer sein. Oder umgekehrt.«
Godin nickte müde. Die Ereignisse der letzten Minuten hatten ihn erschöpft. Sein Atem ging nur noch mühsam.
»Aber wie hilft Ihnen das weiter, Sir?«, fragte Geli. »Selbst wenn Trinity funktioniert, müssen sie nichts weiter tun, als den Prototyp abzuschalten, oder? Die Energiezufuhr unterbrechen.«
»Skow sucht wahrscheinlich in diesem Augenblick nach einer Möglichkeit, dies zu bewerkstelligen. Aber keine Sorge, es wird ihm nicht gelingen.«
»Mein Vater wird hier mit Truppen und Waffen erscheinen, Sir.«
Godin schloss die Augen. »Überlassen Sie das alles unbesorgt mir, Geli. Mit ein wenig Glück müssen Sie niemanden erschießen. Am allerwenigsten amerikanische Soldaten.«
Geli wollte schreien. Der alte Mann schien nicht zu begreifen,welche Kräfte ihm bald gegenüberstehen würden. Der Prototyp-Komplex war ein massives Gebäude, doch Horst Bauer hatte im Verlauf seiner Karriere schon ganz andere Bunker geknackt.
»Ich muss lange genug leben, um es zu sehen«, murmelte Godin. »Halten Sie Ihre Waffe bereit, Geli.«
Geli setzte sich auf den Boden, den Rücken gegen die Wand gelehnt, und richtete ihre Walther auf die Tür.
36
A ls ich an der Tür des Mossad-Gebäudes meinen Namen nannte, wurden wir sofort nach drinnen gezerrt und nach Waffen durchsucht. Unser Geld und unsere Papiere wurden konfisziert. Anschließend wurden wir in einen weiß gestrichenen Raum gesperrt, in dem es lediglich einen Tisch und drei Stühle gab.
Ein Beamter in Zivil kam und verlangte den Grund unseres Kommens zu erfahren. Ich sagte ihm, dass ich den höchstrangigen Offizier des Mossad zu sprechen wünschte. Er bedrängte mich nach weiteren Informationen, doch ich weigerte mich, mehr zu sagen. Schließlich verließ er den Raum und sperrte hinter sich ab.
Vierzig Minuten vergingen.
Rachel sagte nichts. Sie schien zu begreifen, dass jedes unserer Worte von versteckten Mikrofonen aufgezeichnet werden würde. Trotz meines dringenden Wunsches, nach New Mexico zu fliegen, erfasste mich eine beinahe übernatürliche Ruhe. Rachel schien es zu spüren, denn sie nahm meine Hand in die ihre, als könnte sie Kraft daraus schöpfen.
Als die Tür endlich wieder geöffnet wurde, kam ein kleiner Mann mit der ledrigen Haut eines Wüstenkriegers herein und nahm am Tisch Platz. Er war Mitte fünfzig und trug staubige Khakikleidung und zerschrammte Stiefel. Seine vollen Haare waren weiß, und er besaß die wachsten Augen, die ich je gesehen hatte.
»David Tennant«, sagte er mit einem
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