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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Nachrichtensprecher die Bedeutung Trinitys mit jener der Klonkontroverse des Jahres 1998. Doch die Implikationen von Trinity machten Dinge wie Klonen nahezu passé. Als Generalmajor Kinski nach dem sechsten Gespräch wieder nach vorne kam, tippte er mir auf die Schulter. Ich blickte auf und sah, dass sein Gesicht maskenhaft starr war vor Besorgnis.
    »Was gibt es?«, fragte einer der jüdischen Wissenschaftler vom Chaim Weizmann Institut. »Was ist nun schon wieder passiert?«
    Der Leiter des Mossad rieb sich über das gebräunte Kinn. »Verschiedene Computerexperten überall auf der Welt haben festgestellt, dass irgendetwas im Internet geschieht.«
    »Was denn?«
    »Eine unbekannte Entität hat sich systematisch Zugang zu jedem größeren Netzwerk und jeder Datenbank auf der ganzen Welt verschafft. Konzerne, Banken, Militärbasen, abgelegene Verteidigungseinrichtungen. Sicherheitsvorkehrungen wie Firewalls vermögen sie kaum zu verlangsamen. Man spekuliert bereits öffentlich darüber, dass es das Werk des Trinity-Computers ist.«
    »Vielleicht handelt es sich aber auch nur um das Werk eines talentierten Hackers«, spekulierte einer der Wissenschaftler. »Oder einer Gruppe von Hackern. Zerstört diese Entität Dateien?«
    »Nein. Sie sichtet lediglich alles. Es ist fast so, als würde sie ein Verzeichnis der gesamten Computerwelt erschaffen. Einige Amateure – Hacker – behaupten, den Ursprung dieser Sondierungen bis nach New Mexico zurückverfolgt zu haben.«
    »Dann denke ich, wir sollten davon ausgehen, dass es sich um Trinity handelt«, sagte der Wissenschaftler vom Weizmann Institut. »Ich verstehe nur nicht, warum jemand nicht einfach die Stromzufuhr zu diesem Gerät abgeschaltet hat.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Godin hat das seit langer Zeit geplant. Ich vermute, dass das Abschalten des Geräts katastrophale Folgen hätte.«
    Generalmajor Kinski war den Wissenschaftlern eindeutig einen Schritt voraus. »Wir haben nun groß und breit über das Design und die Fähigkeiten dieses Computers diskutiert. Was wir noch nicht besprochen haben, sind die Absichten, die er möglicherweise verfolgt.«
    »Die einzige Chance, ihn zu verstehen, besteht darin, Peter Godin zu verstehen«, sagte ich. »Wenn ein Neuromodell erfolgreich geladen wurde, dann das von Godin.«
    »Sie kennen den Mann seit zwei Jahren. Was können Sie uns über ihn erzählen?«
    »Er ist ein Genie.«
    »Offensichtlich.«
    »Er hat eine sehr entschiedene Meinung, was Politik angeht.«
    »Und wie lautet diese Meinung?«
    »Er hat einmal gesagt, dass das Prinzip Ein Mann, eine Stimme Amerika einst groß gemacht hätte und dass das gleiche Prinzip letzten Endes zum Untergang der Vereinigten Staaten führen würde.«
    Kinski lachte bellend. »Was noch?«
    »Godin hat sich tief in Geschichte und politische Theorien eingelesen, und er besitzt Kenntnisse in Philosophie. Er ist nicht religiös.«
    »Ich nehme an, dass er wie alle sehr erfolgreichen Männer ein starkes Ego besitzt?«
    Ich nickte.
    »Ich kenne mich ein wenig in Geschichte aus«, sagte der Leiter des Mossad. »Gib einem brillanten Mann unbeschränkte Macht, und du hast einen Berg riesiger Probleme.«
    Die Wissenschaftler nickten ernst, doch die Begabung des Generals, das Offensichtliche zu verkünden, brachte mich zum Lächeln.
    »Erzählen Sie mir eines, Doktor«, wandte Kinski sich an mich. »Warum wollen Sie so unbedingt nach White Sands?«
    »Ich will ihn aufhalten. Peter Godin, meine ich.«
    »Und wie wollen Sie das anfangen?«
    »Indem ich mit ihm rede.«
    »Sie glauben, Sie können ihn aufhalten, indem Sie mit ihm reden?«
    »Ich bin der Einzige, der ihn aufhalten kann.«
    Kinski schüttelte den Kopf. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Das wollen Sie nicht wissen.«
    Er sah mich an wie einen abgerissenen Landstreicher auf der Straße. »Doch, will ich.«
    »Ich habe mich falsch ausgedrückt, General. Ich hätte sagen sollen, Godin ist der Einzige, der es kann. Er muss sich selbst aufhalten.«
    »Der amerikanische Präsident könnte diesbezüglich eine andere Meinung haben. Ganz zu schweigen von seinen Generälen.«
    »Das ist genau meine Befürchtung.« Ich rieb mir mit beiden Händen übers Gesicht. »Ich würde mich jetzt gern ein wenig hinlegen, falls möglich.«
    Kinski tätschelte meine Schulter. »Bald, Doktor. Nur noch ein paar Fragen. Gentlemen?«
    Ich sah zu Rachel. Sie schüttelte den Kopf, dann erhob sie sich und entfernte sich durch den Mittelgang in den hinteren Teil des

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