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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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hat er Godins Verstand nicht beeinträchtigt. Ich glaube, das ist nicht einmal jetzt der Fall, in diesem Augenblick.«
    General Bauer musterte Ravi gebieterisch. »Aber Sie würden vor einem Kongressausschuss auch etwas anderes aussagen.«
    Ravi wich seinen Blicken aus. »Das ist durchaus möglich, Sir. Es ist ein komplizierter Fall.«
    »Skow hat mir berichtet, Sie hätten versucht, ihn umzubringen. Godin, meine ich.«
    Ravi wusste nicht, was er darauf antworten sollte.
    Bauer grinste gemein. »Bleiben Sie in der Nähe, Doktor. Kann sein, dass ich sie noch brauche.«
    Ravi neigte den Kopf.
    Ewan McCaskell marschierte in Begleitung zweier Agenten des Secret Service in den Einsatzraum. Wie Skow stammte auch McCaskell aus Massachusetts, doch er hatte die Gestelztheit seiner Klasse längst hinter sich gelassen. Der Stabschef des Weißen Hauses besaß schwarzes Haar und trug einen navyblauen Anzug, der so dunkel war, dass er schwarz wirkte. Er nahm den Platz am Kopfende des Tisches ein und bedeutete General Bauer mit einer Handbewegung, sich zu seiner Rechten zu setzen. Skow war zurückgekehrt und setzte sich weiter unten an den Tisch. Als der General Ravi zu sich winkte, kam dieser ebenfalls an den Tisch. Er nahm den Platz am unteren Ende ein, gegenüber von McCaskell.
    »Peter Godin wird in wenigen Minuten hier sein«, meldete Skow. »Sie bringen ihn mitsamt seinen Lebenserhaltungsapparaten her.«
    McCaskell nickte und blickte die Männer um den Tisch der Reihe nach an. Seine Augen waren wie Laser. »Gentlemen«, begann er. »Ich bin hier, um die Lage einzuschätzen und darüber hinaus jede Aktion mit dem Präsidenten abzuklären, bevor sie durchgeführt wird.«
    General Bauers Gesicht wurde starr.
    »Doch zuerst einmal«, fuhr McCaskell ungerührt fort, »werden wir erörtern, wie diese nicht autorisierte Forschungsanlage überhaupt entstehen konnte und wessen Köpfe auf dem Hackklotz landen, wenn diese Geschichte vorbei ist.«
    Skow senkte den Blick.
    »Peter Godin hat dem Präsidenten erzählt, das keines dieser Gehirnmodelle bisher in den Computer geladen wurde, doch die Medien lamentieren über einen Computer, der das gesamte Internet übernimmt. Irgendetwas passiert im Internet. Womit genau haben wir es hier eigentlich zu tun, Gentlemen?«
    General Bauer ergriff das Wort. »Ich denke, Mr Skow und Dr. Nara sind besser geeignet als ich, um über diese Angelegenheit zu sprechen.«
    »Dann sollten sie endlich damit anfangen!«, brüllte McCaskell.
    »Wir haben es hier mit etwas zu tun, für das es in der Geschichte kein Beispiel gibt«, sagte Skow. »Ein Neuromodell wurde in den Computer geladen, das steht mit fast hundertprozentiger Sicherheit fest. Und dieses Neuromodell ist mit ebensolcher Sicherheit das von Peter Godin. Dennoch wissen wir nur eines mit Bestimmtheit: Wir haben es hier mit einer unendlich überlegenen Intelligenz zu tun.«
    Die Antwort gefiel McCaskell ganz und gar nicht. »Aber es ist immer noch Peter Godin, richtig?«
    »Ja und nein«, sagte Skow. »Godins Neuromodell ist sein Bewusstsein im striktesten Sinne. Doch in dem Augenblick, als dieses Bewusstsein in den Computer gelangt ist, begann es mit exponentiell größerer Geschwindigkeit zu funktionieren, als dies in den Grenzen des organischen Hirngewebes der Fall war. Dr. Nara?«
    Ravi betrachtete es als gutes Zeichen, dass Skow das Wort an ihn abgegeben hatte. »Elektrische Signale in Computern bewegen sich ungefähr eine Million Mal schneller, als es in den Neuronen des Gehirns möglich wäre, Mr McCaskell.«
    »Und der Unterschied ist nicht nur eine Frage der Geschwindigkeit«, fügte Skow erklärend hinzu. »Sobald ein Bewusstsein in seiner digitalen Form zu arbeiten anfängt, besitzt es die Fähigkeit, auf eine gänzlich neue Art und Weise zu lernen. Gewaltige Mengen an gespeicherten Daten können heruntergeladen werden. Es wäre möglich – zumindest theoretisch –, dass Godins Techniker, seit der Prototyp den Trinity-Zustand erreicht hat, ununterbrochen Daten ins System laden. Geschichte, Mathematik, Militärstrategie – einfach alles. Außerdem kann der Prototyp ins Internet und auch dort alles in sich aufnehmen, was er findet – und das tut er allem Anschein nach bereits.«
    McCaskell schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Den Trinity-Computer als eine bloße Erweiterung von Peter Godin zu sehen, wäre ein großer Fehler«, sagte Skow. »Godins Neuromodell hat den Menschen Godin vor Stunden hinter sich gelassen. Und eine Stunde ist

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