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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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seufzte tief. »Dieses Wort widert mich an, Mr McCaskell. Männer wie Sie haben es besudelt, haben es zu etwas Schmutzigem gemacht. Ihre Vorstellung von Regieren ist ein Hurenhaus. Ein schäbiger Flohmarkt, wo die Ideale unserer Vorväter für lumpige Almosen verkauft werden.«
    McCaskell blickte den alten Mann an, wie er einen Straßenprediger angestarrt hätte, der sämtlichen Passanten die ewige Verdammnis predigte. Er wollte gerade etwas erwidern, als die Männer hinter ihm am Tisch erschrockene Laute ausstießen.
    Auf dem Hauptbildschirm waren ein paar Zeilen Text in blauer Schrift materialisiert.
    Ich habe eine Botschaft für den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Später werde ich eine Botschaft an die Menschen auf der ganzen Welt verkünden. Versuchen Sie nicht, meine Operationen zu stören. Jede Einmischung wird augenblicklich bestraft. Versuchen Sie mich nicht.
    »Herr im Himmel!«, hauchte Skow. »Es ist wahr! Er hat es tatsächlich geschafft. Wir haben es geschafft!«
    »Ja, das haben Sie«, sagte McCaskell. »Sie arroganter Hundesohn. Und dafür werden Sie hängen.«
    Die erste Botschaft wanderte über den Schirm nach unten, und neue Zeilen erschienen.
    Ich werde lediglich Daten aus dem Lageraum des Weißen Hauses und vom Kommandoposten in White Sands akzeptieren. Sämtliche Kommunikation ist an die Internet-Protokolladresse 105.674.234.064 zu richten.
    »Es weiß, dass wir hier sind«, flüsterte Ravi Nara und blickte sich suchend nach im Raum versteckten Überwachungskameras um.
    »Selbstverständlich weiß Trinity das«, sagte Skow. »Trinity ist Godin. Und Levin wird ihn über alles informiert haben, was bis zu diesem Zeitpunkt geschehen ist.«
    »Sehen Sie!«, sagte McCaskell.
    Eine neue Nachricht lief über den Schirm.
    Lebt Peter Godin noch?
    »Wer redet mit diesem Ding?«, fragte General Horst Bauer.
    »Antworten Sie ihm«, entschied McCaskell.
    Der General signalisierte einem der Techniker an einer Konsole. »Antworten Sie, Corporal. Bestätigen Sie, dass Godin noch lebt. Beginnen Sie den Dialog mit dem Gerät.«
    »Jawohl, Sir!«
    Leises Klicken zeigte an, dass der Corporal eine Antwort in die Tastatur tippte. Fast im gleichen Augenblick glitt eine neue Nachricht über den Plasmaschirm.
    Ich wünsche mit Godin zu sprechen.
    »Tippen Sie ein, was ich sage«, befahl McCaskell.
    General Bauer nickte seinem Techniker zu.
    »Hier ist Ewan McCaskell, der Stabschef des Präsidenten der Vereinigten Staaten.«
    Der Soldat tippte McCaskells Worte ein. Die Antwort kam ohne zeitliche Verzögerung.
    Ich weiß, wer Sie sind.
    »Ich weiß nicht, wer du bist«, sagte McCaskell. »Würdest du dich bitte identifizieren?«
    Der riesige Plasmaschirm wurde für einen Augenblick dunkel. Dann erschienen flackernd zwei Worte und leuchteten stetig.
    Ich bin.
    »Mein Gott«, murmelte Ravi.
    »Tippen Sie Folgendes«, befahl McCaskell. »Antwort nicht verstanden. Bitte identifiziere dich. Bist du Peter Godin?«
    Ich war Godin.
    »Wer bist du jetzt?«
    ICH BIN.
    Die Männer am ovalen Tisch sahen sich an, doch niemand sprach ein Wort. Die Buchstaben auf dem Bildschirm leuchteten sanft weiter, als wüsste die Maschine, dass es eine Zeit lang dauern würde, bis die Menschen ihre Botschaft verstanden hätten. In Ravi stieg eine Angst auf, wie er sie noch nie erlebt hatte, und er sah, dass sich die gleiche Angst in den Augen der anderen widerspiegelte. Allein Peter Godins Gesicht war frei davon. Die blauen Augen des alten Mannes waren weit aufgerissen und auf den Bildschirm gerichtet, und auf seinem faltigen Gesicht lag ein fast kindliches Staunen.

38
    D ie Sonne schien grell und klar draußen vor der Maschine, als wir über den nordamerikanischen Kontinent nach Westen flogen. Die 747 der israelischen El Al war in New York zurückgeblieben. Die Gulfstream, in die der Mossad uns verfrachtet hatte, war im Vergleich dazu winzig, doch weit luxuriöser ausgestattet. Rachel schlief im Heck der Maschine in einem richtigen Bett, seit wir vom JFK gestartet waren. Ich hatte weniger Glück. General Kinski behielt mich vorn, wo ich immer noch einen endlosen Strom von Fragen seitens der israelischen Wissenschaftler über mich ergehen lassen musste. Ich benötigte dringend Schlaf, doch weil der Chef des Mossad dem Piloten jederzeit befehlen konnte, nach New York umzukehren, hatte ich kaum eine andere Wahl, als zu kooperieren.
    Irgendwo über Arkansas schien Kinski endlich zu begreifen, dass ich kurz vor dem körperlichen

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